Israel nimmt die Bevölkerung des Gaza-Streifes in Kollektivhaft für die Anschläge einer Minderheit. Die Auswirkungen für die Menschen sind verheerend. Ein Bericht von Mohammed Omer aus Gaza
Durch die hermetische Abriegelung aller Grenzen kommen weder Hilfsgüter, Medikamente noch Nahrungsmittel nach Gaza. Die gesamte Bevölkerung, ca. 1,5 Millionen Menschen, wird ausgehungert. Fast jeder Haushalt aber auch Krankenhäuser leiden unter den Stromausfällen und den täglichen Bombardierungen durch die israelische Armee. Zivilisten und palästinensische Polizeistationen werden beschossen.
Schon 72 Stunden nach Bushs „Friedenstour" hatte Israel 37 Menschen getötet und mehr als 90 verwundet. Eine Bombe schlug bei einer Hochzeitsfeier nahe dem Innenministerium von Gaza-City ein. Eine Frau wurde getötet und weitere 47 verletzt. Die meisten unter ihnen waren Kinder die auf der Straße spielten. Die Verletzten wurden ins Al-Shifa-Krankenhaus gebracht, doch die Suche nach ausreichend Betten und Decken gestaltete sich schwierig. Letzten Freitag sperrte Israel die Grenze zum Gazastreifen für jeglichen Verkehr. Die Antwort der israelischen Behörden auf den „grenzüberschreitenden Raketenbeschuss". Alle humanitären Lieferungen wurden gestoppt.
Die Entscheidung wurde gefällt, nachdem militante Kämpfer über 110 Raketen auf den Süden Israels in den vergangenen drei Tagen abgefeuert und dabei drei Menschen in Israel verwundet hatten. Dagegen wurden 19 Palästinenser allein am Mittwoch letzter Woche während eines Luftangriffs auf den östlichen Teil von Gaza-City umgebracht. Unter den Toten befanden sich ein 13jähriger Junge, sein Vater und sein Onkel. In einem weiteren Angriff starben Maryam Al-Rahel und ihr Sohn, während sie auf einem Eselkarren unterwegs waren. Ihre Leichen, wie so viele anderen, lagen weit verstreut.
Der israelische Sprecher Shlomo Dror dazu: „Es ist nicht annehmbar, dass Menschen in der [israelischen Stadt] Sderot in Angst und Schrecken leben, während Menschen im Gazastreifen ihr Leben ganz normal fortführen." Mir ist nicht klar, was er mit „normalem Leben" meint? Wenn es normal ist, dass 37 Zivilisten innerhalb von vier Tagen getötet werden, eine ganze Bevölkerung ausgehungert, frierend und ohne Strom den gesamten Winter ausharren muss, Krankenhäuser gezwungen werden zu schließen weil sie ohne Medikamente, Nahrungsmittel und Decken nicht arbeiten können – dann führen wir unser Leben „normal" weiter.
(Aus dem Englischen von David Paenson)
Zum Autor:
Mohammed Omer arbeitet als Journalist und lebt im Gaza-Streifen. Er berichtet regelmäßig aus der Region.
Der obige Text ist eine gekürzte Fassung. Hier ein Link auf den vollständigen Bericht…