Vor einhundert Jahren versuchten Konterrevolutionäre mit einem Putsch alles hinwegzufegen, was von der Novemberrevolution noch übrig war. Sie wurden von der Arbeiterklasse empfindlich geschlagen. Arthur Radoschewski erzählt die Geschichte des Kapp-Putsches
Vor hundert Jahren in Mitteldeutschland: In Magdeburg laufen Soldaten zu den Arbeiterinnen und Arbeitern über und rüsten sie mit Gewehren, Handgranaten und Minenwerfern aus. In Halle verzeichnen Arbeitermilizen starke Gebietsgewinne und drängen die Reichswehr und die Truppen der »Sicherheitspolizei« immer weiter zurück. In Cottbus entsteht eine 3000 Mitglieder starke Rote Garde. In Thüringen kommt es zu schweren Kämpfen: Gera wird von Arbeitermilizen befreit. Eine Rote Armee wird gegründet, die zwei Reichswehrbattallione einkesselt und zur Kapitulation zwingt. Auch in Weimar bildet sich eine Volkswehr. Suhl und Gotha werden von Arbeiterwehren befreit.
Kapp-Putsch: Reaktion der alten Eliten
Auslöser der Ereignisse war ein Putsch von rechts: Reaktionäre Militärs, Bürokraten und Industrielle versuchten, die Errungenschaften der Novemberrevolution von 1918/19 rückgängig zu machen. Teile der alten Eliten um Generalleutnant Walther von Lüttwitz sowie Generallandschaftsdirektor und Deutsche Bank-Vorstand Wolfgang Kapp versuchten, die Weimarer Koalition aus SPD, der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und dem katholischen Zentrum zu stürzen.
Doch wie konnte die Reaktion so kurz nach der Revolution schon wieder so stark werden? Und wie konnte die Arbeiterklasse der Angriff abwehren, während die »Machtübernahme« der Nazis 13 Jahre später fast ohne Widerstand vonstatten ging?
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Die offizielle Geschichtsschreibung in Deutschland hat, so sehr sie auch den Putsch verurteilt, mehrere fundamentale Schwächen: Die wichtigste ist eine Fehleinschätzung der Position der bürgerlichen Parteien, der Auswirkungen des Putsches und der Gründe für sein Scheitern.
Viele der Putschisten vom März 1920 hatten sich bereits während der Revolution von 1918/19 einen Namen gemacht. Die SPD war aus Angst vor »russischen Zuständen« einen Bund mit der alten Armee und der Staatsbürokratie eingegangen und hatte sich an der blutigen Niederschlagungen der Rätebewegung beteiligt.
Doch die Verbündeten der SPD bei der Konterrevolution wollten hier nicht stehen bleiben. Bereits Mitte des Jahres 1919 begannen sie damit, einen Putsch gegen die junge Republik zu planen. Sie sammelten sich in der Nationalen Vereinigung, bei der es sich um eine Koordinationsorganisation zwischen der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), einer monarchistischen und völkisch-nationalistischen Partei mit mehreren Hunderttausend Mitgliedern, und dem Nationalen Club, einer Vereinigung antikommunistischer und antidemokratischer Kapitalisten und Landbesitzer, sowie den Freikorps handelte. Letztere bildeten gemeinsam mit der Sicherheitspolizei, einer kasernierten paramilitärischen Truppe zur Aufstandsbekämpfung, die Machtbasis der Nationalen Vereinigung.
»Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr«
Den Bestimmungen des Versailler Vertrags zufolge mussten die militärischen Verbände der Weimarer Republik schrittweise abgerüstet werden. Doch da deutsche Truppen nach wie vor im Baltikum aufseiten der Konterrevolution gegen die sowjetrussischen Truppen kämpften – noch immer unter der schwarz-weiß-roten Flagge des Kaiserreichs –, wurden die Freikorps von den Siegermächten der Entente zunächst weiter gebilligt. Als jedoch Anfang des Jahres 1920 der Bürgerkrieg im Baltikum endete, mussten die deutschen Söldner zurückkehren. Die Entente, die die Freikorps nicht mehr brauchte, forderte deren Auflösung. Reichswehrminister Gustav Noske protestierte, musste schließlich aber nachgeben.
Dies stellte die reaktionären Kräfte der Nationalen Vereinigung vor ein Dilemma: Entweder sie würden mit ihrem paramilitärischen Arm um den Preis des Machtverlusts in den Untergrund gehen müssen, wie es später mit der Organisation Consul oder der Schwarzen Reichswehr auch geschah, oder sie würden möglicherweise verfrüht losschlagen und eine Niederlage riskieren.
Sie entschieden sich für Letzteres. Am 13. März rückte die Marinebrigade Ehrhardt, ein Freikorps unter dem Befehl von Marineoffizier Hermann Ehrhardt, gegen Berlin vor. Noske forderte den Chef des Truppenamtes, Hans von Seeckt, auf, die Putschisten zu stoppen. Seeckt weigerte sich jedoch mit der Begründung: »Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr.« Der Regierung blieb daraufhin nichts anderes übrig, als zu fliehen.
Die Geister, die die SPD zur Zerschlagung der Revolution gerufen hatte, wurde sie nun nicht mehr los. Die Marinebrigade rückte ungehindert in Berlin ein. Putschende Soldaten postierten sich mit Transparenten vor dem abgeriegelten Regierungsviertel: »Halt! Wer weiter geht, wird erschossen.«
Wolfgang Kapp wurde zum Reichskanzler erklärt. Zuerst floh die Regierung nach Dresden. Doch der Kommandant der dortigen Reichswehrgarnison weigerte sich, der Regierung Schutz zu garantieren, woraufhin sie nach Stuttgart weiterzog. Während sich einige Generäle und Beamte offen hinter die Regierung oder den Putsch stellten, gingen die meisten den Weg von Seeckt und blieben »neutral«.
Generalstreik gegen den Kapp-Putsch
Um ihre eigene Haut zu retten, beschlossen einige sozialdemokratische Funktionäre, darunter der Gewerkschaftsführer Carl Legien, einen Generalstreik auszurufen. Der Aufruf war unterschrieben von sämtlichen sozialdemokratischen Reichsministern, einige leugneten jedoch, ihre Unterschrift selbst darunter gesetzt zu haben, so auch Noske.
Die Ausrufung des Generalstreiks durch die SPD und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) noch am Tag des Putsches hatte schon am Mittag sichtbare Folgen: In Berlin fuhren die Züge nicht und es gab weder Strom noch Gas. Kapp versuchte, die Streikenden mit der Androhung der Erschießung einzuschüchtern und so unter Kontrolle zu bringen, doch seine Drohungen blieben wirkungslos. Am 14. März weitete sich der Streik auf ganz Deutschland aus. Von den Hamburger Werften bis zu den Münchener Lokomotivwerken, von den Stahlwerken an der Ruhr bis zu den Industriedörfern in Thüringen. Selbst im ländlichen Ostpreußen und Pommern streikten die Landarbeiter. Aber nicht nur Land- und Industriearbeiter, auch die traditionell konservativen Beamten und Angestellten zogen zu großen Teilen mit.
Nachdem die Führung der erst ein Jahr zuvor gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) am ersten Tag des Generalstreiks noch erklärt hatte, dass kein Arbeiter für die Republik einen Finger rühren solle, wurde sie schnell von der Dynamik der Ereignisse überrollt. Schon am nächsten Tag revidierte sie aufgrund des Drucks der eigenen Parteibasis, die sich von Anfang an an dem Streik beteiligte, ihre Position und schloss sich auch offiziell dem Generalstreik an.
Kapp und die Putschisten verhängten die Todesstrafe für Streikende. Doch dadurch sahen sie sich bald einer noch größeren Gefahr gegenüber: einer bewaffneten Arbeitermacht.
Die Arbeiterbewegung übernimmt die Macht
In Thüringen, im Ruhrgebiet und sogar an der Ostseeküste übernahm die organisierte Arbeiterbewegung die Macht. Der Machtbereich von Lüttwitz’ und Erhardts Truppen endete schon an der Berliner Stadtgrenze. Bereits die Außenbezirke wurden von bewaffneten Forst-, Land- und Industriearbeitern kontrolliert. Selbst in den quasifeudalen ostelbischen Gebieten Mecklenburg, Pommern und Schlesien kam es zu Landarbeiteraufständen und zum ersten Mal auch zu gemeinsamen Aktionen von Land- und Industriearbeitern. Vor allem an der Ostseeküste zeigte sich das Potenzial dieser Mischung: Rostock und Stettin hatten Arbeiterwehren mit über 8000 Mitgliedern, während in Wismar bereits die Räterepublik ausgerufen wurde. Auch in Sachsen, Thüringen und Mitteldeutschland sollte es zu erbittertem Widerstand kommen. Vor allem in großen Städten wie Dresden, Leipzig und nicht zuletzt Chemnitz, wo es einen von der KPD geführten Rätekongress gab, organisierten und bewaffneten sich die Arbeiterinnen und Arbeiter. Überall dort, wo es den Arbeitermilizen nicht gelang, die Putschisten zu schlagen, terrorisierten diese die Bevölkerung und mordeten.
Die größten Kämpfe gab es jedoch im Ruhrgebiet: Nachdem sich die Nachricht von dem Putsch wie ein Lauffeuer verbreitet hatte, kam die angestaute Wut der Arbeiterinnen und Arbeiter an der Ruhr über gebrochene Sozialisierungsversprechen, »Befriedung« und eine faktische Militärdiktatur zum Ausbruch: Überall bewaffneten sich Arbeiter unter der Führung von USPD, KPD, SPD und Syndikalisten. General Oskar von Watter, Oberkommandant des Ruhrgebiets, schickte Truppen, um die Arbeiterbewegung zu zerschlagen, allen voran das Freikorps Lichtschlag, welches wegen seiner Brutalität von der Bevölkerung »Freikorps Totschlag« getauft wurde.
Das Freikorps stieß jedoch auf erheblichen Widerstand: Die erste Abteilung brauchte über zwölf Stunden, allein um aus Münster abfahren zu können, da die Bahnarbeiter sich dem Generalstreik angeschlossen hatten. In Annen verlor die Abteilung ihre Pionierkompanie, welche von der örtlichen Arbeiterwehr entwaffnet wurde. Als die Abteilung schließlich in Witten eintraf, stürmten 1500 Arbeiter den Bahnhof und zwangen sie zur Aufgabe. Die zweite Abteilung hatte nicht nur Probleme mit den Eisenbahnern, sondern auch mit den eigenen Soldaten, die nicht für Kapp kämpfen wollten. Nach einer weiteren Zeitverzögerung in Ahlen wurden die 350 Soldaten in Herdecke von etwa 6000 Arbeitern umzingelt und besiegt. Die dritte Abteilung wurde von 12.000 Arbeitern in Dortmund geschlagen. Gleichzeitig konnten die Arbeitermilizen in Kamen die Paderborner Husaren und in Elberfeld das Freikorps Hacketau besiegen.
Kapp flieht, der Putsch scheitert
Aus diesen Kämpfen entstand die Rote Ruhrarmee. Bald schon war eine feste Front der bewaffneten Arbeiterschaft von Münster bis Essen aufgebaut. In die Rote Ruhrarmee konnte eintreten, wer ein Jahr lang Mitglied in einer Arbeiterpartei oder Gewerkschaft war und sechs Monate Kampferfahrung an der Front vorweisen konnte. Die Armee wuchs auf etwa 90.000 Mann an und konnte das von 1000 Soldaten der Sicherheitspolizei und einer rechten Einwohnerwehr besetzte Essen erstürmen. Nun lag nur noch die Garnison Wesel zwischen ihnen und Watters Hauptquartier in Münster.
Die Unfähigkeit der Kapp-Regierung, für »Ordnung« zu sorgen und den Arbeiteraufstand niederzuschlagen, sorgte derweil zunehmend für Unruhe bei den Unterstützern des Putsches. Immer mehr drängten sie auf Verhandlungen mit der alten Regierung in Stuttgart – vor allem, als Gerüchte über einen bevorstehenden kommunistischen Aufstand in Berlin umgingen.
Am 17. März übergab Kapp seinem Mitstreiter Lüttwitz die Regierungsgewalt und floh mit dem Flugzeug nach Schweden. Bereits am Tag darauf war der Putschversuch endgültig gescheitert, die Putschisten flohen.
Nun war es an der Zeit, die rechten Umtriebe in Armee und Staat zu beenden. Freikorps, Junker, Sicherheitspolizei, kaiserliche Bürokratie und rechte Parteien, sie alle hatten entweder Verbindungen zu den Putschisten oder gehörten zu ihnen.
Putschisten bleiben unbestraft
Die SPD-DDP-Zentrums-Koalition war jedoch nicht daran interessiert, gegen sie vorzugehen. Anstatt die Putschisten aus dem Staatsdienst zu entlassen, wurden sie lediglich beurlaubt. Der einzige vor Gericht gestellte Putschist, der Innenminister der Kapp-Regierung, Traugott von Jagow, wurde wegen »selbstloser Vaterlandsliebe« zu nur fünf Jahren Festungshaft verurteilt, wovon er nur drei absaß. Die meisten von ihnen setzten sich wie auch Lüttwitz, Waldemar Pabst oder Erich Ludendorff nach Bayern ab. In Bayern bestand nach dem Ende des Generalstreiks eine besondere Situation: Hier hatten Führer der Einwohnerwehr, der Landespolizei und des Militärs die unklare Situation in Berlin während des Generalstreiks genutzt, um die sozialdemokratisch geführte Landesregierung ebenfalls zu stürzen.
Die Münchener Verschwörer hatten sich vom Berliner Putsch zuvor aber distanziert und der bayerische Ministerpräsident Hoffmann (MSPD) hatte unter den bewaffneten Drohungen der Putschisten offiziell seinen Rücktritt erklärt. Die bürgerliche Mehrheit im bayerischen Landtag legitimierte den Münchener Umsturz im Nachhinein und auch die Reichsregierung zweifelte die Legitimität der neuen bayerischen Landesregierung zunächst nicht öffentlich an. So wurde Bayern ab dem Frühjahr 1920 zur bürgerlichen »Ordnungszelle« des Reiches. Dort waren die offiziell wegen Hochverrats gesuchten Putschisten sicher und trafen sich sogar mit dem Polizeipräsidenten Ernst Pöhner und dem Leiter der politischen Polizei, Wilhelm Frick, der später Innenminister in der NS-Diktatur werden sollte. Auch viele Freikorps und Einwohnerwehren konnten weiter fortbestehen – und in München mit der offiziellen Unterstützung der Landesregierung in den folgenden Jahren sogar zahlreiche öffentliche Paraden durchführen. Der »neutrale« General Hans von Seeckt wurde zum Chef der Heeresleitung ernannt.
Zerschlagung der Roten Ruhrarmee
Auch die Hoffnungen, dass mit dem Rückzug der Putschisten das Morden vorbei sei, erfüllte sich nicht. Obwohl in den meisten Gebieten die Waffen niedergelegt wurden, kehrten die Freikorps bald zurück. Am härtesten traf die Reaktion das Ruhrgebiet. Hier war die bewaffnete Arbeiterbewegung zwar am stärksten, doch die Ruhrarmee hatte eine Reihe von Problemen: Zum einen war sie von den zentralen Landwirtschaftsregionen Deutschlands abgeschnitten und Lebensmittel mussten rationiert werden. Das weit größere Problem bestand jedoch in der Organisation des Widerstands: Sowohl in Hagen als auch in Mülheim hatten sich Zentralen der Roten Ruhrarmee gebildet. Die Hagener Zentrale war wurde von der USPD geleitet, hinzu kamen Kräfte von SPD und KPD wie auch von der linksliberalen DDP. Mülheim auf der anderen Seite war sehr viel radikaler und rief die »Diktatur des Proletariats« aus. Zwischen den beiden Zentren gab es kaum Verbindungen, und viele der Kompanien der Roten Armee unterstanden keinem der beiden. Diese Zersplitterung sollte der Arbeiterbewegung bald zum Verhängnis werden.
Die gemäßigteren Hagener hatten sich nach der Niederschlagung des Putsches auf ein Friedensabkommen mit der Regierung eingelassen. Das Abkommen beinhaltete die Freilassung und volle Amnestie aller an den Kämpfen beteiligten Arbeiterinnen und Arbeiter sowie die Bestrafung der Putschisten, die Auflösung ihrer Truppen und die Entfernung ihrer Unterstützer aus dem Staatsapparat. Im Gegenzug verpflichtete sich die Rote Ruhrarmee zur Entwaffnung sowie zur Auflösung aller Aktions- und Vollzugsräte.
Während die Hagener Zentrale das Abkommen als Sieg darstellte, stellten sich die radikaleren Mülheimer dagegen. Ihrer Meinung nach waren sie kurz davor, Wesel einzunehmen und Watters Hauptquartier den vernichtenden Schlag zu versetzen.
Wie Chris Harman in seinem Buch »Die verlorene Revolution« darstellt, waren beide Ansätze falsch: Der komplette Rückzug war, vor allem nach den Erfahrungen mit der Vertrauenswürdigkeit der sozialdemokratischen Führer in den Jahren zuvor, ein schwerer Fehler. Einen Offensivkampf zu führen, wie es die Mülheimer forderten, während die anderen Gebiete Deutschlands bereits »befriedet« waren und die Regierung ihre volle Aufmerksamkeit und Truppenstärke auf das Ruhrgebiet konzentrieren konnte, war jedoch auch keine erfolgversprechende Taktik.
Die wohl beste Taktik hätte angesichts der schweren Lage in einer wehrhaften Defensivstellung bestanden. Das hätte es einerseits den Freikorps schwer gemacht, in das Ruhrgebiet einzumarschieren, und andererseits der Regierung, der Roten Ruhrarmee die Schuld für die Fortsetzung der Kämpfe in die Schuhe zu schieben.
Aber selbst eine der beiden problematischen Positionen wäre besser gewesen, solange die gesamte Rote Ruhrarmee sie unterstützt hätte. Durch die Spaltung konnte die Regierung den Hagenern mit Verweis auf die Aktionen der Mülheimer vorwerfen, das Abkommen gebrochen zu haben, während die Freikorps die Mülheimer besiegen konnten, da diese die Hälfte ihrer Armee verloren hatten.
Die Folgen des Kapp-Putsches
Der darauffolgende Terror war schrecklich: Nicht selten wurden Gefangene sowie als »probolschewistisch« angesehene Arbeiterinnen und Arbeiter einfach erschossen. Vom 30. März bis zum 2. April fielen mindesten 600 Menschen den Freikorps zum Opfer. Viele Rotarmisten flohen in die von den Entente-Mächten besetzte Zone.
Die Kämpfe gegen den Kapp-Putsch gehören zu den größten Siegen in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, aber auch zu ihren größten Niederlagen. Zwar wurde die Kapp-Regierung innerhalb von fünf Tagen gestürzt und in vielen Gebieten die reaktionären Truppen geschlagen, doch nach dem Sieg gelang es nicht, den Kampf auszuweiten und die Macht der organisierten Arbeiterbewegung zu festigen. Die Chance, den revolutionären Faden vom November 1918 wieder aufzunehmen, wurde vertan. Stattdessen gelang es den bürgerlichen Kräften, die Kontrolle über die junge Republik wiederzuerlangen. Zugleich konnten sich die Putschisten reorganisieren. Die reaktionäre Staatsbürokratie und die Armeeführung blieben im Amt. Bayern wurde zum sicheren Hafen für Rechtsextreme und für einige Jahre zur wichtigsten Organisationsbasis der Ultrarechten.
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Schlagwörter: Novemberrevolution, Weimarer Republik