Zur Debatte über das Erbe der DDR zwischen Hans Modrow und Olaf Klenke (Heft 12)
Die Diskussion zwischen Hans Modrow und Olaf Klenke ist sehr interessant und regt zum Nachdenken an. Zufällig las ich parallel im »Neuen Deutschland« ein Interview mit Modrow über die Volksrepublik China, in welchem er gefragt wurde, wodurch sich die KP Chinas von ihren einstigen Bruderparteien in Europa unterscheidet. Seine Antwort: »Als erstes ist festzustellen, dass die KP China noch existiert, während die anderen untergegangen sind.« Dies führt er auf die marktwirtschaftlichen Reformen des Sozialismus chinesischer Prägung zurück.
Ähnlich antwortet er in der Debatte in marx21, wenn er beklagt, dass es die Führung der DDR versäumt hatte, im Zuge der Perestroika Reformen durchzusetzen. Aber hätte eine »sozialistische Marktwirtschaft« die DDR wirklich gerettet?
Es wäre unfair, Hans Modrow vorzuwerfen, er würde die Missstände im chinesischen Bergbau oder die Situation der Wanderarbeiter in der Volksrepublik China gut heißen. Aber genauer betrachtet gibt es in China – und gab es auch in der DDR – Menschen, die vom System profitierten. Gewinner und Verlierer eben.
In der DDR konnte man diese Unterschiede noch weniger als in China vom unterschiedlichen Bildungsstand oder der Rate der Analphabeten abhängig machen. Warum also waren sie da – und sind es auch heute noch, selbst dort, wo Sozialisten die Geschicke in der Hand halten?
Tobias Paul, Darmstadt