In ihrem autobiographisch inspirierten Roman erzählt Manja Präkels vom Erwachsenwerden in einer Kleinstadt der DDR der 70er Jahre bis nach der Wende. Robert Blättermann hat den Roman für uns gelesen
Die Kindheit der heranwachsenden Mimi erscheint zunächst als kleine Ost-Idylle. Man spielt und angelt in der Natur, wiederholt in der Schule nach bestem Willen die Phrasen der Partei und klaut von der Familie heimlich die Schnapskirschen. Doch mit dem Mauerfall zerbricht für alle die gewohnte Lebensordnung und die Anschauungen zerfallen.
Rechtsextremismus vor und nach der Wende
Katapultiert in eine neue Ordnung, deren System für die Menschen zunächst keine Verwendung findet, werden neue Sinnzusammenhänge erschlossen. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, die niemals weg waren, nehmen wieder zu. Der alte Freund Oliver heißt plötzlich Hitler. Mit ihm erobern die Nazis die Hegemonie im Dorf und machen Jagd auf Linke.
Doch es sind eben nicht nur »Nazis«, es sind die Freunde und Nachbarn von früher, die jetzt prügeln und morden. Am Ende schaut man ehrlich und ungeschminkt in einen Abgrund, in dem sich unsere Gegenwart spiegelt. Man ist froh davon gekommen zu sein, aber weiß, dass das nicht auf Dauer ist.
Wer in die dichte Atmosphäre dieses Buches taucht, versteht besser als jemals zuvor Ostdeutschland 2019.
Das Buch:
Manja Präkels
Als ich mit Hitler Schnapskirchen aß
Verbrecher-Verlag
2017
232 Seiten
Buch 20,00€ / E-Book 11,99€
Schlagwörter: Bücher, Kultur, Ostdeutschland, Rassismus, Roman