Kurz nach dem zweiten Weltkrieg verfasste Suzanne Maudet einen Bericht, wie sie und acht weitere Frauen – sechs Französinnen, zwei Niederländerinnen und eine Spanierin – sich vor der SS retten konnten. Das Buch wurde jetzt auf deutsch veröffentlicht. Thomas Walter hat es gelesen
5000 weibliche KZ-Häftlinge wurden 1945 von Leipzig aus auf einen Todesmarsch Richtung Dresden geschickt. Sie hatten Panzerfäuste hergestellt – und nach Möglichkeit auch manipuliert. Wie sich später herausstellt, werden alle Frauen, wenn sie nicht irgendwie fliehen konnten, unterwegs auf dem Marsch erschossen oder nach 15 Tagen Marsch ermordet.
Suzanne Maudet schildert, wie auf dem Marsch bald selbst die Hungerrationen ausgehen, sie schildert die deutschen Zuschauer:innen am Straßenrand, den Überlebenskampf der Frauen aller Nationen, gelegentlich auch gegeneinander. Die neun können schließlich nach zwei Tagen fliehen. Schnell entfernen sie die Zielkreuze von ihrem Rücken, um als »normale« Fremdarbeiterinnen zu gelten. Sie begegnen Bauern, Kriegsgefangenen verschiedener Länder, Soldaten, Beamten. Sie treffen auf »Ordnungsliebe« und Sexismus, aber auch auf Hilfe. Dank ihres Zusammenhalts und ihrer Erfahrung aus ihrer Arbeit in verschiedenen Widerstandsorganisationen schaffen sie es, nach acht Tagen US-Truppen zu erreichen. Sie sind endlich gerettet.
Die Erzählung zeigt, wie unter schwierigsten Umständen Widerstand gegen eine Gewaltherrschaft möglich ist.
Das Buch
Suzanne Maudet
Dem Tod davongelaufen – Wie neun junge Frauen dem Konzentrationslager entkamen. Aus dem Französischen von Ingrid Scherf
Assoziation A, Berlin, Hamburg 2021
128 Seiten
16 Euro
Schlagwörter: Bücher, Frauen, Nationalsozialismus, Widerstand, Zweiter Weltkrieg