Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei den Unterhauswahlen in Großbritannien am 8. Juni. Die britische Socialst Workers Party (SWP) ruft zur Wahl Corbyns auf und setzt auf breite Mobilisierung mit radikale Forderungen
Wir wollen die Tories aus der Regierung rausschmeißen und ein Ende ihres Regimes der Austerität, des Rassismus und des Krieges. Wir wollen, dass die Menschen der Arbeiterklasse sich wieder wehren. Das ist der Grund, warum der Socialist Worker (Wochenzeitung der britischen Socialist Workers Party) alle seine Leserinnen und Leser in England und Wales dazu auffordert, Jeremy Corbyn zu unterstützen und ihm ihre Stimme zu geben.
Begeisterung für die Labourkampagne
Das Gefühl der Begeisterung für die Labourkampagne besteht zu Recht. Wir rufen alle auf, gegen die Tories aktiv zu werden und streiten für die größtmögliche Stimmenanzahl für Labour.
In vielen Wahlbezirken bedeutet das aber für innerparteiliche Gegner von Corbyn abzustimmen. Wir unterstützen nicht diejenigen, die wiederholt versucht haben, die Labourpartei nach rechts zu rücken. Aber die einzige Möglichkeit, Corbyn zum Sieg zu verhelfen, ist, für alle Labour-Kandidaten zu stimmen.
In Schottland ist es etwas komplizierter. Scottish Labour wird von seinem rechten Flügel geführt, sie lehnen die Unabhängigkeit Schottlands ab und die Dominanz der schottischen Nationalpartei führen zu Problemen. In Schottland bitten wir die Wählerinnen und Wähler, die linken Kandidatinenn und Kandidaten zu wählen, die am besten in der Lage ist, den Kampf um Veränderung voranzutreiben. Die Arroganz der Tories, die noch vor wenigen Wochen auf einen Erdrutschsieg gesetzt hatte, ist weggeschmolzen. In aktuellen Umfragen ist das Rennen sehr knapp.
Es gibt zwei Ursachen der besseren Umfrageergebnisse für Labour. Die erste ist die Unterstützung von Jugendlichen. Nach einer Umfrage sind außergewöhnliche 57 Prozent der Wählerinnen und Wähler unter 25 für Labour. Seit April hat sich dieser Wert verdoppelt. Der zweite Grund sind die bisherigen Nichtwählerinnen und Wähler, die vorher keinen Sinn in den Wahlen gesehen haben. Sie sehen Corbyn jetzt als echte Alternative zur üblichen faden Gleichheit der Parteien.
Es sind turbulente Zeiten
Einige Umfrage-Experten sagen, dass junge Leute am 8. Juni nicht abstimmen werden und die Nichtwählerinnen und Nichtwähler zu Hause bleiben werden. Das ist möglich. Aber der Grad der politischen Turbulenzen in Großbritannien und auf der ganzen Welt deutet auf neue Möglichkeiten hin.
Das bisherige Wahlverhalten ist keine verlässliche Quelle für die Gegenwart. Das ist die Lektion aus dem letzten Jahr, in dem die »Experten« den Brexit nicht vorhersahen. Diese Wahl hat bereits die größte politische Kehrtwende und die größten Verschiebungen in den Meinungsumfragen in jeder Kampagne seit 1945 gesehen.
Die traditionelle Bindung der Wählerinnen und Wähler an eine Partei hat sich aufgelöst. Im letzten Jahrhundert ist es immer normaler geworden zwischen den Wahlen die Partei zu wechseln. Bei der Wahl von 1966 sagten nur etwa 15 Prozent der Wählerinnen und Wähler, dass sie ihre Stimme von der vorherigen geändert hätten. Im Jahr 2015 waren es 43 Prozent. Wir sind angekommen in einer Ära, in der Überraschungen zum Alltag geworden sind.
Die Gefahr besteht jetzt darin, dass die Labourpartei dem Radikalismus wieder den Rücken zukehrt, der sowohl die jungen Menschen begeistert hat, als auch diejenigen, die zuvor keinen Unterschied mehr in den verschiedenen Parteien gesehen haben.
Während des TV-Duells am Montag stellte Corbyn fest, er sei »kein Diktator« und habe Kompromisse über Fragen wie die nukleare Abrüstung gemacht, um die Einheit von Labour zu sichern. Aber diese Kompromisse sind nicht der Grund, warum es mit Labour bergauf geht. Es sind die radikalen Elemente des Manifests, die sich bewährt haben.
Breite Basis und radikale Forderungen
Die Abkehr von den alten Kampagnen-Strategien hat dazu beigetragen, Aktivistinnen und Aktivisten zu begeistern, die sich jetzt eigenständig für Corbyn engagieren. Mit Schwerpunkt auf radikalen Forderungen und einer widerständigen Kampagne, die auf Massenmobilisierung basiert, hat Labour Hoffnung auf einen Erfolg.
Aber am 8. Juni ist nicht alles vorbei. Selbst, wenn es eine Labour-Regierung gibt, müssen wir sie weiter unter Druck setzen, um sicherzustellen, dass Labour seine Versprechen hält und darüber hinaus geht. Wenn es die Tories werden, dann beginnt der Widerstand am nächsten Tag – und es wird aufmüpfiger und wütender werden.
Wählt Labour und bereitet euch vor den Widerstand aufzubauen.
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