Am 04. Dezember 1969 wurde der Black Panther-Revolutionär Fred Hampton von der US-amerikanischen Polizei und dem FBI im Schlaf ermordet. 52 Jahre später zeigt der Film »Judas and the Black Messiah« die Kämpfe einer der bedeutendsten Führungspersonen der Black Panther Party sowie die Umstände seines Verrats auf. Von Helena Zohdi
So erzählt der Film die wahre Geschichte Fred Hamptons sowie des FBI-Informanten William O’Neal Ende der 1960er Jahre. In den ersten Szenen wird veranschaulicht, wie es dem FBI gelingt, Informanten zu rekrutieren und zu manipulieren. Der Autodieb William O’Neal – gespielt von Lakeith Stanfield – wird vor die Wahl gestellt, entweder für das FBI als Spitzel zu arbeiten oder für mehrere Jahre ins Gefängnis zu wandern. Er entscheidet sich für Ersteres und wird beauftragt, sich den Black Panthers in Chicago anzuschließen und sie auszuspionieren.
Hamptons Rainbow Coalition
Der junge, eloquente Hampton – gespielt von Daniel Kaluuya – ist Vorsitzender des Illinois Chapters der Black Panther Party. Er bemüht sich, antirassistische, revolutionäre Klassenpolitik in Chicago aufzubauen. So initiiert Hampton die Rainbow Coalition, die das Zusammenkommen verschiedener marginalisierter und ausgebeuteter Gruppen anstrebt, um gemeinsam gegen staatliche Gewalt vorzugehen. Im Film ist zu sehen, wie sich die Black Panthers der revolutionär-sozialistischen, von Puertoricaner:innen geprägten Organisation Young Lords bei einem Protest gegen rassistische Polizeigewalt anschließen. Der Film stellt das Leben des Revolutionärs Hampton in seiner Vielfalt dar: wie er Reden über die Notwendigkeit der Revolution hält, bei der Community-Arbeit des Programms »Free Breakfast for School Children« mithilft oder eine liebevolle Beziehung mit Black Panther-Mitstreiterin Akua Njeri, gespielt von Dominique Fishback, aufbaut.
Die Überwachung Hamptons
Durch den Informanten O’Neal gelingt es dem FBI, jeden Schritt Hamptons zu überwachen. O’Neal beginnt jedoch zu zweifeln und scheint sich sogar mit den Zielen der Black Panther Party zu identifizieren. Das FBI bedroht ihn. Stanfield in der Rolle des O’Neal gelingt es, dem Publikum die psychischen Auswirkungen des Lebens eines Informanten vor Augen zu führen.
Der Staat betrachtet die Popularität der Black Panther Party im Allgemeinen, sowie von Hampton als radikalen schwarzen Sozialisten im Besonderen, als direkte Bedrohung. So erklärt FBI-Direktor J. Edgar Hoover im Jahr 1969 die Black Panther Party zur »größten Sicherheitsgefahr für die innere Sicherheit der USA«. Der Film legt dar, wie Polizei und FBI alles tun, um die Black Panther Party zu diffamieren, zu kriminalisieren, zu zersetzen und zu spalten.
Nach einem Aufenthalt im Gefängnis unter dem Vorwand, Hampton habe Eis im Wert von 71 Dollar gestohlen, fordert Hoover, Hampton zu »neutralisieren«. O’Neal wird vom FBI beauftragt, Hampton unter Drogen zu setzen, damit die Polizei ihn im Schlaf hinrichten kann.
Standhafte Praxis als Inspiration für Sozialist:innen weltweit
Regisseur Shaka King erlaubt einen Einblick in die systematisch terroristischen Methoden des US-amerikanischen Staates im Kampf gegen die schwarze Befreiungsbewegung. Die Darstellung der inneren Mechanismen der Manipulation, um O’Neal als Informanten zu behalten, gibt Anlass, darüber nachzudenken, was dies auch heute für revolutionäre Bewegungen unter dem Joch kapitalistischer Staaten mitsamt ihren Überwachungsmechanismen bedeuten kann. Von Hamptons standhafter Praxis der Verbindung des Kampfs gegen Ausbeutung und Unterdrückung im Klassenkampf können Sozialist:innen vieles lernen. Wie Hampton betonte: »Sie können einen Revolutionär ermorden, aber nicht eine Revolution«.
Shaka King (Regisseur)
Judas and the Black Messiah (2021)
126 Minuten
Schlagwörter: Black Panther Party, Filmrezension, Fred Hampton, Kultur