Die SPD
Die SPD ahnte, welche Gefahr von der NSDAP ausging. Dennoch war sie nicht in der Lage diese Gefahr angemessen zu bekämpfen.
Seit 1930 herrschte in Deutschland de facto eine Diktatur. Keine Regierung verfügte mehr über eine Mehrheit im Parlament. Stattdessen waren die Kanzler Brüning, von Papen und Schleicher von Reichspräsident Paul von Hindenburg eingesetzt worden. Sie regierten ohne demokratische Legitimation mithilfe von Notverordnungen.
In der zweifelhaften Hoffnung, den Nationalsozialisten den Weg an die Macht auf zu »legalem« Wege versperren und die Weimarer Demokratie am Leben zu erhalten, verfolgte die Partei eine Politik des »kleineren Übels«: Sie unterstützte die Kandidatur des erzkonservativen Hindenburg bei der Reichspräsidentenwahl 1932, tolerierte das autoritäre Präsidialkabinett der Kanzlers Heinrich Brüning, welcher neue Steuern erhob, staatliche Leistungen senkte und auf Lohn- und Gehaltssenkungen drängte, und duldete so viele Entscheidungen, die ihrem politischen Programm entgegen liefen – und den Interessen ihrer Anhängerschaft.
1932 zeigte sich die Schwäche der sozialdemokratischen Strategie besonders deutlich. Bis zu diesem Jahr stellte die SPD die Landesregierung von Preußen. Am 20. Juli setzte Kanzler Franz von Papen diese Regierung kurzerhand ab. Genau für einen solchen Fall hatte die SPD bereits 1931 die »Eiserne Front« – eine bewaffnete Arbeitermiliz – gegründet. Aber nun verzichtete die Parteiführung darauf, den Appell zum Widerstand zu geben. Stattdessen rief sie zur Ruhe und Zurückhaltung auf.
Der spätere NS-Propagandaminister Joseph Goebbels erkannte sehr genau die Bedeutung der Ereignisse des 20. Juli. Einen Tag später notierte er in sein Tagebuch: »Die Roten sind besiegt. Ihre Organisationen leisten keinen Widerstand. (…) Die Roten haben ihre große Stunde verpasst. Die kommt nie wieder.« Tatsächlich verließ bei der Reichstagswahl am 31. Juli eine halbe Million Wähler enttäuscht die Partei.
Als Hitler im Januar 1933 die Macht übernahm, waren Millionen Arbeiter kampfbereit. Proteste überzogen das Land, Fabrikabgeordnete trafen sich in Berlin, um die Kampfaufrufe der SPD-Führung entgegen zu nehmen. Diese argumentierte aber erneut für Zurückhaltung. Danach war es zu spät. Die stärkste organisierte Arbeiterbewegung der Welt war geschlagen.