Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist abhängig von Regierungen und Pharmaunternehmen. Sie arbeitet für deren Interessen und nicht für das Wohlergehen der Menschen. Von Hans Krause
Ein Krankenhaus in Wuhan meldete den Gesundheitsbehörden bereits am 27. Dezember 2019 eine verdächtige Häufung von Lungenentzündungen. Doch statt die Ausbreitung des Coronavirus im Keim zu ersticken, drohte der Staat noch im Januar Ärztinnen und Ärzten, die vor der Pandemie warnten, mit strafrechtlichen Folgen wegen Verbreitung von Falschinformationen. Einer von ihnen war der später selbst am Virus verstorbene Arzt Li Wenliang.
Die WHO schweigt
Wertvolle Zeit ist verloren gegangen, weil der Corona-Ausbruch vertuscht wurde, so lange das möglich war. Trotzdem unterstützt die WHO, die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen, fast uneingeschränkt die chinesische Regierung. Generaldirektor Tedros Adhanom sprach mehrfach von ihrer »totalen Offenheit«. Ihre Leistung sei hervorragend und die Welt stünde tief in ihrer Schuld.
Tatsächlich aber hat der chinesische Präsident Xi Jinping erklärt, seit 7. Januar vom Ausbruch in Wuhan gewusst zu haben. Öffentlich bekannt gegeben hat ihn die Regierung jedoch erst zwei Wochen später und damit zehntausende Infektionen in der Region und die weltweite Ausbreitung zugelassen. Die WHO schweigt dazu.
Die WHO handelt nicht unabhängig, sondern ist von ihren Großspendern abhängig. Denn die Pflichtbeiträge ihrer 194 Mitgliedsländer machen weniger als ein Viertel des WHO-Budgets aus. Über drei Viertel kommt von Spenden und diese wiederum stammen hauptsächlich ebenfalls von Regierungen der Industriestaaten sowie von Stiftungen und Organisationen, die von Großkonzernen, auch aus der Pharmaindustrie, kontrolliert werden. Die chinesische Regierung hat vor Kurzem angekündigt, ihre freiwilligen Spenden zu verdoppeln. Diese Spenden sind jedoch zweckgebunden, für eine bestimmte Art der Gesundheitspolitik, wodurch anderes unter den Tisch fällt.
Bill Gates und die Impfallianz
Allein 14 Prozent des WHO-Budgets stammt von »Gavi, die Impfallianz«, einer Stiftung, die vom zweitreichsten Menschen der Welt, Bill Gates, gegründet wurde. Vorstandsvorsitzende ist Ngozi Okonjo-Iweala, früher im Vorstand der Weltbank und Finanzministerin von Nigeria.
Das offizielle Ziel von Gavi ist es, weltweit Impfungen zu verbreiten. Doch auch, wenn Impfungen gegen einige Krankheiten sehr wichtig sind und auch jetzt eine Impfung gegen das Coronavirus dringend gefunden werden muss, so helfen sie nur gegen einen Teil der gefährlichen Krankheiten, aber bei weitem nicht gegen alle.
Impfungen und Medikamente bringen der Pharmaindustrie Milliardenumsätze. Doch einige der wichtigsten weltweiten Ursachen für Krankheit und vorzeitigen Tod sind Armut, falsche Ernährung, Bewegungsmangel und übermäßige Nutzung meist legaler Drogen wie Alkohol und Tabak. Pharmakonzerne verdienen allerdings kein Geld, wenn Menschen durch Vorbeugung und richtige Lebensweise gesund bleiben, sondern nur wenn sie krank werden, Medikamente nehmen oder sich impfen lassen. Weil die WHO ganz überwiegend von Gavi und ähnlichen Organisationen finanziert wird, liegt auch ihr Schwerpunkt auf Impfungen und Medikamenten. Deshalb hat sie 2009 die relativ harmlose Schweinegrippe zur Pandemie der höchsten Gefährlichkeitsstufe erklärt und damit weltweite Käufe eines Impfstoffs für Milliarden von Euro ausgelöst, der niemals eingesetzt wurde.
WHO: Falsche Prioritäten
Im Jahr 2014 kamen die Hilfsmaßnahmen der WHO hingegen sehr spät, als in Guinea, Liberia und Sierra Leone, drei der ärmsten Länder der Welt, die Ebola-Epidemie ausbrach und über 10.000 Menschen tötete. Die Organisation wurde im Wesentlichen erst aktiv, als eine Ausbreitung nach Europa und Nordamerika drohte, und zwar indem sie empfahl, die drei betroffenen Länder komplett zu isolieren.
Die WHO tut nichts gegen das Marketing von Junkfood, das entscheidend für Übergewicht, Gefäßkrankheiten und Diabetes verantwortlich ist. Stattdessen fördert sie den Verkauf von Medikamenten, um diese Krankheiten zu bekämpfen.
Und auch zur Gesundheitsgefährdung durch die explodierten Atomkraftwerke in Tschernobyl und Fukushima hat die WHO keine Meinung. Vielmehr hält sie bis heute die Dokumente zweier UN-Konferenzen zu den Folgen der Tschernobyl-Katastrophe unter Verschluss.
Der Pharmaindustrie verpflichtet
Die WHO fordert jetzt viele Maßnahmen, die in der aktuellen Notfallsituation notwendig sind. Doch verlangt sie niemals das Ende von Vertuschungen wie vor kurzem in China, die Veröffentlichung aller medizinischer Forschungsergebnisse durch Staaten und Konzerne, die Aufhebung von Patenten auf lebenswichtige Medikamente.
Ebenso wenig spricht die WHO über den extremen Personalmangel in Krankenhäusern in Deutschland und anderen Ländern. Sie fragt nicht, warum es in ganz Italien nur 5300 Betten auf Intensivstationen gibt, wodurch Ärztinnen und Ärzte jetzt wie im Krieg entscheiden mussten, welchen Corona-Patienten sie helfen und welche sie sterben lassen müssen.
Die WHO funktioniert nach den Regeln des Kapitalismus und unterstützt die Gesundheit von Menschen hauptsächlich dann, wenn dies den Profitinteressen ihrer Großspender dienlich ist. Eine internationale Organisation, die tatsächlich nur der Gesundheit von uns allen verpflichtet wäre, müsste sich aber gegen die Pharmakonzerne und eine Politik stellen, der Profit wichtiger ist als Menschenleben. Eine solche Organisation wird es wohl erst in einer Welt ohne Kapitalismus geben.
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