Film: "Alles für meinen Vater", Regie: Dror Zahari, Deutschland/Israel 2008, 96 Minuten
Von Sarah Nagel
Der junge Palästinenser Tarek ist mit zwei Männern auf dem Weg nach Tel Aviv, um den Bauch trägt er einen Sprengstoffgürtel. Auf dem Markt soll er damit sich selbst und so viele Menschen wie möglich töten. „Warum machst du das?", prüft ihn einer der Begleiter, nachdem er ihm Anweisungen gegeben hat. „Weil ich von Geburt an nicht einmal träumen durfte. Und solange wir ihnen nicht wehtun, wird sich daran auch nichts ändern", antwortet Tarek.
Doch es kommt anders als geplant. Der Zünder ist defekt, Tarek kann den Anschlag nicht verüben und bestellt bei dem jüdischen Elektrohändler Katz einen neuen Schalter. In den nächsten zwei Tagen wachsen seine Zweifel an dem Attentat, er freundet sich mit Katz und dessen Frau Zippora an und lernt Keren kennen, eine junge Kioskverkäuferin, die ihr jüdisch-orthodoxes Elternhaus verlassen hat.
Die Figuren des Films sind unterschiedlich mit dem Konflikt zwischen Israel und Palästina verbunden: Tarek will die Ehre seines Vaters wieder herstellen, der von den Dorfbewohnern verdächtigt wurde, mit israelischen Soldaten zu kooperieren, weil er seinen Sohn jahrelang zum Fußballtraining nach Nazareth gefahren hat. Katz und seine Frau trauern um ihren Sohn, der während der Grundausbildung in der israelischen Armee gestorben ist.
Der israelische Regisseur Dror Zahari wollte mit „Alles für meinen Vater" keinen politischen Film machen. „‚Alles für meinen Vater‘ fängt da an, wo ‚Paradise Now‘ aufhört", meint er auf den Vergleich mit dem palästinensischen Film hin, der ebenfalls von jungen Attentätern kurz vor dem Anschlag handelt. Zahari wollte nur eine Liebesgeschichte drehen. Trotzdem ist der Film mehr geworden. Er spricht nicht nur Themen wie die Armee, Religion oder die Liebe zwischen einem Palästinenser und einer Jüdin an, sondern zeigt vor allem, was sonst sehr selten ist: Dass Israelis und Palästinenser die Chance haben, sich kennen zu lernen.
Der geplante Anschlag wirkt umso absurder, je länger sich Tarek in Tel Aviv aufhält. Der Sprengstoffgürtel, den er während des gesamten Films trägt und der jederzeit fern gezündet werden könnte, wirkt jedoch wie eine Mauer zwischen ihm und den anderen Charakteren. Das beschert dem Film auch einige tragisch-komische Momente – zum Beispiel, wenn Keren nach einem Besuch bei ihren Eltern meint, sie würde gleich explodieren. „In einem Land, wo man die Kinder mit dem Taxi zur Schule schickt, damit sie nicht den gefährlichen Bus benutzen, in einem Land, wo vor jedem Café ein Sicherheitsmann mit einem Metalldetektor steht, entwickelt man ganz automatisch eine Art Galgenhumor", sagt Zahari.
Insgesamt ist „Alles für meinen Vater" auf jeden Fall sehenswert. Tareks Beweggründe wirken allerdings bis zum Schluss sehr vage, obwohl an einigen Stellen die schwierige Situation in seinem armen Heimatdorf erahnt werden kann. Vielleicht ist es aber auch gerade die fehlende Verallgemeinerung, die den Film so überzeugend macht. Die Politik trifft im Nahen Osten auf das Schicksal jedes Einzelnen, auf jeden in unterschiedlicher Weise.
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