Mehr als 5000 Aktivisten forderten Bundestagsabgeordnete von CDU, CSU und FDP lautstark auf, am Atomausstieg festzuhalten. Frank Eßers berichtet aus Berlin
Während der WM haben die Vuvuzelas viele genervt, beim Anti-Atom-Protest am Montag nur Vertreter von CDU, CSU und FDP. Bundesweit haben mehr als 5000 Atomkraftgegner vor den Wahlkreisbüros von 60 Bundestagsabgeordneten mit Tröten, Pfeifen, Rasseln und Trommeln gegen längere AKW-Laufzeiten demonstriert. Zu den Aktionen aufgerufen hat das Kampagnennetzwerk Campact.
Mit der Aktion unter dem Motto »Atom-Alarm« wurden die Abgeordneten von CDU, CSU und FDP aufgefordert, sich bei Bundeskanzlerin Merkel für einen Verzicht auf längere Laufzeiten einzusetzen.
In Berlin (siehe Diashow) versammelten sich rund 100 AktivistInnen vor dem Bürgerbüro der CDU-Abgeordneten Stefanie Vogelsang in den Neuköllner Gropiuspassagen.
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Während die Bundesregierung eine Entscheidung über die Laufzeiten der Kernkraftwerke angesichts vergangener Massenproteste bisher hinausgezögert hat, ließen die Atomkraftgegner keinen Zweifel daran, dass sie für AKWs keine Zukunft sehen: »Abschalten, abschalten, abschalten« skandierten sie immer wieder.
Stefanie Volgelsang war zwar nicht vor Ort, teilte aber auf ihrer Internetseite mit, dass sie »die Argumente der Demonstranten sehr ernst« nehme. Doch im Widerspruch dazu steht ihre Aussage, dass »die Kernkraft noch eine Zeit lang als Brückentechnologie« gebraucht würde.
Tatsächlich blockiert die Atomkraft bereits jetzt den Ausbau erneuerbarer Energien. Denn sie »verstopft« die Stromnetze, so dass weniger Energie aus erneuerbaren Energien eingespeist wird, als produziert werden könnte. Zudem verschlingen Kernkraftwerke Ressourcen, auch in Form von versteckten Subventionen, für die die Steuerzahler aufkommen müssen.
Am Ende der Aktion übergab ein Campact-Vertreter einem Mitarbeiter Vogelsangs die Erklärung »Atomkraft abschalten«, die bereits von über 150.000 Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet worden ist. Darin wird die schwarz-gelbe Bundesregierung aufgefordert, nicht am Atomausstieg zu rütteln. Außerdem werden eine Reihe Argumente aufgeführt, warum ein Abschalten der AKWs nicht nur nötig, sondern auch möglich ist.
Die Proteste vor den Wahlkreisbüros waren der Auftakt zu einer Reihe von Aktionen, mit denen Campact den »Atompolitikern« einen »heißen Sommer« in ihren Wahlkreisen bereiten will.
Noch heißer wird der Herbst: Derzeit bereitet die Anti-Atom-Bewegung eine Großdemonstration in Berlin am 18. September und die CASTOR-Blockaden im November vor.
Mehr im Internet:
- Atom-Alarm: Campact-Berichte aus den Aktionsorten
- Campact-Kampagne: Heißer Sommer für Atompolitiker
Mehr auf marx21.de:
- Hintergrund: Atomkraft – Es sollte beim »Nein Danke« bleiben: Kann mit Atomstrom das Klima gerettet werden? Ist Atomstrom billig? Sind erneuerbare Energien zu teuer? marx21 beantwortet Fragen, die immer wieder in den Energiedebatten auftauchen.
- Debatte: Anti-Atom-Proteste – Wie weiter für die Umweltbewegungen?: 150.000 haben am 24. April gegen schwarz-gelbe Atompolitik demonstriert, so viele wie seit den 70er Jahren nicht mehr. Dieser große Erfolg ist nicht nur ein verdienter Schlag ins Gesicht für Schwarz-Gelb, sondern auch eine Herausforderung für die Anti-Atom-Bewegung, meint Frank Eßers
- DIE LINKE und der Aufbau der Umweltbewegung (Thesenpapier anlässlich des Klimagipfels 2009 in Kopenhagen)