Die Konferenz Marx is‘ Muss 2007 war ein Erfolg. Insgesamt 306 Teilnehmer diskutierten über die Aktualität des Marxismus für den Aufbau von sozialen Bewegungen und der neuen Linken.
Es war die erste größere Veranstaltung des marx21-Netzwerkes.Inhaltlich als auch vom Publikum reflektierte der Kongress die Bandbreite der neuen Linken: Ältere Mitglieder und Sympathisanten der LINKEN waren ebenso dort, wie junge Schüler und Studierende, die schon in den Jugendstrukturen der LINKEN aktiv sind oder Interesse haben, dort mitzumachen.
Viele waren begeistert von der Atmosphäre, inhaltlichen Tiefe und Ernsthaftigkeit des Kongresses. Es war ein wirklicher Austausch: Junge und ältere Aktivisten diskutierten gemeinsam über Marx‘ Theorie vom Mehrwert oder ließen sich von den Veranstaltungen über die Revolution in Venezuela inspirieren. 20 Gastredner bereicherten das Programm – vom GdL-Vorsitzenden der Ortsgruppe Berlin Hauptbahnhof bis zum Bundestagsabgeordneten Wolfgang Gehrcke (siehe Kasten / klicken zum öffnen).
{slide=Referentinnen und Referenten u.a.:} Detlef Baade [ver.di, Eurogate]
Yossi Bartal [Israeli Anarchists Against the Wall]
Stefan Bornost [Redakteur marx21]
Christine Buchholz [Mitglied im geschäftsführenden Vorstand DIE LINKE.]
Sevim Dagdelen [MdB DIE LINKE., Vorstand DiDF]
Gabriele Engelhardt [Landesvorstand DIE LINKE Sachsen]
Wolfgang Gehrcke [Sprecher für internationale Beziehungen der Partei DIE LINKE]
Juri Hälker [Dozent Universität Duisburg-Essen, Gewerkschaftsforscher]
Chris Harman [Herausgeber International Socialism Journal, Großbritannien]
Claudia Haydt [Informationsstelle Militarisierung]
Nele Hirsch [Bundestagsabgeordnete DIE LINKE]
Ralf Krämer [Sprecherkreis Sozialistische Linke]
Michael Kretschmann [Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, Vorsitzender der Ortgruppe Berlin-Hauptbahnhof]
Max [Antifaschistische Linke Berlin]
Norman Paech [außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion DIE LINKE]
Nabil Rachid [Palästinensische Gesellschaft für Menschenrechte]
Werner Ruf [Prof. em. Politikwissenschaft, Kassel]
Michael Schlecht [Mitglied im Parteivorstand DIE LINKE]
Brune Seban [Sinistra Critica, Italien]
Dirk Spöri [Landesvorstand DIE LINKE Baden-Württemberg]
Sybille Stamm [Landesleiterin ver.di Baden-Württemberg]
Max Steininger [Bundessprecherkreis Linksjugend [’solid]]
Lars Steinau [LCR, Frankreich]
Sakine Subasi [Muslimin, Erziehungswissenschaflerin]
Peter Wahl [Attac]
Janine Wissler [Mitglied im Parteivorstand DIE LINKE.]
Dr. Frieder Otto Wolf [Honorarprofessor für Philosophie an der Freien Universität Berlin, Mitherausgeber von »Das Kapital neu lesen«]
Luigi Wolf [Geschäftsführung DIE LINKE.SDS]{/slide}
Viele Referentinnen und Referenten schauten sich nach den eigenen Beiträgen noch weitere Veranstaltungen an. Neben den Angeboten zu aktuellen politischen Fragen, wie der Krise der SPD oder der Islamophobie, stießen gerade grundlegende Debatten zur marxistischen Theorie und zur Geschichte der Arbeiterbewegung auf großes Interesse.
In der Veranstaltungsreihe »Kommunistische Bewegung der 20er Jahre« wurde unter anderem die Frage erörtert, warum sich der Stalinismus in der Sowjetunion und in der internationalen kommunistischen Bewegung durchsetzen konnte. Interessant war, dass in der Geschichte der Arbeiterbewegung trotzdessen viele Anknüpfungspunkte für einen emanzipatorischen Marxismus zu finden sind: von Marx, über Lenin, Luxemburg und Gramsci. Diese Traditionslinien eines Sozialismus von unten gelte es wieder zu entdecken und für die neue Linke fruchtbar zu machen.
In der Veranstaltungsreihe „Wie weiter für die Gewerkschaften?« widmeten sich Aktive aus Betrieben und Gewerkschaften den Herausforderungen für die Arbeiterbewegung heute. Viele betonten, dass es der kämpferischen Erneuerung der Arbeiterbewegung bedarf. Dazu muss die neue Linke den lähmenden Griff des Standortnationalismus und der SPD-Führung in den Gewerkschaften zurückdrängen.
Arbeitskämpfe und Streiks, wie aktuell der Lokführer, böten ideale Ansatzpunkte dafür. Auch neue Formen der gewerkschaftlichen Organisation wie das Organizing wurden in diesem Zusammenhang diskutiert. Eine wichtige konkrete Aufgabe der Linken jetzt sei die Solidaritätsarbeit für die Streiks der Lokführer.
Der letzte Tag des Kongresses war Tag der »Alternativen zum Kapitalismus«. In vier Workshops diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem über »revolutionäre Demokratie« und »Sozialistische Planwirtschaft«. Eine gerechtere Welt kann es nur geben, wenn die Ausbeutung von Menschen durch Menschen beendet wird. Demokratische Planung von unten könnte den zerstörerischen Wettbewerb um Profite beenden und die Wirtschaft stattdessen nach den sozialen und ökologischen Bedürfnissen der Menschen organisieren.
Zur Diskussion „Was will das marx21-Netzwerk?“ kamen 50 Interessierte und bezogen sich in Redebeiträgen positiv auf das Projekt. 13 entschieden sich dafür, dass Netzwerk zu unterstützen.
Die Mischung aus marxistischer Theorie und aktueller politischer Positionierung macht auch die Attraktivität des marx21-Magazins aus. Von der neuen Ausgabe wurden 116 Exemplare verkauft. In der Schlussveranstaltung wurde unter anderem darauf verwiesen, wie wichtig die Arbeit mit dem Magazin vor Ort ist. Das Magazin vernetzt. Der Vertrieb des Magazins und die Diskussionen über die Artikel können dabei helfen, diejenigen zusammenzubringen, die die neue Linke in Richtung Klassenkampf und auf einen Sozialismus von unten orientieren wollen. Viele nutzen diese Möglichkeit und haben sich mehrere Exemplare mitgenommen, um sie vor Ort anzubieten.
Der Kongress war ein guter Beginn für das marx21-Netzwerk, die Konstituierung vor Ort ist ein nächster wichtiger Schritt.
Presseschau
Die Konferenz hat ein kleines Medienecho gefunden: zwei Berichte in der taz und der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«. Hier der Link zum Bericht in der taz: „Klassenkampf und Rauchverbot“:
Die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« schreibt in ihrem Artikel »Deutschland fühlt wieder links« vom 3.11.2007: »Lenin spielt auch bei jungen Leuten eine Rolle. Etwa am Wochenende beim Kongress ‚Marx is Muss‘ in der Alten Feuerwache, direkt gegenüber dem Springer-Hochhaus, nicht weit vom früheren Checkpoint Charlie. Da soll die Tradition von Marx, Lenin und Rosa Luxemburg für die Gegenwart fruchtbar gemacht werden. Max Steininger, ein junger Student aus München, gibt eine Einführung in den Marxismus. Dreißig junge Leute hören zu. (…) Auch vier Bundestagsabgeordnete der ‚Linken‘ haben ihre Teilnahme am viertägigen Kongress zugesagt. Das Problem sei, sagt Max, gleichzeitig den Staat zu übernehmen und die Betriebe. ‚Es gilt, den Punkt zu finden, wo wir dieses System sprengen können‘, fügt ein anderer junger Revolutionär im Seminarraum 3 an. Nebenan, im Seminarraum 4, ist das Publikum mittelalt und weniger dogmatisch. Hier erklingt linkssozialdemokratisches Vokabular, oft sollen ‚die Menschen mitgenommen werden‘. Die Linken aus Berlin, Bonn, Frankfurt oder Bautzen haben begriffen, dass die Stimmung in Deutschland für sie so gut wie lange nicht ist. ‚Es gibt einen breiten Sog zum linken Reformismus. Die Dynamik ist da‘, sagt Werner Halbauer, Mitorganisator von Montagsdemonstrationen. Das müsse die Linke nutzen. ‚Wer sich da abseits stellt, macht als Marxist einen Fehler.‘ Wenn Oskar Lafontaine vorschlage, mit dem Thema Kinderarmut kampagnenfähig zu werden, dann habe er recht, sagt ein anderer. Mit dem Thema Kinderarmut hat auch Kurt Beck vor einer Woche auf dem SPD-Parteitag in Hamburg gepunktet. Und Juso-Chef Björn Böhning hat gefordert, die SPD müsse den G-8-Kritikern von Heiligendamm ‚eine Heimat geben‘. Um den G-8-Gipfel geht es auch viel beim ‚Marx is Muss‘- Kongress.«
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