Zum Artikel "Durch gute Arbeit überzeugen" von Marcel Bois und Florian Wilde (Heft 3)
Der Artikel formuliert sehr gut, was Einheitsfrontismus ist. Aber er schafft eine Zwei-Phasen-Theorie bezüglich der KPD-Geschichte, die wohl der geforderten journalistischen Einfachheit geschuldet ist, aber – ich nehme an, die Autoren sind sich dessen bewusst – genau genommen geschichtsverfälschend ist.
Der Artikel postuliert eine frühe KPD, die einheitsfrontistisch war und – in der Zusammenschau mit der angehängten Glosse "Getrennt in die Niederlage" – eine späte KPD, die sektiererisch war. So klar war die Entwicklung der Partei keineswegs. Die wichtigsten und entscheidenden Ereignisse in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre höchst sektierischer und putschistischer Art unterschlägt der Artikel.
Es gab immer wieder positive einheitsfrontistische Ansätze in der frühen KPD, in der Gesamtbilanz aber würde ich – anders als der Artikel – zu einem negativen Urteil über die frühe KPD kommen. Dennoch finde ich den Artikel in der zentralen Botschaft – also: Wie macht man Einheitsfrontismus – gelungen.
Santosh Reichert, Hamburg