Heute vor 10 Jahren verstarb Nelson Mandela. Zu seinem Todestag erinnerte unser Autor Klaus-Dieter Heiser an Mandelas Kampf gegen die rassistische Politik der Apartheid in Südafrika, gegen Unterdrückung und Krieg
Unvergessen bleibt, dass sich Mandela von früher Jugend an in der politischen Opposition gegen das weiße Minderheitsregime im African National Congress (ANC), zunächst in der Jugendliga des ANC, in Südafrika engagiert hat. 1952 gehörte er der ersten schwarzen Anwaltskanzlei in seinem Land an, eine Hoffnung für die Rechtlosen. »Die Fähigkeit zum Kampf wird im Kampf gewonnen«, das war sein Motto als Jurist und als Vizepräsident des ANC.
Wegen seines Engagements verfolgte ihn das Rassistenregime mit allen Mitteln. Mehrfach wurde er »gebannt« und in den Untergrund gedrängt. 27 Jahre seines Lebens musste er im Gefängnis verbringen. Diese Jahre haben ihn nicht gebrochen, sondern gefestigt.
Internationale Solidarität
Internationale Solidarität und der Kampf gegen das Apartheid-Regime in Südafrika erzwangen 1990 seine Entlassung aus der Haft. Staatspräsident Frederik de Klerk musste den Befehl dafür geben und das Verbot des ANC aufheben. Am Tage seiner Freilassung sprach Mandela vor 120.000 Zuhörern in einem Stadion in Soweto. Er forderte »alle Menschen (auf), die die Apartheid aufgegeben haben«, zur Mitarbeit auf an einem »nichtrassischen, geeinten und demokratischen Südafrika mit allgemeinen, freien Wahlen und Stimmrecht für alle«.
Im Juli 1991 wurde Mandela einstimmig zum Präsidenten des ANC gewählt. In dieser Position leitete er Verhandlungen mit der Regierung mit dem Ziel der Abschaffung des Apartheid-Systems. Am 27. April 1994 gewann der ANC die ersten demokratischen Wahlen Südafrikas mit absoluter Mehrheit. Am 9. Mai wurde Nelson Mandela vom neuen Parlament zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt. Er bekleidete dieses Amt fünf Jahre bis 1999.
Kluft zwischen Arm und Reich
So hell die Erinnerung an Nelson Mandela im Kampf gegen die Apartheid bleiben wird, so tief sind Schatten, die insbesondere von seinen Nachfolgern auf das Land am Kap geworfen werden. Die Kluft zwischen Arm und Reich konnte nicht geschlossen werden. ANC-Funktionäre beherrschen den Staatsapparat und dominieren mit ihren Seilschaften viele Wirtschaftszweige.
Verheerend war, dass von verantwortlicher Seite die massenhafte Verbreitung von Aids verharmlost wurde. Im August 2012 gaben ANC-Politiker den Befehl an überwiegend schwarze Polizisten, vor der Marikana-Mine im Nordwesten des Landes auf protestierende schwarze Minenarbeiter zu schießen.
Die Stunde der Heuchler
Mit Mandelas Tod schlug auch die Stunde der Heuchler: »Eine Legende, während er lebte, und nun auch im Tode – ein wahrer globaler Held,« erklärt der damalige britische Premier David Cameron. Seine Amtsvorgängerin Margaret Thatcher nannte Mandela einst einen Terroristen.
Der ehemalige US-Präsident George W. Bush bezeichnet Mandela als »eine der großen Kräfte für Freiheit und Gleichberechtigung in unserer Zeit. Er hat seine Bürden mit Würde und Anmut getragen, und unsere Welt ist besser durch sein Beispiel.« Derselbe George W. Bush hatte Mandela erst 2008 von der Liste der Terrorverdächtigen gestrichen, auf die er von der US-Regierung unter Ronald Reagan 1988 gesetzt worden war.
Deutsche Hilfe für Apartheid
In diesem Reigen durfte natürlich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht fehlen: »Auch viele Jahre im Gefängnis konnten Nelson Mandela nicht brechen oder bitter machen – aus seiner Botschaft der Versöhnung ist schließlich ein neues, besseres Südafrika entstanden.« Von Merkel kommt kein Wort der Entschuldigung, dass die Bundesrepublik Deutschland seit den 1950er Jahren eine der Hauptstützen des Apartheid-Regimes war, das Nelson Mandela verfolgt und eingekerkert hatte. So besuchte Ludwig Erhard 1956 die Südafrikanische Union und stellte fest, dass, »sollte es ein Land geben, das für deutsche Unternehmerinteressen attraktiv sei, dies sicherlich Südafrika sein würde.«
In den 1970er Jahren partizipieren nach Angaben der Johannesburger deutsch-südafrikanischen Industrie- und Handelskammer etwas 5.300 bundesdeutsche Unternehmen direkt oder indirekt am Handel und an der Wirtschaft Südafrikas. Eine BDI-Delegation stellte im November 1975 fest: »In Übereinstimmung mit der Bundesregierung sieht die Delegation keinen politischen Grund, den Handels- und Kapitalverkehr einzuschränken.«
Massen machen Geschichte
Ebenda wird die Erwartung ausgesprochen, dass »es nahezu keine Streiks gibt, weil eine Vielzahl von Arbeitsgesetzen die Freiheit der Schwarzen zu streiken einschränken und zu einem guten Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Managern beitragen«; und »das unerschütterliche Wohlwollen der Regierung gegenüber den Unternehmen und eine verlässliche Gesetzgebung sind wichtige Faktoren für Südafrikas Geschäfts- und Investitionsklima«.
Nelson Mandela war eine der großen Persönlichkeiten des 20. Jahrhundert. So groß seine persönlichen Verdienste auch sind, er wusste es und hat es vielfach gesagt: »Nicht die Gewehrkugeln und Generäle machen Geschichte, sondern die Massen.«
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Schlagwörter: Apartheid, Südafrika