Mehrere Tausend Menschen haben in Lützerath an ersten größeren Protesten gegen die geplante Räumung für den Kohletagebau teilgenommen. Solidarität der Linken ist gefragt
Wochenlang ist über die Räumung der besetzten Ortschaft Lützerath spekuliert worden. Seit wenigen Tagen wird sie konkret vorbereitet. Das Dorf soll dem Kohletagebau weichen (Lies hier den marx21 Artikel: »1,5-Grad-Ziel heißt: Lützerath bleibt!«).
Lützerath: Proteste gegen die Räumung
Das Bündnis »Lützerath unräumbar«, zu dem sich neben Ende Gelände auch Organisationen und Initiativen wie Fridays for Future, Alle Dörfer bleiben und Letzte Generation zusammengeschlossen haben, ruft zu Protesten auf. Hunderte Menschen beteiligten sich am sogenannten Sonntagsspaziergang. Dort trat auch die Kölner Band AnnenMayKantereit. »Lützerath muss bleiben. Deswegen machen wir dort am Sonntag Musik«, schrieb Sänger Henning May bei Instagram.
Neubauer gegen Räumung
An den Protesten nahm auch die Klimaaktivistin und »Fridays for Future!«-Sprecherin Luisa Neubauer. Vorab hatte sie Unterstützer:innen dazu aufgerufen, ebenfalls zu kommen. »Man merkt, dass anscheinend unterschätzt wurde, welche Kraft in diesem Ort steckt«, sagte Neubauer der Tagesschau. »Hier zeigt eine Gesellschaft, dass sie versteht: Es geht um alles. Das Dorf hier ist überlaufen von Menschen, die aus der ganzen Republik angereist sind.« Die Politik traue sich noch nicht, das anzuerkennen, »aber die Zivilgesellschaft schon«, so Neubauer. Die Kohle müsse im Boden bleiben. »Seit Jahren erleben wir die Klimafolgen, im Sommer 2022 wüteten in ganz Europa die gravierendsten Waldbrände, die Zerstörung muss aufhören, die bisher durch die deutsche Politik und Wirtschaft befeuert wird.«
Solidarität der Linken in Lützerath
Auch Mitglieder der LINKEN sind vor Ort. Sie versorgen die Aktivist:innen mit Materialien sowie Lebensmitteln. Kathrin Vogler, Landessprecherin und Abgeordnete für DIE LINKE im Bundestag, ist in das Camp eingezogen und erklärt: »Ich bin gekommen, um zu bleiben. Hier in Lützerath wird das 1,5-Grad-Ziel verteidigt und wir verteidigen das mit unserer ganzen Leidenschaft, mit unseren Herzen und auch mit unseren Körpern. Und das werde ich in den kommenden Tagen hier in Lützerath gemeinsam mit den Aktivist:innen vor Ort tun.«
Verrat der Grünen
Didem Aydurmus, Klimaexpertin und Mitglied des Parteivorstandes DIE LINKE und Sascha H. Wagner, Landessprecher DIE LINKE. NRW erklärten: »Das gesamte Geschehen um Lützerath zeigt, dass weder die schwarz-grüne Landesregierung in NRW noch der grüne Bundesenergieminister Habeck bereit sind, ernsthaften Klimaschutz zu betreiben.«
Zahlreiche Gutachten belegen, dass der weitere Braunkohleabbau nicht nur die Überschreitung der 1,5 Grad Grenze bedeutet, sondern auch das Zwei-Grad-Ziels des Pariser Abkommens und den Artikel 20a des Grundgesetzes verletzt. Aydurmus und Wagner weiter: »Die Ampel und Schwarz-Grün in NRW handeln damit klar verfassungswidrig. Profite von Großunternehmen und Aktionär:innen werden über die Bewohnbarkeit des Planeten gestellt. Nicht erst der Wechsel von Annalena Baerbocks Büroleiter zu RWE zeigt die Verfilzung von Politik und Wirtschaft auf Kosten der Menschen. Die gesamte deutsche Umweltpolitik ist bestimmt von Lobbyinteressen. Mehrheitlich setzen Die Grünen das Greenwashing vorheriger Regierungen auf höherem Niveau fort.«
Ziviler Ungehorsam gegen den Braunkohleabbau
DIE LINKE fordert die Räumung zu stoppen und ruft zu den Protsten auf: »Wir fordern Landes- und Bundesregierung auf, endlich konsequent für den Klimaschutz zu handeln. Die Klimakatastrophe lässt sich nicht mit Worten aufhalten. Die Kosten für die Verschleppung der Energiewende werden vor allem diejenigen tragen, die am wenigsten vom fossilen Kapitalismus profitiert haben. DIE LINKE unterstützt die Proteste und den gewaltfreien zivilen Ungehorsam gegen den Braunkohleabbau im rheinischen Revier.«
Bild: Tim Wagner
Schlagwörter: Klimabewegung, Klimastreik, Lützerath