Von Frank Eßers
Nicht regenerative Energien sind zu teuer, sondern die fossilen sind dabei, es zu werden. Denn Investitionen in Erneuerbare Energien zahlen sich nicht nur beim Klimaschutz aus. Sie rechnen sich auch volkswirtschaftlich.
Geld, das in die Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen wie Wind oder Sonne fließt, führt zu massiven Einsparungen bei den Brennstoffkosten. Über 130 Milliarden Euro jedes Jahr könnten gespart werden. Zusätzlicher Nutzen fürs Klima: Der CO2-Ausstoß würde sich bis 2030 halbieren. Das ist eines der Ergebnisse der Studie „Future Investment – ein nachhaltiger Investitionsplan zum Klimaschutz“, die von Greenpeace und dem Europäischen Verband der Erneuerbaren Energien (EREC) letzten Freitag veröffentlicht worden ist.
Greenpeace und EREC haben die Kosten einer Öko-Stromerzeugung mit denen fossiler Versorgung verglichen. Fazit der Untersuchung: Bis 2030 werden im Kraftwerkssektor durchschnittlich 233 Milliarden US-Dollar pro Jahr investiert werden. Für eine Energie-Strategie mit Erneuerbaren Energien müssen zwar um 22 Milliarden US-Dollar höhere Investitionen aufgebracht werden. Aber diese Mehrausgaben sparen dafür Brennstoffkosten in Höhe von 202 Milliarden US-Dollar pro Jahr ein.
Die Herausgeber der Studie haben ihrem Erneuerbare-Energien-Szenario zudem den vollständigen Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Jahr 2030 zugrunde gelegt. Sie argumentieren, warum Kernkraft keine Alternative zu fossilen Energien ist. Des weiteren belegen sie, dass so genannte „CO2-freie“ fossile Kraftwerke und CO2-Lagerung keine Lösung sind. Die Technologie ist noch nicht realisiert, die Gefahren sind hoch und sie ist schlichtweg ineffizient und teuer.
Mit der Studie liefern Greenpeace und EREC-Studie wertvolle Argumente für den Umstieg auf eine ökologisch sinnvolle Energieversorgung.
Allerdings liegt in der Fixierung der Autoren auf eine volkswirtschaftliche Betrachtung eine erhebliche Schwäche. Ökonomische und politische Machtfragen spielen in der Studie keine Rolle – in der Realität hingegen eine große. Nur vier Konzerne beherrschen den deutschen Energiemarkt: E.on, RWE, EnBW und Vattenfall. Sie besitzen rund 90 Prozent aller Kraftwerke und kontrollieren das Stromnetz. Alle vier setzen auf fossile und atomare Energien. Sie werden durch die Politik unterstützt und durch den Staat massiv subventioniert. Die Verbindungen zwischen ihnen und der Politik sind traditionell sehr eng – auch personell.
Allein darauf zu verweisen, dass fossile Energien volkswirtschaftlich unrentabel seien, ist unzureichend. Was in einer Marktwirtschaft zählt ist betriebswirtschaftlicher Erfolg, also der möglichst hoher Profit eines Unternehmens. Und Macht spielt bei dessen Realisierung eine große Rolle. Daran rütteln weder CDU und SPD, noch FDP oder Grüne. Greenpeace und EREC legen mit der Studie nahe, dass sich regenerative Energien durchsetzen, wenn man die Regierung davon überzeugt, dass sich diese volkswirtschaftlich lohnen. Eine solche Annahme ist illusorisch.
Nach dem Energiegipfeltreffen am 3. Juli zwischen Regierung und Vertretern der deutschen Energiewirtschaft.zeigte sich dann auch der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft VIK beruhigt: „Die in der letzten Zeit diskutierten überzogenen Umweltziele mit ihren hohen Risiken für Arbeitsplätze und Wohlstand müssen sich in ein ausgewogenes Dreierziel einpassen. Nach dem Gipfel scheinen die berechtigten Ziele der Energiepolitik, wie Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit, gegenüber dem Klimaschutz wieder eine Chance auf gleichrangige Behandlung zu haben.“
Zum Standardrepertoire fossiler und atomarer Energiekonzerne gehört die Behauptung, dass erneuerbare Energien auch in Zukunft zu kostspielig seien. Es ist deshalb ein Verdienst von Greenpeace und EREC, zu belegen, dass in Wahrheit fossile Energien Verbraucher und Umwelt teuer zu stehen kommen.
Im Internet:
>> Greenpeace-Studie Future Investment (auf Englisch) (PDF, 1,1 MB)
>> Deutsche Kurzfassung der Studie Future Investment (PDF, 261 KB)