Das Mittelmeer, ein zum Rettungsschiff umgebauter altersschwacher Kahn und eine Crew aus Hippies, Punks und Weltverbesserern. Protagonisten aus »Lass uns mit den Toten tanzen«, dem Roman der Sea-Watch-Kapitänin Pia Klemp. Lisa Hofmann hat ihn gelesen
Pia Klemps Roman ist zwar fiktional, aber die Rettungsmissionen, das Agieren der libyschen Küstenwache, das Leid der Geflüchteten und die Menschenrechtsverletzungen, die sie auf drastische Weise schildert, sind real. Der Roman ist aus der Perspektive der Kapitänin einer Rettungsmission geschrieben. Der Leser erlebt durch ihre Brille das nervenaufreibende Suchen nach Schlauchbooten in der Rettungszone, bei der nicht selten die Küstenwache schneller ist. Nicht alle Geflüchteten können gerettet werden. Klemp schildert das zermürbende Warten auf die Einfahrtserlaubnis in einen sicheren Hafen oder das Warten auf ein Schiff, an das die Geflüchteten übergeben werden können.
Pia Klemp schildert in ihrem Roman auch die Kriminalisierung, die sie und ihre Crew erfährt. Auch das Boot ihrer Romanheldin wird beschlagnahmt. Auch ihr drohen wegen Beihilfe zur illegalen Einreise lebenslange Haftstrafen. »Lass uns mit den Toten tanzen« erzählt aber nicht nur drastisch vom Sterben im Mittelmeer. Der Roman gibt auch Hoffnung, dass mit Solidarität und zivilem Ungehorsam die Welt ein Stück besser gemacht werden kann.
Pia Klemp
Lass uns mit den Toten tanzen
September 2019
20,00 Euro
Maroverlag
224 Seiten
Schlagwörter: Buchrezension, Flüchtlingsfrage, Flüchtlingskrise, Flüchtlingspolitik, Mittelmeer, Mittelmeer-Route, Rezension