Niederlage der Arbeiterbewegung
Auch die deutschen Unternehmer erkannten, dass die zugespitzte Lage nicht endlos bestehen bleiben würde. Sie fürchteten einen Sieg der Arbeiterklasse. Derweil versprachen die Nazis, die Interessen der Wirtschaft mit aller Gewalt durchzusetzen. Bei einer Spendensammlung für die NSDAP unter Industriellen zeigte der SS-Führer Rudolf Hess Fotos von großen Demonstrationen mit roten Flaggen. »Hier, meine Herren, haben sie die Kräfte der Zerstörung, die eine gefährliche Bedrohung für ihre Büros, ihre Fabriken, all ihren Besitz darstellen«, so Hess. »Auf der anderen Seite formieren sich die Kräfte der Ordnung; mit einem fanatischen Willen, den Geist des Aufruhrs auszurotten.« Auf diesen Bildern sahen die Wirtschaftsbosse marschierende SS und SA-Männer. »Jeder der kann, muss etwas geben, damit er nicht alles verliert, was er hat« forderte Hess. Ein ehemaliger hochrangiger Nationalsozialist beschrieb diese Szene in seinen Memoiren: »Zwar waren keineswegs alle Kapitalisten hellauf von den Nazis begeistert. Ihre Skepsis war aber nur relativ. Sie endete, je mehr klar wurde, dass nur Hitler in der Lage war, die Arbeiterbewegung restlos zu zerschlagen.«
Aus Angst vor dem Erstarken der Arbeiterbewegung wuchs die Unterstützung im Unternehmerlager für Hitler. Trotzki schrieb, dass die Unternehmer den Faschismus ebenso sehr lieben »wie ein Mensch mit kranken Kiefern das Zahnziehen« – es ist nicht schön, aber manchmal eben notwendig.
Hitler hielt sein Versprechen. Nachdem er im Januar 1933 vom Reichspräsidenten Hindenburg zum Kanzler ernannt worden war, verbot er innerhalb weniger Monate die Arbeiterparteien und die Gewerkschaften. Tausende Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschafter wurden verhaftet oder ermordet.
Der Aufstieg Hitlers war nicht unaufhaltsam. Die Unterstützung durch Teile des deutschen Kapitals spielte eine wichtige Rolle. Gleichzeitig trug aber auch die deutsche Linke eine Mitverantwortung an ihrem eigenen Untergang.