marx21-Leserinnen- und Leserdebatte zur Frage: »Die Linke und die Polizei – Freund oder Feind?« Carola Binse plädiert für gewaltfreien Protest gegen Polizeigewalt
An dem bestehenden System trägt kein Individuum Schuld. Auch nicht diejenigen, die innerhalb dessen zu gewaltvollen Methoden greifen. Daher verdienen es Polizeikräfte auch nicht, infolge von (rassistischer) Polizeigewalt selbst Opfer von Gewalt zu werden. Allem voran nicht, wenn sie nicht selbst beteiligt waren.
Das heißt jedoch bei weitem nicht, unkritisch zu sein, sich mit der Polizei zu solidarisieren oder sie gar in Schutz zu nehmen. Es heißt nur, Feuer nicht mit Feuer zu bekämpfen.
Wie Aldous Huxley in seiner Publikation An Encyclopaedia of Pacifism aus dem Jahr 1937 schreibt: »Gewaltloser Widerstand bedeutet nicht Nichtstun. Er bedeutet, die enorme Kraftanstrengung zu unternehmen, die nötig ist, um das Böse mit dem Guten zu überwinden.« Er beruhe auf »Moralischer Tapferkeit«, »Selbstbeherrschung« und der Gewissheit, dass in jedem Menschen »Liebe«, »Gerechtigkeit« und »Güte« stecke.
Polizeigewalt rechtfertigt keine Gewalt
Man könnte sagen, dass man sich im Kampf gegen Gewalt den Waffen des Systems bedienen müsse, um erfolgreich zu sein. Ganz nach dem Motto: »Wie du mir, so ich dir.«
Wenn man sich jedoch ein Bild einer Zukunft ausmalt, ein Bild von Gerechtigkeit, ohne Unterdrückung und eben auch ohne Gewalt, können wir nur diejenigen Mittel nutzen, die wir auch in dieser Zukunft moralisch vertreten würden. Wie wollen wir mit gewaltvollen Methoden und Protestformen eine Gesellschaft erreichen, die von all dem befreit ist?
Gewaltfreier Protest wirkt
Die Geschichte beweist: Gewaltfreier Protest ist durchaus erfolgversprechend. Ja, einige der wirksamsten Protestbewegungen überhaupt verschrieben sich der Gewaltfreiheit. Von Gandhis Salzmarsch in Indien über den Montgomery Bus Boycott im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung in den USA bis hin zum Kulturboykott der Bewegung gegen Apartheid in Südafrika.
Es ist durchaus klar, dass nicht jede Person innerhalb ihrer Lebensumstände das Privileg hat, so zu handeln. Genau deshalb sollten wir, die wir diese Möglichkeit haben, uns dieser Protestform verpflichten und damit anstreben, sie allen Menschen möglich zu machen.
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In den USA protestieren Tausende gegen rassistische Polizeigewalt. Und wie steht die Linke in Deutschland zur Polizei? Die marx21-Leserinnen- und Leserdebatte zur Frage: »Die Linke und die Polizei – Freund oder Feind?«
Die Bewegung unter dem Slogan »Black Lives Matter« genießt große Sympathie unter Linken. Doch während in den USA bereits über eine Abschaffung der Polizei diskutiert wird, stellte sich Linksfraktionschef Dietmar Bartsch im Juni hinter sie. Sind Rassismus und Gewalt nur Kennzeichen US-amerikanischer Polizisten? Oder gibt es ein grundsätzliches Problem mit der Institution? Brauchen die Beamtinnen und Beamten mehr Unterstützung? Oder sollte die Linke alternative Konzepte von Sicherheit vorschlagen? Diese und andere Fragen wollen wir in den nächsten Wochen auf marx21.de mit Euch diskutieren
- Lachlan Jackson: »Die Polizei bietet keine Sicherheit«
- Karim: »Die Polizei kann kein Freund sein«
- Carola Binse: »Gewaltfreier Protest als Muss gegen Polizeigewalt«
- David Ulmen: »Geld für Hilfe statt für Polizei«
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Schlagwörter: Debatte, Polizei, Polizeigewalt, Staat