Unter dem Motto „Die bessere Welt gemeinsam gestalten!“ treffen sich im Oktober beim 2. Sozialforum in Deutschland Menschen aus dem ganzen Land, die Kritik an Globalisierung und Kapitalismus haben. Mitorganisator Hugo Braun sprach mit marx21 über die Veranstaltung.
Vom 18. bis 21. Oktober findet das Sozialforum in Cottbus statt. Warum organisiert ihr das Forum gerade jetzt zum zweiten Mal?
Dieses zweite Sozialforum in Deutschland ist die logische politische Fortsetzung des Sozialforums von Erfurt 2005. Wir sehen die Sozialforumsbewegung als einen gesellschaftlichen Prozess, der durch solche Großereignisse markiert wird. Aus der politischen Bedrohungssituation, die durch den Afghanistankrieg, den weiteren Abbau sozialer und demokratischer Rechte geschaffen wurde, ist eine Verständigung über Widerstandsstrategien jetzt besonders dringend, zumal die Bewegung ihre Mobilisierungsfähigkeit in Heiligendamm und mit der Berliner Demonstration gegen die Afghanistaneinsätze der Bundeswehr beeindruckend unter Beweis gestellt hat.
Die globalisierungskritische Bewegung feierte mit den Mobilisierungen gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm einen großen Erfolg. Wie drückt sich das auf dem Forum aus?
Die Schlussfolgerungen aus diesen wirklich erfolgreichen Mobilisierungen sollen Gegenstand besonders intensiver Diskussionen sein. Es ist dazu eine mehrstündige Veranstaltung am Nachmittag und Abend des 20. Oktober vorgesehen. Es geht darum, nach einer Zeit des Besinnung, Stärken und Schwächen zu analysieren und nun etwas konkreter darüber nachzudenken, wie der Schwung dieser Bewegung für den Widerstand gegen die neoliberale Herrschaft mit ihren schmerzhaften Folgen effektiv eingesetzt werden kann.
Beim letzten Sozialforum gab es eine Kontroverse über die Beteiligung von linken Parteien. Hat sich die Diskussion über das Verhältnis von linken globalisierungskritischen Parteien und Bewegung weiterentwickelt?
Nach meinem Eindruck hatte diese Debatte ein sehr positives Ergebnis. Die Aufgeregtheiten haben sich verflüchtigt. In der Initiative Sozialforum und insgesamt in der Vorbereitung auf Cottbus ist deutlich geworden, dass politische Parteien in diesem Prozess keine bestimmende Rolle spielen. Ich habe selbst Versuche dieser Art nicht wahrgenommen. Befürchtungen dieser Art hatte es vor allem bei Menschen gegeben, die in der Vergangenheit von Parteien enttäuscht worden waren.
Andere sahen die Gefahr des Einflusses einer einzigen Partei, womit in der Praxis DIE LINKE gemeint war, die natürlich in ostdeutschen Städten wie Erfurt und Cottbus eine starke Position hat. In der Realität sind auch jetzt Mitglieder der LINKEN mit dabei, wenn es zum Beispiel darum geht, in Cottbus unsere Flugblätter zu verteilen.
Das Verhältnis zwischen sozialen Bewegungen und politischen Parteien, ihre Gemeinsamkeiten und Widersprüche sind Gegenstand einer besonderen Veranstaltung unter dem Titel »Dialog der sozialen Bewegungen mit politischen Parteien« am Morgen des 20. Oktober. Vertreter der LINKEN und der Grünen werden mit den Positionen der sozialen Bewegung konfrontiert.
Welche Gruppen organisieren beziehungsweise unterstützen das Sozialforum und wie viele Leute werden erwartet?
Es ist wieder ein breites politisches Bündnis, das sich hier zusammengefunden hat, um diese vielfältige und bunte Diskussionsveranstaltung zu organisieren. Es reicht von Arbeitslosen- und Sozialhilfeinitiativen über Attac und kirchliche Gruppen bis zu den Gewerkschaften. Die Organisation hat Räumlichkeiten, Übernachtungsmöglichkeiten, Essen und Trinken für bis zu 2000 Menschen bereit gestellt. Es gibt weit mehr als in Erfurt hier in Cottbus ein starkes Interesse der Bevölkerung aus der Stadt und ihrer Umgebung. Wir rechnen mit einer starken Beteiligung.
Welche Bedeutung haben die Gewerkschaften für die Sozialforumsbewegung?
Ja, das Engagement der Gewerkschaften für dieses 2. Sozialforum lässt tatsächlich auf eine qualitative Verbesserung der Beziehungen zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen hoffen. So hat der Bundesvorstand von ver.di nicht nur die Unterstützung des Forums beschlossen, sondern auch seine Mitglieder aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen. Das gleiche hat auch die GEW beschlossen. Es werden in Cottbus die Vorsitzenden von drei DGB-Gewerkschaften anwesend sein und natürlich auch auftreten. Darüber hinaus haben auch IG Metall, BAU und NGG Workshops mit namhaften Vertretern angemeldet.
Wie kann bei der Mobilisierung geholfen werden?
Werbung machen! Auf Veranstaltungen, in Mitteilungsblättern und Mailinglisten auf dieses aufregende Ereignis aufmerksam machen. Und über all den Link www.sozialforum2007.de einfügen.
(Die Fragen stellte Yaak Pabst)
Zur Person:
Hugo Braun gehört zum Vorbereitungskreis des 2. Sozialforums in Deutschland und ist Mitglied des Attac-Rates.
Info:
Auch Oskar Lafontaine wird auf dem Sozialforum in den Dialog mit Globalisierungskritikern und sozialen Bewegungen treten.
Im Internet: