In seinem Buch »Unterwerfung als Freiheit« analysiert der Gewerkschafter und Politologe Patrick Schreiner den Neoliberalismus als Herrschaftskonzept. Von Ismail Al Kayed
Der Neoliberalismus ist allgegenwärtig und nimmt Einfluss auf jegliche Bereiche unseres Lebens. In seinem Buch »Unterwerfung als Freiheit« geht der Gewerkschafler und Politologe Patrick Schreiner dieser Entwicklung auf den Grund. Er analysiert den Neoliberalismus als Herrschaftskonzept.
Zu Beginn des Buches erklärt er, was der Neoliberalismus eigentlich ist, wie er entstanden ist und wie er sich weiterentwickelt hat. Er stellt bekannte Theoretiker, wie beispielsweise Walter Eucken, Friedrich August von Hayek, aber auch wichtige Institutionen, die diese Ideologie geprägt haben, wie zum Beispiel die Österreichische Schule und die Freiburger Schule, vor. Er offenbart uns einiges darüber, wie der Neoliberalismus offensichtlich, aberschleichend immer mehr Einfluss auf unser Leben hat.
Neoliberalismus überall
Beispielsweise das Bildungssystem: Wir gehen nicht zur Schule, um uns qualitatives Wissen anzueignen oder um für das Leben zu lernen, sondern um für die Wirtschaft und das System zu funktionieren. Denn das Wort »Wissen« ist für die neoliberale Ideologie nichts weiter / anderes als das eingeschränkte Wissen, welches für den Beruf und die Wirtschaft hilfreich ist. Oder das neoliberale Geschlechterbild: Frauen müssen »einen kurvigen Hintern« und Männer ein »gut-definiertes Six-Pack« haben. Dieses Bild von Mann und Frau wird uns gerade in Verbindung mit Prominenten aufgedrängt, die immer als »Vorbild« oder als leuchtende Ikonen angesehen werden.
Spannend sind besonders die Teile, in denen der Autor aufzeigt, wie der Neoliberalismus in Lebensbereiche hineinwirkt, die auf den ersten Blick eher unpolitisch sind. Dazu nimmt er beispielsweise die Ratgeberliteratur und Management-Trainings, Esoterik, Sport und Fitness, Stars, Fernsehformate wie Reality-TV und Seifenopern, Soziale Netzwerke im Internet sowie Konsum und Lifestyle in den Blick.
Indirekte Unterdrückung
Der Titel des Buches lässt sich folglich auch so verstehen, dass Menschen die Unterwerfung in diesen Bereichen des Lebens zwar als Freiheit ansehen, aber dabei nicht begreifen, dass es sehr oft eine indirekte Unterdrückung des Systems ist. Er schreibt: »Die Rede von ‘Selbstverantwortung’ und von ‘Chancengleichheit’ ist beispielsweise Ausdruck dessen. Wir sollen besser, wettbewerbsfähiger, schlauer, attraktiver als andere sein. Dadurch hält nun wiederum eine neue Form der Konformität durch die Hintertür Einzug, denn die daraus resultierenden Denk- und Verhaltensweisen der Menschen unterscheiden sich tatsächlich nur unwesentlich voneinander. Ich halte genau das für Unterwerfung.«
Wer sich kritisch mit dem Neoliberalismus auseinandersetzen will, ist bei dem Buch gut aufgehoben. Es zeigt auf, welches Bild von Menschen und Gesellschaft der Neoliberalismus hat und erklärt in einfachen Worten die Wirkungsweise des Neoliberalismus dessen Wirkungsweise.
Das Buch:
Patrick Schreiner
Unterwerfung als Freiheit – Leben im Neoliberalismus
133 Seiten
PapyRossa Verlag
2018
11,90 Euro
Schlagwörter: Bücher, Neoliberalismus