Zwei Jahre nach Beginn der Invasion durch die russischen Streitkräfte, tausenden Toten und massiver Zerstörung ist noch immer kein Ende des Kriegs in der Ukraine in Sicht. Die Menschen im Land sind gefangen am Abgrund eines blutigen imperialistischen Konflikts zwischen Russland und der Nato um die Vorherrschaft im postsowjetischen Raum
Ukraine: Gefangen am Abgrund
Von Timur Pawlitschenko
Die Ukraine als zweitgrößter Staat der ehemaligen UdSSR, mit vielen Ressourcen, ist von zentraler Bedeutung für Russlands imperialistische Ambitionen. Gerade deshalb reagierte Russland so aggressiv, als die EU und Nato 2014 ihren Einfluss ausweiten konnten. Da es politisch nicht gelang, die Ukraine zu unterwerfen, griff man auf militärische Mittel zurück.
Nach dem Scheitern eines schnellen Blitzkriegs und Überraschungserfolgen der ukrainischen Armee, konnte Russland sich erfolgreich auf einen langen Abnutzungskrieg umstellen. Die massive Unterstützung der Nato konnte wenig am Kräfteverhältnis ändern und Russland hat momentan die Oberhand, wie das Scheitern der ukrainischen Sommeroffensive und die Schlacht um Avdiivka zeigen.
Das Regime unter Putin scheint gewillt, den Krieg über Jahre weiterführen zu wollen, bis der Ukraine die Ressourcen ausgehen, um weiter Gegenwehr leisten zu können.
Auch die Nato ist an keinem Ende des Krieges interessiert, wie die Errichtung neuer Munitionsfabriken zeigen. Der ukrainische Staat soll auch noch 2025 weiter aufgerüstet werden, um den Krieg am Laufen halten zu können. Das Ziel: Den Preis für Russland in die Höhe treiben, um so den imperialistischen Konkurrenten zu schwächen.
Am meisten leiden die Zivilist:innen unter dem Krieg. Allein im russisch kontrollierten Donbass sollen die letzten zwei Jahre bis zu 10.000 Zivilisten durch den Krieg ums Leben gekommen sein. Mindestens genauso viele Menschen dürften inzwischen Opfer russischer Raketen und Drohnenangriffe geworden sein.
Da die Herrschenden kein Interesse zeigen, den Krieg zu beenden, kann der einzige Ausweg eine starke internationale Antikriegsbewegung sein. Sowohl in Russland als auch im Westen braucht es eine Bewegung, die Druck ausübt, diesen Krieg endlich zu beenden. Wir sollten weiter daran arbeiten, auch wenn es momentan nicht so aussieht, dass hier schnelle Erfolge zu erreichen sind.
In Russland gibt es noch immer sichtbare Proteste von Frauen, die sich für die Rückkehr ihrer in die Armee mobilisierten Männer einsetzen. Der Oppositionskandidat für die anstehende Präsidentschaftswahl Boris Nadeschdin erhielt für seine Antikriegsposition so viel Zuspruch, dass seine Kandidatur nun verboten wurde.
Es ist an der Zeit, auch hier im Westen was zu starten. Wir Linke sollten den Anfang machen!
Timur Pawlitschenko ist marx21-Unterstützer und verfolgt den imperialistischen Konflikt um die Ukraine seit 2014 intensiv.
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Foto: Houses of the Oireachtas from Ireland / CC BY 2.0 DEED
Schlagwörter: Imperialismus, Krieg, NATO, Russland, Ukraine