Vor zwanzig Jahren, zum 1. Januar 2002, wurde der Euro als Bargeld eingeführt. Was hat der Euro uns gebracht? Von Thomas Walter
Der Euro hatte schon bald seinen Ruf als »Teuro« weg. Während einerseits sämtliche Löhne im Verhältnis 0,51129 Euro zu einer D-Mark auf Euro umgestellt wurden, begnügten sich viele Verkäufer damit, die alten DM-Zeichen mit Euro-Zeichen zu überkleben und die alten Preisangaben beizubehalten. Damals kam der Begriff der »gefühlten« Inflation auf, denn das Statistische Bundesamt behauptete, keine höhere Inflation feststellen zu können.
Kapitalisten profitieren
Für die Kapitalisten allerdings war der Euro ein wichtiger Bestandteil für das neoliberale Europa. Gleichzeitig ist der Euro bis heute Gegenstand kapitalistischer Machtkämpfe – zwischen und innerhalb europäischer Staaten und gegen andere Staaten. Die Erwartung des früheren Chefs der US-Zentralbank Alan Greenspan, dass der Euro auch wieder verschwinden würde, ist damit bis heute nicht vom Tisch. Einerseits geht es gemeinsam gegen Konkurrenten wie USA oder China, andererseits konkurriert jeder Staat der Eurozone gegen die anderen.
Vorteil des Euros für das große Kapital ist, dass es sich frei im Währungsraum hin und her bewegen kann. Wenn anderswo beispielsweise Kapital aus dem argentinischen Peso in den US-Dollar fliehen will, dann wird das rasch unmöglich, wenn der Peso-Wechselkurs einbricht und es kaum mehr Dollar für einen Peso gibt. In der Eurozone hingegen können Euro einfach von einer italienischen zu einer deutschen Bank überwiesen werden (so wie in den USA Dollar von New York nach Kalifornien).
Die Exportindustrie hatte früher das Risiko, dass ihre verdienten fremden Währungen (Devisen) womöglich abwerteten. Sie wechselte also rasch ihre Devisen bei der Deutschen Bundesbank zum herrschenden Wechselkurs in D-Mark ein und lud so dort ihr Wechselkursrisiko ab. In der Eurozone aber verdienen die Exporteure ihr Geld gleich in Euro, es gibt weder für sie, noch für die Bundesbank ein Wechselkursrisiko.
Die Beschäftigten zahlen
Für die Beschäftigten brachte der Euro aber nichts. Die Krisen blieben. 2007 begann in den USA die Finanzkrise. 2009 war dann auch Europa in einer schweren Rezession. Die kleineren Länder der Eurozone, die per Saldo gegenüber dem Ausland verschuldet waren, galten jetzt als Risiko und bekamen keine Kredite mehr. Banken und Finanzinvestoren, die auf Krediten an diese Länder saßen, waren selbst vom Bankrott bedroht.
Die europäische herrschende Klasse zog ein kapitalistisches Rettungsprogramm durch. Europäische »Rettungsschirme« übernahmen die faulen Kredite, sozialisierten so deren Risiken und retteten zusammen mit der Europäischen Zentralbank (EZB) Banken und Finanzinvestoren. So wurde der Euro als Anlagewährung für internationales Kapital gerettet.
Den Krisenländern wurden die Kredite aber nicht erlassen. Die »Rettungsschirme« verhielten sich vielmehr diesen Krisenländern gegenüber wie Inkasso-Unternehmen, die ausstehende Kredite eintreiben. Den Krisenländern wurden Sparprogramme aufgezwungen. So sollten sie wieder »wettbewerbsfähig« und für das internationale Kapital investitionswürdig werden. Für die Menschen, die mit dieser Krise gar nichts zu tun hatten, bedeutete dies Lohnsenkungen, Sozialabbau, Steuererhöhungen, Obdachlosigkeit, Armut. Ob Euro oder Dollar, die Beschäftigten zahlen für die Krisen.
Quelle wikipedia, Robert Kalina, Reinhold Gerstetter
Schlagwörter: Euro, Euro-Krise, Eurokrise, Finanzkrise