Mit Bernd Stegemann’s »Die Moralfalle« hat ein weiterer »Stratege« von Aufstehen ein Buch zur Untermauerung der nationalstaatlich zentrierten Positionen der Sammlungsbewegung veröffentlicht. Von Ava Matheis
»Die Moralfalle«: Zwei Trennungslinien
Seine Hauptthese von »Die Moralfalle« ist, dass wir derzeit Zeuge einer neuen Phase des Kulturkampfs werden. Dieser verläuft nicht nur entlang der Konfliktlinie rechts und links, sondern auch zwischen dem »Links der sozialen Frage« und dem »Links der Identitätspolitik«. Letzteres verfolge eine Kommunikationsstrategie, die darauf abziele zu »moralisieren« und »rationale Migrationskritik« zu verwerfen. Dadurch machten sich linke Kräfte gemein mit neoliberalen Kräften und verstrickten sich in einer »Selbstfesselungstendenz«, die zum Aufstieg der Rechten führe.
Trennung von der Identitätspolitik- ein Pappkamerad
Das Stegemann’sche Rezept für die Befreiung linker Politik und einen erfolgreichen Kampf gegen Rechts: soziale anstelle von Identitätsfragen ins Zentrum rücken. Stegemanns Ziel der Kritik – das »Links der Identitätspolitik« – ist allerdings ein Pappkamerad, den er sich aus einem wilden Sammelsurium von unterschiedlichen Ansätzen gebastelt hat. Um die Trennung zwischen Identitätspolitik und der sozialen Frage aufzumachen, muss er genau jene Kräfte geflissentlich ignorieren, die sich seit Beginn der internationalen Arbeiterbewegung für eine Verbindung von unterschiedlichen Kämpfen sowie für das Verständnis der Arbeiterklasse als einer globalen Klasse einsetzen.
Götz Kubitschek empfiehlt »Die Moralfalle« als »lesenswert«
Wie weit nach rechts sein Plädoyer für eine »Befreiung linker Politik« anschlussfähig ist, macht folgender Fan klar: Götz Kubitschek empfiehlt »Die Moralfalle« als »lesenswert« und lobt, dass sich mit Stegemanns Aufstehen endlich wieder eine linke Kraft darum bemüht, »den Zusammenhang von National- und Sozialstaat« und »den jahrzehntealten blinden Fleck, das Volk, wieder in den Blick zu nehmen«.
Das Buch
Bernd Stegemann
Die Moralfalle. Für eine Befreiung linker Politik.
Matthes & Seitz
Berlin 2019
205 Seiten
18 Euro
Schlagwörter: Buchrezension, Linke