Florentine arbeitet als Kommunikationsdesignerin. Durch den Lockdown brechen Aufträge aus dem Kulturbereich weg
marx21: Wo arbeitest du? Als was arbeitest du?
Florentine: Ich arbeite zu 50 Prozent als Kommunikationsdesignerin für Grafik und Konzept. Ich bin fest angestellt in einer kleinen Agentur für Kommunikation und Marketing in Esslingen. Außerdem arbeite ich als freischaffende Kommunikationsdesignerin: direkt für Kunden, für andere Designer*innen sowie komplett frei (eigene Projekte).
Wieviele Beschäftigte sind in deinem Unternehmen tätig?
Vier Festangestellte, plus Freiberufler*innen plus Netzwerkpartner*innen.
Arbeitest du während des »Lockdowns«?
Als Angestellte wie zuvor, aber ich habe weniger Auftragsarbeiten als vor dem »Lockdown«.
Wie hat der »Lockdown« deine Arbeit verändert?
Inhaltlich gar nicht unbedingt. Aber ich bin dauerhaft im Homeoffice, d.h. in meinem angemieteten Atelier. Da geht natürlich schon etwas vom Gemeinschaftsgefühl flöten. Auch die Spontaneität fehlt, gerade in der prozessualen Anfangsphase von Projekten. Auf der anderen Seite bringt das Übung im Treffen von Entscheidungen und in klarer Kommunikation. Die aufgehobene räumliche Trennung der beiden Bereiche als Angestellte und Freie fordert das eigene Organisationsgeschick heraus. Nicht immer ganz einfach.
Warst du in Kurzarbeit und was hat das persönlich für dich bedeutet?
Nein. Es gab für die Agentur nicht weniger Aufträge als sonst. Markenkommunikation, Konzepte, Grafikdesign wird von Unternehmen und Verbänden Corona-unabhängig benötigt.
Wenige Aufträge im Kulturbereich
Aber da ich freiberuflich vor allem im Kunst- und Kulturbereich tätig bin, sieht die Auftragslage hier schlechter aus. Das Wort »Kurzarbeit« trifft ja nicht zu, aber durch weniger Aufträge kam und kommt natürlich weniger Geld rein. Mit der halben Stelle kann ich das zum Glück überbrücken. Und Arbeit gibt es für die »Freien« immer… ;-)
Wie ging es den anderen Kolleginnen und Kollegen bei dir im Betrieb?
Die Umstellung auf Homeoffice und Video-Meetings war ungewöhnlich, aber machbar und wegsparend. Diejenigen mit Kindern mussten sich auf das »Durcheinander« zuhause einstellen.
Auch andere Selbstständige haben es anfangs genossen, dass plötzlich alles einen Gang herunter geschaltet war. Es gab mal Zeit zum »Besinnen«, dazwischen hohe kreative Phasen, dann wieder die Sorgen ums Geld und die Zukunft… Und wieder von vorne.
Wie ist der Gesundheitsschutz bei dir im Betrieb geregelt? Fühlst du dich geschützt?
Ja, da ich ihn selber regle!
Was hältst du von der Initiative #ZeroCovid?
Im Grunde gut, aber ich bin misstrauisch. Es funktioniert ja nur, wenn alle mitmachen und das wird nicht der Fall sein. Schulen zu schließen finde ich problematisch, Homeschooling scheint nicht gut zu funktionieren, oder nur für manche.
Was forderst du von deiner Gewerkschaft?
Ich habe keine. Es gibt Berufsverbände für Designer*innen – ob man hier etwas fordern kann…?
»Bezahlung wäre das wichtigste Thema«
Bezahlung wäre das wichtigste Thema, unabhängig vom Lockdown. Grafikdesigner*innen arbeiten bis zur Finalisierung/Veröffentlichung an einem Projekt und werden so auch in der »Bezahlungskette« von Projekttöpfen ganz am Ende eingeordnet. Dabei sind sie – wenn eigenständig – maßgeblich an der Gesamtkonzeption von Kommunikatonsstrategien beteiligt, die den Kern eines Unternehmens oder Inhaltes erst herausbilden.
Was erwartest du von der LINKEN?
Zusätzlich: Dass sie mehr einsteht für Kunst und Kultur und für Einzelstreiter*innen, die keine Gewerkschaften haben.
Der vollständige Name ist der Redaktion bekannt.
Mach mit!
#CovidAtWork – unter diesem Hashtag werden im Zuge des Aufrufes ZeroCovid weltweit Geschichten aus dem Arbeitsalltag gesammelt und veröffentlicht. marx21 beteiligt sich mit einer eigenen Serie namens #Schichtgeschichten, und du kannst dabei helfen. Was erlebst du im Job unter den Bedingungen von Corona? Hier geht es zu unserem Online-Formular: Schichtgeschichten.
Andere #Schichtgeschichten:
- »Ich erwarte, dass meine Gewerkschaft #ZeroCovid unterstützt«
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- »Für Künstler sind Onlineausstellungen kein Ersatz«
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- »Bei der Post hat sich die Arbeitsintensität erhöht«
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- »Unsere Pausenräume sind oft sehr voll«
Schlagwörter: #CovidAtWork, #Schichtgeschichten, #ZeroCovid, Corona, Covid-19