Zu den politischen Leitsätzen von marx21
In den politischen Leitsätzen sprecht Ihr sowohl der Arbeiterbewegung als auch den anderen sozialen Bewegungen eine gesellschaftsverändernde Kraft zu. Wie sind die Gewichtungen verteilt und ist man da nicht zu vorschnell mit der vermeintlichen Kraft der Arbeiterbewegung?
Bereits vor einem Vierteljahrhundert konstatierten Andre Gorz und andere fundamentale Veränderungen oder Krisen der Arbeitsgesellschaft. Zu nennen sind der Rückgang der Industriearbeit, das Anwachsen des Dienstleistungssektors, der Rückzug des Staates aus der Gesellschaft und die zunehmende Ökonomisierung derer durchs Kapital, später in den 90ern dann die Informatisierung etc. Und überhaupt: der Arbeitsgesellschaft geht die Arbeit aus. Die schwindende Bedeutung des Klassenkampfes hatte Gorz schon 1980 in "Abschied vom Proletariat" hervorgehoben. Die geschwächte kollektive Kraft des Proletariats sah er damals von den neuen sozialen Bewegungen übernommen. Die Trends zur Individualisierung nehmen bis heute zu. Das lässt die Integration in Klassen sinken und schwächt die politische Handlungsfähigkeit.
Ich meine aber, dass Gorz mit seinem Abschied vom Proletariat einen Fehler beging, wenn er es hypostasierte. Das klingt nach entweder-oder. Tatsächlich wird auch heute Tag für Tag in Betrieben und Fabriken, sozusagen an der Widerspruchsfront von Kapital und Arbeit vor Ort, meist im Kleinen manchmal auch im Großen, gekämpft. Und nicht zu vergessen, es gibt mächtige Organisationen wie die der Gewerkschaften.
Klaus-Peter Dauks, per E-Mail