In seinem Buch »Die Dynamik der Revolte – Über vergangene und kommende Aufstände« will Hazan den initialen Moment der Revolte ergründen. Von Ava Matheis
Herausgegeben wurde es 2015 auf Französisch, die deutsche Übersetzung mit einem Vorwort von Elfriede Müller erschien pünktlich zur »globalen Revolte« im Oktober 2019. Den Großteil des Buches nimmt eine sehr schematische Zuordnung verschiedener revolutionärer Prozesse zu »Avantgarde«-Parteien als Auslöser der Revolution ein. Dabei stellt er fest, dass Parteien selten revolutionäre Prozesse ausgelöst haben, aber diese immer wieder gezähmt und umgeleitet haben.
Sein Fazit zur Revolte
Nur die Selbstaktivität und Autonomie von Massenbewegungen sind in der Lage, das bestehende System zu brechen. Formen »engerer« Organisation seien abzulehnen. Seine Hauptthese wirkt wie ein Pappkamerad, der Fokus auf den Auslöser von Revolutionen und die daraus abgeleitete Fundamentalkritik an Parteien scheint konstruiert. Da der erklärte Gegenstand seines Buches der Auslöser von Revolutionen ist, ist er in der bequemen Position, selbst keine Überlegungen zu revolutionären Strategien anzustellen – also wie genau durch Massenbewegungen und Selbstaktivität der Arbeiterinnenklasse der kapitalistischen Staat und seine Militärapparate zerschlagen werden können.
Das Buch ist spannend zu lesen und zeigt die Probleme stalinistischer und reformistischer Parteiapparate, Übergangsregierungen und dem Umgang mit Militärapparaten gut auf. Es bleibt aber unklar, welche Lehren Revolutionärinnen und Revolutionäre heute konkret daraus ziehen können.
Das Buch
Éric Hazan
Die Dynamik der Revolte. Über vergangene und kommende Aufstände.
Unrast-Verlag
2019
128 Seiten
12,80 Euro
Schlagwörter: Aufstand, Bücher, Buchrezension, Kultur, Revolution, Rezension