Walden Bello, Direktor des globalisierungskritischen Instituts „Focus on the Global South“ auf den Philippinen und Träger des alternativen Nobelpreises, sprach auf der Kundgebung gegen den G8-Gipfel am 2. Juni in Rostock:
„Freunde, Genossen, allen, die sich heute hier in Rostock versammelt haben, möchte ich sagen, dass ich sehr froh bin, hier mit euch gemeinsam gegen die G8 zu kämpfen. Ich denke, wir sind nicht hier, um die G8 zum Handeln aufzufordern. Wir sind hier, um die G8 aufzufordern, aus dem Weg zu gehen.
Die Atmosphäre hier ist ganz anders als vor zwei Jahren in Gleneagles. Vor zwei Jahren waren wir in Gleneagles und uns wurde gesagt, dass wir den G8 nach dem Mund reden sollen, damit sie etwas für die Entwicklungsländer tun. Vor zwei Jahren beherrschten die Rockstarts wie Geldof und Bono den Gegengipfel. Heute sind wir froh, dass die Rockstars nicht hier sind, um uns zu blenden. Heute herrscht nicht der Geist von Gleneagles, hier herrscht der Geist von Genua.
Wir sind nicht hier, damit sich die G8 wohlfühlen. Wir sind hier, um die G8 anzuklagen, sie bloßzustellen und um der Welt zu sagen, dass die Versprechen der G8 nichts wert sind – nichts! Und wir werden sicherstellen, dass unsere Botschaft gehört wird, auch wenn die Polizei versuchen wird, sie zu unterdrücken. Wir werden unserer Botschaft in der Welt Gehör verschaffen, trotz der Hubschrauber der Polizei.
Ich habe den Entwurf für die Abschlusserklärung dieses Treffens gesehen. Und ich sage euch, dass von diesem Gipfel eine sehr schlechte Erklärung ausgehen wird. Was sind die Hauptpunkte? Sie sagen den Entwicklungsländern, dass sie sich für Investitionen der Konzerne öffnen sollen. Sie sollen das Abkommen über die geistigen Eigentumsrechte (TRIPS) der Konzerne beachten. Diese Erklärung nimmt den Klimawandel nicht ernst. Diese Erklärung dient nicht dem Interesse der Menschen. Diese Erklärung wird angeklagt werden. Wir lehnen diese Erklärung ab.
Vor zwei Jahren sagten sie, wir sollten den Krieg nicht in die Diskussion hineinbringen und uns auf die Reduzierung der Armut konzentrieren. Wir müssen den Krieg genau in diese Versammlung bringen, denn ohne Frieden kann es keine Gerechtigkeit geben. In anderen Worten, lasst uns den Ruf erheben: USA und Großbritannien – raus aus Irak! Lasst uns den Ruf erheben: NATO – raus aus Afghanistan!
Lasst uns in den nächsten Tagen sicherstellen, dass die G8 unsere Anwesenheit spüren können, indem wir uns den Blockaden anschließen, um die G8 aus Heiligendamm zu vertreiben. Nieder mit den G8! Unterstützt die Völker der Welt! Lasst uns alle zusammenarbeiten im Interesse der Menschen, nicht im Interesse der G8. Auf nach Heiligendamm!“