10 Milliarden Euro schwer ist der deutsche Briefmarkt – und von dem wollen private Postdienstleister einen möglichst großen Anteil ergattern. Das tun sie, in dem sie ihre Zusteller zu Dumpinglöhnen arbeiten lassen, die selbst bei einer Vollzeittätigkeit nicht zum Leben reichen. Wenn Ende des Jahres das Monopol der Deutschen Post auf Briefe unter 50 Gramm fällt, wird das noch schlimmer.
Zum Vergleich: Der Einstiegslohn für einen Zusteller bei der deutschen Post AG liegt bei 11,84 Euro je Stunde. Bei der privaten Konkurrenz müssen die Kolleginnen und Kollegen im Durchschnitt für nur 7 Euro in Westdeutschland malochen. Im Osten zahlen die privaten Firmen sogar nur 5,90 Euro. Viele »sind daher zusätzlich auf Arbeitslosengeld II angewiesen“, kritisiert die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.
Wie es einem Zusteller bei den Privaten ergeht, darüber haben die Kieler Nachrichten berichtet: „Zu wenig Lohn zum Leben – (…) Es ist schwer, einen wie Volker Kreis (Name v. d. Red. geändert) zu finden. Jemand, der darüber reden mag, wie es so zugeht bei einem privaten Zustelldienstleister für Briefe und Pakete (…)
Volker Kreis arbeitet hart. In aller Herrgottsfrühe um 6.30 Uhr beginnt sein Dienst: Postfächer füllen, die Kollegen mit Postsendungen beliefern, Briefe sortieren, sie dann ausliefern. Gegen 17 oder 17.30 Uhr hat er Feierabend. Der Mischlohn aus sechs Euro pro Stunde und 13 Cent pro zugestellten Brief bringt ihm 890 Euro – brutto; das macht unter dem Strich 700 Euro netto. Eine eigene Wohnung kann sich Volker Kreis davon nicht leisten. So wohnt der Junggeselle meist bei seiner Mutter, wo er auch gemeldet ist.“ (Weiter …)
DIE LINKE im Bundestag kritisiert die Liberalisierung der Postmärkte in der EU als »unsozial und verbraucherfeindlich«. Die Öffnung der Postmärkte habe bereits »zu einem massiven Arbeitsplatzabbau bei der Post geführt. Beschäftigte im Postbereich arbeiten verstärkt zu Hungerlöhnen und unzumutbaren Arbeitsbedingungen.« Deshalb fordert die Partei einen gesetzlichen Mindestlohn und »zusätzlich eine Verschärfung der Sozialklausel im Postgesetz, um ein Dumping bei Entgelt, Arbeitszeit und Urlaub zu verhindern.«
DIE LINKE hat die Bundesregierung aufgefordert sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, »die Postmarktliberalisierung ganz abzublasen.«
Mehr im Internet:
>> Studie im Auftrag von ver.di: „Liberalisierung und Prekarisierung – Beschäftigungsbedingungen bei den neuen Briefdienstleistern in Deutschland“ (Dezember 2006, 115 Seiten, PDF 335 KB)
>> Mindestlohnkampagne der Gewerkschaften
>> Mindestlohnseite der LINKEN
Quelle: Wikimedia Commons /JuergenG)