In ihrem Buch »Sie hat Bock« diskutiert Katja Lewina unseren gesellschaftlichen Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen und auf den Sex, der sich daraus ergibt. Von Simo Dorn
Wie sexistisch ist unser Sex? Die Antwort: Sehr. Detaillierter formuliert: Wie sexistisch ist das Bild, das wir von Sex und unseren Geschlechtsorganen haben? Ist dieses Bild ein gleichberechtigtes und ein gesundes Bild? Wer hat Einfluss darauf, dass es so ist wie es ist, und wer, es zu ändern? Und letztlich, wie kommen wir zu einem Bild von und über Sex, das ein freieres und selbstbestimmteres ist?
Die Antwort auf viele der obigen Fragen und Folgefragen sind heteronormativ-männlich geprägt. Das sei zwar oft ein Problem, aber keins, das nicht behoben werden könne, so Katja Lewina. Sie zeichnet in ihrem Buch »Sie hat Bock« keine stringent soziologische Gesellschaftsanalyse, sondern berichtet von ihren eigenen Erfahrungen und denen, die sie mit Freund:innen ausgetauscht hat. Sie bleibt dabei aber nicht im Anekdotenhaften stecken, sondern zitiert auch Studien.
Das Buch ist niedrigschwellig, humoristisch aber auch todernst geschrieben. Es werden die intimsten Momente von Freude und die grausamsten Akte von Gewalt beschrieben: Eine Gratwanderung, ähnlich dem Akt, um den es hier geht.
Der Titel bedeutet keineswegs, dass es ausschließlich für Frauen geschrieben worden ist. Gerade weil die weibliche* Lust beleuchtet wird, sollten sich Männer ebenso angesprochen fühlen, sich mit gleichberechtigtem Sex auseinanderzusetzen.
Das Hardcover unter dem Umschlag lädt nicht gerade dazu ein, es in der Bahn zu lesen, aber vielleicht ist genau dieser Gedanke ein Grund, es dennoch zu tun.
Das Buch:
Katja Lewina
Sie hat Bock
DuMont Buchverlag
Februar 2020
224 Seiten
20 Euro
Schlagwörter: Bücher, Buchrezension, Kultur, Rezension