Während über 10.000 die Straßen nach Heiligendamm direkt blockierten, forderte der Alternativengipfel die G8 inhaltlich heraus. Über 2.000 Besucher diskutierten auf zehn Podiumsdiskussionen und über 120 Workshops über Gegenvorschläge zur Politik der Herrschenden
Eine der zentralen Podiumsdiskussionen beschäftigte sich mit dem Klimawandel. Dort attackierte Klimaexperte Elmar Altvater aus Berlin den Emissionshandel als untauglich, das Problem zu lösen.
Die internationalen Finanzmärkte hätten den Handel mit Kohlendioxid-Zertifikaten bereits als Wachstumsmarkt entdeckt. Emissionshandel bedeute, den Klimawandel denjenigen Kräften zu überlassen, die ihn erst geschaffen hätten.
Sunita Narain aus Indien klagte die Medien an, Politikern wie US-Präsident Bush Raum für leere Versprechungen geben, anstatt sie anhand der Fakten über den Klimawandel unter Druck zu setzen. Sie forderte, dass die Wirtschaft völlig neu organisiert werden müsse.
Eine weitere Podiumsdiskussion widmete sich dem Thema Krieg und Militarisierung. Dort erklärte die junge Gemeinderätin Rania Khan von der britischen Linkspartei Respect Bush und den scheidenden Premierminister Blair zu Extremisten, weil sie für den Tod hunderttausender Menschen im Irak und in Afghanistan verantwortlich seien.
Nicola Bullard von den Philippinen, die in einer weltweiten Kampagne gegen ausländische Militärbasen arbeitet, erwartete, dass sich die Militarisierung im Zuge der Konkurrenz um Rohstoffe noch beschleunigen werde. Christine Buchholz vom Bundesvorstand der WASG forderte den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan und rief dazu auf, am 15. September in Berlin dafür zu demonstrieren.
Am Abend widmete sich eine Podimusdiskussion mit dem Autor John Holloway aus Mexiko, der ehemaligen Vizepräsidentin von Attac Frankreich Susan George, der argentinischen Bewegungsforscherin Isabel Rauber und dem britischen Professor Alex Callinicos der Frage nach Strategien und Perspektiven für die globalisierungskritische Bewegung.
Strittig waren die Fragen nach dem Verhältnis der Bewegung zu Parteien und zum Staatsapparat. Holloway erklärte beispielsweise, dass Staats- und Parteistrukturen die Dynamik der Bewegung töten würden.
Callinicos wies auf die jüngsten Präsidentschaftswahlen in Frankreich hin. Der Sieg des Neoliberalen Sarkozy habe auch damit zu tun, dass die dortige Linke trotz des Erfolgs gegen die EU-Verfassung keinen gemeinsamen Kandidaten neben Sarkozy und Royal aufgestellt habe.
Einig waren sich die Redner über die erzielten Erfolge, wie gegen das multilaterale Investitionsabkommen 1997 oder die EU-Verfassung 2005, und darüber, dass die noch junge und wachsende globalisierungskritische Bewegung ihre besten Zeiten noch vor sich habe.
Auf fast allen Veranstaltungen berichteten Sprecher von den parallel stattfindenden erfolgreichen Blockaden. Das Publikum jubelte und klatschte. Redner kritisierten, dass Alternativengipfel und Blockaden gleichzeitig stattfanden und dass man deshalb nur schwer an beidem teilnehmen konnte.
Die Veranstaltungen waren von viele jungen Leuten besucht, obwohl die Blockaden zu gleichen Zeitpunkt stattfanden. Offenbar sind politische Alternativen zur herrschenden Weltordnung ebenso ein Bedürfnis wie die direkten symbolischen Aktionen gegen sie.
In Kürze stehen auf marx21.de mp3-Dateien von einigen Veranstaltungen zum Download bereit, etwa von der großartigen Eröffnungsrede von Jean Ziegler oder der spannenden Podiumsdiskussion über Strategien und Perspektiven für die globalisierungskritische Bewegung.