Andreas Malm befeuert die Strategiedebatte um Klimagerechtigkeit und fragt wohin sich die Bewegung orientieren soll. Von Simo Dorn
Im Kampf für Klimagerechtigkeit haben sich große Teile der Bewegungen der letzten Jahre immer wieder in Pazifismus geübt und gewaltfreie Formen des Protestes angewendet. Der schwedische Humanökologe und Klimaaktivist Andreas Malm vertritt, die These, dass sich die Bewegungen über den Pazifismus die Akzeptanz der bürgerlichen Mitte und deren Solidarisierung sichern wollen. Dennoch konnten sie bisher keine großen Erfolge im Kampf für globale Klimagerechtigkeit verzeichnen.
Malm sieht den Kampf gegen den Staat
Mit Blick auf emanzipatorische Kämpfe für Menschenrechte, wie sie 2020 in den Straßenkämpfen von BlackLivesMatter in den USA zu sehen waren, stellt Malm die Frage nach einem Strategiewechsel der Klimakämpfe. In Anlehnung an Sabotageaktionen von Umkhonto we Sizwe in Südafrika und die Aktionen zivilen Ungehorsams von Ende Gelände, versucht er, emanzipative Momente einer militanten Protestform auszuloten. Dabei sei es wichtig, sich gegen das rassistische System des Staates oder gegen die Industrie der Klimazerstörung zu richten und nicht gegen Menschen, die sie nutzen oder nutzen müssen. Gewaltfreiheit bringe zwar Sympathien, dieser wohne aber kein Funke eines Systemwandels inne.
Fossilen Kapitalismus überwinden, aber wie?
Malm betont nicht nur die Notwendigkeit einer Radikalisierung sondern skizziert auch, weshalb das Wegducken vor der scheinbaren Größe eines Problems keine Option sei: Kämpfen lohne sich immer. Unabhängig davon ob man die Meinung des Autors teilt oder nicht, eröffnet Malm einen Diskursrahmen, in dem Strategien der Klimagerechtigkeitsbewegung und die Überwindung des fossilen Kapitals diskutiert werden können. Das Cover der deutschen Ausgabe ist gruselig, aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen.
Das Buch:
Andreas Malm
Wie man eine Pipeline in die Luft jagt – Kämpfen lernen in einer Welt in Flammen
Mattes & Seitz
Berlin 2020
211 Seiten
18 Euro
Schlagwörter: Bücher, Buchrezension, Klima, Kultur, Rezension