Felix Klopotek liefert eine historische und beeindruckend detailierte Abhandlung über und ein bedingungsloses Plädoyer für den Rätekommunismus. Von Simo Dorn
Dass die soziale Revolution keine Parteisache ist, war bereits 1920 die Prämisse des Rätekommunismus, als um den Führungsanspruch der Bolschewiki gestritten wurde. Seine Organisationskritik und sein antiautoritäres Auftreten gegenüber Sozialdemokratie und Bolschewismus gleichermaßen war seit Beginn des 20. Jahrhunderts ein Merkmal des Rätekommunismus.
»Alle Macht den Räten« sei nicht allein ein Slogan, sondern ein Versprechen gewesen, dass in Arbeiter:innenräten die Überwindung kapitalistischer Ausbeutung und die Ablehnung bürgerlich-parlamentarischer Politik nicht nur theoretisch zusammenfallen, sondern handfeste Praxis werden.
Die drei Säulen des Rätekommunismus
Klopotek formuliert die drei, nicht unumstrittenen Grundprinzipien des Rätekommunismus als »Die Zuversicht in die Spontanität der proletarischen Massen; die Gewissheit, dass man als proletarische Militante lange Zeit in Theoriezirkeln und Sekten überwintern muss; und als vermittelndes Element die katastrophische Krisentheorie, der zufolge der Kapitalismus in seinen großen Krisen regelrecht gezwungen ist, den Übergang der kommunistischen Bewegung von der Sekte zur Massenbewegung selbst zu schaffen.«
Felix Klopoteks Kritik der marxistischen Theorie ist insgesamt sehr historisch geschrieben, selbstkritisch und bedient sich vieler biografischer Handlungsstränge. Sie thematisiert Erfolge aber auch Krisen der Theorie und beachtet den Antikommunismus nach 1945.
Der Rätekommunismus wird feministisch sein
Auch wenn der Autor als »alter weißer Mann« in den Diskurs einleitet, so wird die tatsächliche Haltung der Theorie selbst nicht überdeckt: Der Rätekommunismus wird feministisch sein – oder er wird nicht sein. Klopotek liefert ein langatmiges, aber bedingungslos revolutionäres Plädoyer gegen den Kapitalismus und für den Kommunismus in und durch die Hand der Arbeiter:innenklasse.
Das Buch:
Felix Klopotek
Rätekommunismus
Schmetterling Verlag 2021
1. Auflage 2021
240 Seiten
12 Euro
Schlagwörter: Buchrezension, Kommunismus