Was Pandemien mit der Klimakrise zu tun haben und welche Irrwege die Linke in Klimafragen besser umschifft. Wir sprachen mit Kathrin Hartmann über die Lippenbekenntnisse der Regierung, die Scheinheiligkeit der Grünen und das Paradox der Apokalypse
Kathrin Hartmann ist Journalistin und Autorin zahlreicher Bücher. Sie lebt und arbeitet in München und schreibt regelmäßig für die »Süddeutsche Zeitung«, den »Freitag« und die »Frankfurter Rundschau«. Zuletzt erschienen: »Grüner wird’s nicht – Warum wir mit der ökologischen Krise völlig falsch umgehen« (2020) und »Die grüne Lüge – Weltrettung als profitables Geschäftsmodell« (2018) im Blessing Verlag.
marx21: Die Coronakrise hat die Frage der Klimakrise an den Rand gedrängt. Ist es nachvollziehbar, dass das Klima angesichts der dramatischen Gesundheits- und Wirtschaftskrise erst einmal hinten angestellt wird?
Kathrin Hartmann: Mitnichten. Die Klimakrise verschwindet ja nicht plötzlich, nur weil vorübergehend Autos in den Garagen, Flugzeuge am Boden und Kreuzfahrtschiffe in den Häfen bleiben. Auch wenn der Klimawandel von den Titelseiten der Zeitungen verschwunden ist, er wird mit zerstörerischer Wucht ins Bewusstsein zurückkommen.
Angela Merkel verspricht, die Regierung werde bei den Konjunktur- und Rettungsprogrammen den Klimaschutz »ganz fest im Blick« haben. Hältst du das für realistisch?
Lippenbekenntnisse wie eh und je, ich kann es kaum mehr hören. Konkrete nachhaltige Klimaschutzauflagen gibt es im Konjunkturpaket nicht – gerade nicht bei Branchen, die wesentlich zur Klimakrise beitragen.
Warum nutzt die Bundesregierung die Klimakrise nicht für eine ökologische Wende?
Es geht ihr darum, zum Status Quo zurückzukehren – »Rückkehr zur Normalität« lautet die Parole. Es soll einfach weiter gewirtschaftet werden wie bisher. Deswegen ist sie auch nicht bereit, sich mit den fossilen Konzernen anzulegen.
Und da machen alle mit? Was ist mit den Grünen?
Die erste Zeit haben die Grünen staatstragend geschwiegen. Dann hieß es, man müsse erst die Wirtschaft retten, bevor man sie umbaut.
Aber später forderten auch die Grünen Klimaschutzauflagen für die Rettungspakete …
Ja, sehr spät und halbherzig! Währenddessen forderte der einzige grüne Ministerpräsident, Winfried Kretschmann, mit am stärksten Kaufprämien für die Autoindustrie – auch für Verbrenner. In München haben die Grünen dafür gestimmt, dass die Internationale Automobilmesse stattfinden kann.
Überrascht dich das?
Nein, die Grünen sind eine absolut systemkonforme Partei. Sie wollen keine grundlegende ökosoziale Transformation, sondern einen grün angestrichenen Kapitalismus, eine technikfixierte Green Economy.
Was ist das Problem an den auf technischen Lösungen basierenden Konzepten der Green Economy, des »Grünen Kapitalismus«?
Das Problem ist, dass er verspricht, dass alles bleiben kann, wie es ist, und die Regierung nur an ein paar Stellschrauben drehen oder ein paar neue Technologien einführen müsse. Die Ursachen werden aber nicht angegangen. Das System selbst, das ja für alle diese Schäden verantwortlich ist, soll gerettet werden. Das ist natürlich ein riesiger Blödsinn.
An was denkst du da, konkret?
An die »Biosprit«-Produktion zum Beispiel.
Was ist schlecht an »Biosprit«? Die Wirtschaft macht sich vom fossilen Brennstoff Erdöl unabhängiger und Verbraucherinnen und Verbraucher können umweltbewusst Auto fahren, weil sie einen klimaschonenden Treibstoff aus nachwachsenden Pflanzen nutzen.
Das ist die grüne Lüge, die die Industrie erzählt.
Inwiefern?
An »Agrosprit« ist nichts nachhaltig oder klima- und umweltschonend. Für den Anbau der Rohstoffe wie Palmöl, Zuckerrohr oder Soja werden in Asien, Südamerika und Afrika großflächig Regenwälder abgeholzt. Dabei wird massenhaft CO2 freigesetzt. Die Zerstörung von Wäldern und Torfböden hat Indonesien zeitweise zum drittgrößten CO2-Emittenten der Welt gemacht.
Was passiert auf den gerodeten Flächen?
Dort werden riesige Monokulturen angelegt, bei denen die Pflanzen stark mit Dünger und Pestiziden behandelt werden. Der Verlust an Artenvielfalt ist besonders dort dramatisch. Die Dünger und Unkrautvernichter aus den Plantagen verseuchen zudem die Flüsse, Seen und Böden in der Umgebung. Doch nicht nur die Regenwälder werden abgeholzt, auch die Menschen, die von und mit ihnen leben, werden brutal vertrieben. Zu ihnen gehören vor allem Indigene und Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Statt »Bio« landen also Regenwaldzerstörung, Umweltverschmutzung, Landraub und ein höherer CO2-Ausstoss im Tank – und Hunger.
Wieso Hunger?
Der »Agrosprit«-Boom verschärft weltweit soziale Probleme. Wenn große Teile landwirtschaftlicher Flächen für Energiepflanzen genutzt werden, besteht Konkurrenz zum Anbau von Lebensmitteln. Eine Folge davon ist, dass mehr Menschen hungern müssen. Die Äcker der Welt könnten bereits heute vier Milliarden mehr Menschen gut ernähren, wenn darauf nicht Futter- und Energiepflanzen wachsen würden.
Wer profitiert vom »Agrosprit«-Boom?
Profitiert hat neben den Palmölkonzernen vor allem die Autoindustrie, die sich via »Biosprit« den Flotten-Abgas-Ausstoß kleinrechnen und noch dickere Autos bauen konnte. Sie wurden durch die Bundesregierung und die Europäische Union unterstützt, die mit Gesetzen und sehr viel Steuergeldern die Herstellung der Pflanzenenergie für Benzin und Diesel gefördert haben. Das ist grüner Kapitalismus im Konzentrat.
»Klimaschutz ist eine Frage von Machtverhältnissen«
In deinem neuen Buch »Grüner wird’s nicht« sprichst du vom »Paradox der Apokalypse«. Was meinst du damit?
Seit Jahrzehnten sagt die Wissenschaft absolut entsetzliche Folgen des Klimawandels voraus, die keiner von uns erleben möchte. Teilweise sind die Prognosen schon eingetreten, wie etwa das Tauen der Permafrostböden ganze 70 Jahre früher als erwartet. Überschwemmungen, Starkregen und Erdrutsche gibt es mittlerweile auch in Europa. Trotzdem wird nichts getan, um das zu verhindern. Im Gegenteil: Je dringlicher die Fachleute warnen, desto mehr verdrängen es Regierungen und desto lauter brüllen Klimawandelleugner, um nachhaltige Klimapolitik zu verhindern. Es wird der Kapitalismus gerettet, nicht das Klima. Das ist das Paradox der Apokalypse.
Die Coronakrise hat für viele Menschen auch in den entwickelten Industriegesellschaften die Apokalypse greifbarer gemacht. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Klimakrise und dem vermehrten Auftreten von pandemischen Erregern?
Ja, den gibt es. Die Zerstörung von Ökosystemen, besonders Wäldern, befeuert nicht nur die Klimakrise, sondern begünstigt auch die Verbreitung von Viren. Mehr als zwei Drittel der Erreger, die Epidemien wie Ebola, Zika oder die Vogelgrippe auslösten, stammen ursprünglich von Wildtieren, die in tropischen Regionen heimisch sind. Werden diese Lebensräume und intakte Ökosysteme zerstört, führt das zu einem Verlust der Artenvielfalt. Wenn mehr Tiere einer Art im selben Lebensraum vorkommen, können sich Infektionskrankheiten zwischen den Tieren einer Art besser verbreiten und letztlich auch auf den Menschen übertragen.
Der Verlust von Biodiversität entsteht vor allem durch die massive Zerstörung der Primärwälder. Welche Dimensionen hat die radikale Abholzung von Waldflächen mittlerweile erreicht?
Jedes Jahr wird weltweit Wald der Größe Großbritanniens zerstört. Seit Jair Bolsonaro an der Macht ist, wurde in Brasilien so brutal abgeholzt, dass der Amazonas-Regenwald vor dem Kollaps steht. Bolsonaro hat wichtige Waldschutzgesetze zurückgenommen. Diese Wälder werden für die industrielle Landwirtschaft beseitigt – für gigantische Monokulturen von gentechnisch verändertem Soja und Mais, von Palmöl und Zuckerrohr für den Export vor allem nach Europa.
Neben Brasilien wurde auch in Indonesien in den letzten Jahrzehnten massiv Urwald abgeholzt. Für deine Recherchen warst du vor Ort und hast mit Menschen gesprochen. Was hast du dort erlebt?
Nirgendwo wurde für mich so deutlich, dass Gewalt gegen die Natur immer auch Gewalt gegen Menschen bedeutet. Diese Palmölgebiete sind furchtbar deprimierend, ausschließlich Monokulturen oder abgeholzte oder abgebrannte Waldreste. Den Menschen geht es furchtbar, sie wurden entweder vertrieben, der Wald wurde über Nacht abgeholzt, die Dörfer abgerissen oder sie sind gezwungen, in den Plantagen wie Sklaven zu arbeiten, auch ihre Kinder. Sie erleben eine unglaubliche Brutalität bis hin zum Mord seitens der Firmensecurity, des Militärs oder der Polizei, wenn sie sich wehren.
Welche Konzerne profitieren von der Abholzung dieser Wälder?
Allen voran die Papier-, Zellstoff und Holzindustrie und die Palmölindustrie. Es sind in erster Linie malaysische und indonesische Konzerne oder aus Singapur. Der größte ist Wilmar International. Aber ihre Abnehmer sind multinationale Konsumgüterkonzerne wie Unilever, Nestlé, Procter&Gamble, der Biokraftstoffhersteller Neste Oil, aber auch Supermarktketten wie Rewe, Edeka oder Walmart. Ins Geschäft verwickelt sind auch Großbanken, die die Abholzung finanzieren, etwa die britische HSBC oder die niederländische Rabobank.
Der Planet Erde scheint heute weitgehend eine einzige große industrielle Agrarfabrik zu sein. Welche Prozesse führen dazu, dass die landwirtschaftliche Produktion von einer Lebensgrundlage zum Finanzprodukt wird?
Auf der Suche nach sicheren Anlagen nach der Finanzkrise gerieten Ackerböden nochmal speziell ins Visier von Investoren und Spekulanten. Aus diesen lässt sich zweifach Profit schlagen: mit der landwirtschaftlichen Produktion und mit der Wertsteigerung des Bodens. Das funktioniert auch, weil Ackerland immer knapper wird – sowohl durch den Klimawandel und die Bodenerosion, als auch durch die zunehmende Verstädterung und damit einhergehende Versiegelung der Böden für Straßen, Wohn-, Industrie- und Gewerbegebiete. Die Anzahl spezialisierter Landfonds ist von 20 im Jahr 2005 auf heute mehr als 130 gestiegen, in die rund 45 Milliarden Dollar geflossen sind. Aber auch der Anbau von sogenannten Flexcrops, die, je nach Börsenpreis, entweder der Lebensmittel-, Futter- oder der Agrosprit-Produktion zugeführt werden können, ist für Investoren attraktiv.
Wie stellt sich die Situation in der EU und in Deutschland dar?
Die Preise für Wald und Boden haben sich in der EU im zurückliegenden Jahrzehnt teils verdoppelt.
Wie bitte?
Ein Nachspiel der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Sie hat den Landkauf lukrativ gemacht und die EU-Direktzahlungen, die an die Größe von Betrieben gekoppelt sind, forcieren die Landkonzentration.
Was sind die Folgen?
Großbetriebe wachsen, kleine bäuerliche Wirtschaften verschwinden. In Deutschland werden zwischenzeitlich 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen verpachtet. In Ostdeutschland besitzen Investoren, die mit Landwirtschaft nichts zu tun haben, ein Drittel der Ackerflächen. Das gefährdet die Existenz der Bäuerinnen und Bauern, denn sie können die hohen Pachten oftmals nicht aus den Erträgen zahlen.
In der Coronakrise wurde erstmals für viele offensichtlich, welche unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaftsindustrie herrschen. Das Herz des EU-Binnenmarktes beruht auf einer grundlegend ungleichen Arbeitsteilung, die sich hunderttausende Arbeiterinnen und Arbeiter für einen Hungerlohn einverleibt, während die Profite des Agrobusiness florieren. Wäre das nicht auch ein Thema für Aktivistinnen und Aktivisten, die das Klima schützen wollen?
Absolut. Denn das, was Corona jetzt so deutlich ans Tageslicht gebracht hat, war ja schon lange bekannt. Es gibt ja bereits eine Bewegung für eine Landwirtschaftswende, »Wir haben es satt«, die zumindest die Nord-Süd-Ungerechtigkeit thematisiert. Das machen auch die Bewegungen für Klimagerechtigkeit. Aber dieser Blick auf den EU-Binnenmarkt ist noch nicht sonderlich ausgeprägt. Ich hoffe sehr, dass sich der schärfen wird.
In deinem neuen Buch kritisierst du neben den üblichen Verdächtigen – Autoindustrie, Landwirtschaftsindustrie, Energiekonzerne – auch bestimmte politische Vorstellungen in der Klimabewegung, linken Parteien oder manchen NGOs. Was läuft schief?
Ich glaube, dass die Linke die Themen Klima- und Umweltschutz zu lange zugunsten von Armut und anderen sozialen Themen vernachlässigt hat. Sie hat das Thema weitgehend Umwelt-NGOs überlassen, die wiederum soziale Fragen vernachlässigt oder ganz ignoriert haben.
»Veränderungen sind immer erkämpft und nie erkauft worden«
Welchen Weg muss die Linke einschlagen, um die soziale Frage und die ökologische Frage zu verbinden?
Ich glaube, es ist ganz wichtig, den Schutz von Biodiversität, Umwelt und Klima zur Gerechtigkeit zu zählen. Weil die Linke in der Vergangenheit das Ökologische und Soziale nicht verbunden hat, haben viele Menschen den Eindruck gewonnen, dass Umweltschutz etwas für Wohlhabende ist. Das ist natürlich falsch, denn ärmere Menschen sind von Umweltverschmutzung sehr viel mehr betroffen. Sie leben in schlechteren Wohnungen, die schlechter gedämmt sind, sie leben an Ausfallstraßen, wo sie dem Feinstaub und Schmutz viel stärker ausgesetzt sind, sie haben nicht denselben Zugang zu Gesundheitsversorgung wie Reiche. Deswegen sollte die Linke alle ökologischen Alternativen danach abklopfen, wie sozial gerecht sie sind.
Zum Beispiel?
Stichwort Verkehrswende: Geht es nur darum, den wohlhabenden Großstädtern lebenswertere Innenstädte ohne Autos und mehr Radwege zur Verfügung zu stellen, oder setzt sich die Linke für ein ganzheitliches Konzept ein, das durch einen gut ausgebauten und günstigen öffentlichen Nahverkehr bessere Mobilität und saubere Luft für alle bereitstellt und gleichzeitig bessere Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne für die Beschäftigten bietet? Deswegen halte ich Bündnisse für so wichtig – wie etwa zwischen Gewerkschaften und der Klimabewegung. Die soziale und ökologische Transformation muss von unten mitbestimmt werden – so, dass auch Arme und prekär Beschäftigte integriert werden und für ihre ökologischen und sozialen Rechte kämpfen können.
In den USA fordert die linke Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez einen »Green New Deal«, um das Klima zu retten und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Auch in Deutschland mehren sich linke Stimmen für den sozialen und ökologischen Systemwandel durch einen »Green New Deal«. Was hältst du von diesen Vorschlägen?
Für US-amerikanische Verhältnisse ist dieser Vorschlag tatsächlich spektakulär und radikal. Und wirklich progressiv ist, dass er ganz stark die ökologische Frage und die soziale konsequent zusammen denkt. Also: nicht nur Investitionen in grüne Infrastruktur wie Energie und Mobilität und neue klimafreundliche Arbeit, sondern auch in Gesundheitsversorgung, gesunde Ernährung und soziale Sicherheit für alle. Der Begriff des »Green New Deal« wird allerdings von verschiedenen Akteuren ganz unterschiedlich besetzt. Die grundlegende Frage ist natürlich: Wie sehr würde das unter kapitalistischen Bedingungen in einen technikfixierten grünen Kapitalismus führen? Denn: Das kapitalistische Wirtschaftswachstum wird nicht per se in Frage gestellt.
Von manchen in der Linken wird der »Green New Deal« verbunden mit der Hoffnung auf eine linke Regierung, die ein solches Konzept dann umsetzen könnte. Reicht ein Farbwechsel der Regierung, um die Bremsklötze in der sozialen und der ökologischen Frage zu lösen?
Ohne Protestbewegungen und ohne gesellschaftliche Mehrheiten, die diesen Wandel fordern und auch für radikale Veränderungen bereit sind, wird das nicht reichen. Aber die Proteste der vergangenen Jahre haben ja gezeigt, dass da etwas aufbricht.
Wie kann die Linke eine Gegenmacht zu jenen aufbauen, die auch jetzt ihre Privilegien durchsetzen wollen?
Die Linke sollte den Mythos aus der Welt schaffen, man könne mit seinem Konsumverhalten die Welt verbessern – das ist ein Irrweg.
Aber steckt in der Änderung des Konsumverhaltens nicht ein großes linkes Potential?
Ethischen Konsum gibt es, wenn überhaupt, nur in kleinen Nischen, die aber, aufgrund der Größe ihres Geldbeutels, nicht für alle offen sind. Ich unterscheide hier zwischen ökologischer Landwirtschaft, die ich völlig befürworte, und dem Biohandel. Jeder und jede kann versuchen, das im Privaten zu leben, wenn die finanziellen und zeitlichen Möglichkeit bestehen. Am Ende ist politische Veränderung aber keine Frage der individuellen Entscheidung, sondern eine Frage von Machtverhältnissen. Natürlich kann jeder sagen: Ich fahre mehr mit dem Rad, bin nicht mehr bei einer bestimmten Bank, kaufe eine bestimmte Sache nicht mehr ein. Mir geht es da nicht anders. Ich weiß aber auch, dass meine Entscheidung, keine Unilever Produkte zu kaufen, den Konzern nicht abschaffen wird.
Was ist dein Fazit?
Es hat in der Geschichte niemals Veränderungen durch verändertes Konsumverhalten gegeben. Veränderungen sind immer erkämpft und nie erkauft worden. Nur mit anderen zusammen und gerechten politischen Forderungen können wir die Welt verändern.
Wie schaffen wir das?
Für mich heißt das: Bündnisse schließen und Druck von unten aufbauen. Eine lebendige Protestbewegung ermöglicht der Linken, über Zusammenhänge aufzuklären. So kann auch eine Utopie des guten Lebens entstehen, für die es sich zu kämpfen lohnt, so dass eine Transformation der Gesellschaft nicht als Bedrohung erscheint, sondern wünschenswert.
Das Interview führte Yaak Pabst.
Das Buch:
Grüner wird’s nicht – Warum wir mit der ökologischen Krise völlig falsch umgehen
Kathrin Hartmann
Blessing Verlag
2020
176 Seiten
14,00 Euro
Foto: jhenning auf Pixabay
Schlagwörter: Grüner Kapitalismus, Klima, Klimakrise, Klimawandel