Afghanistan ist nach Angaben seines Nationalen Entwicklungsberichtes (NHDR) für 2007 im globalen UN-Entwicklungsindex, der Länder nach wirtschaftlichem Einkommen ihrer Bürger, Lebenserwartung und Alphabetisierungsgrad einstuft, um einen Platz gefallen.
Afghanistan wurde auf Platz 174 von 178 Ländern eingestuft, nur noch vor Burkina Faso, Mali, Sierra Leone und Niger. In Afghanistans allererstem Entwicklungsbericht, der 2004 herausgegeben wurde, lag das Land auf Platz 173, und es wurde noch davon ausgegangen, dass das Land seine Indikatoren menschlichen Wohlergehens bald schon verbessern würde.
Jedoch leben, wie der Bericht zeigt, Afghanen im Schnitt 9 Jahre weniger lang als Menschen in anderen niedrigstentwickelten Ländern.
„Die Lebenserwartung ist von 44,5 Jahren im Jahr 2003 auf 43,1 Jahre 2005 gefallen“, steht im Bericht, der am 18. November in Kabul herausgegeben wurde.
Der Bericht weist auf stetige Anstrengungen hin, die Afghanistan zur Verbesserung seines Gesundheitswesens unternimmt, wodurch zum Beispiel die Säuglings- und Müttersterblichkeit verringert wurde (auf 1600 von 100.000 Geburten), warnt aber, dass immer noch 30 Afghanen pro Tag an Tuberkulose sterben.
Armut
Obwohl die afghanische Wirtschaft über die letzten paar Jahre zweistellige Wachstumszahlen aufrechterhalten hat, ist es nicht gelungen, die vorherrschende extreme Armut und den Hunger nennenswert zu reduzieren, heißt es im Bericht.
Der NHDR stuft Afghanistan als das ärmste Land in Asien ein, mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von 670 Euro.
„6,6 Millionen Afghanen schaffen es nicht, ihren täglichen Nahrungsbedarf zu decken, und 24 Prozent der Haushalte können als unterernährt bezeichnet werden“, steht es im Bericht. Daher ist die Hälfte aller afghanischen Kinder unter 5 Jahren untergewichtig.
Der Bericht stellt auch fest, dass weniger als 30 Prozent der schätzungsweise 24,5 Millionen Bürger Afghanistans regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser haben.
Bildung
Da das Bildungswesen durch 25 Jahre bewaffneter Konflikte weitgehend zerstört wurde, hat Afghanistan einen der niedrigsten Alphabetisierungsgrade bei Erwachsenen unter den Entwicklungsländern, und der Alphabetisierungsgrad von Erwachsenen über 15 ist dem Bericht zufolge von 28,7 Prozent im Jahre 2003 auf 23,5 Prozent 2005 gefallen.
Insbesondere afghanische Frauen leiden an mangelndem Zugang zu Bildung. Der Schulbesuch von Frauen in der Grund-, Mittel- und Oberschule ist nur knapp halb so hoch wie bei Männern – 41,8 Prozent für Frauen und 73,7 Prozent für Männer“, heißt es im Bericht.
Frauen werden auch, was andere menschliche Entwicklungsindikatoren, wie zum Beispiel Zugang zu Gesundheitsfürsorge, Arbeitsplätze und Lebenserwartung angeht, weit hinter den Männern eingestuft.
Rechtsstaat
Der 176 Seiten lange NDHR 2007, der von etwa 40 afghanischen und internationalen Experten produziert wurde, empfiehlt insbesondere eine Ergänzung traditioneller Regeln um ein formelles Rechtssystem im Land.
Der Bericht unterstreicht einige der Hauptmängel sowohl in den formellen als auch informellen im Lande augenblicklich gültigen Rechtsnormen und argumentiert für ein Mischsystem, das den Zugang von Frauen zu den Gerichten erleichtern und einen verlässlichen, transparenten und reibungslosen Zugang zur Gerichtsbarkeit für alle Afghanen sicherstellen soll.
Der Bericht warnt angesichts der beschränkten Fortschritte Afghanistans in Richtung seiner neun Millenniumsziele. Er stellt fest, dass trotz bedeutender Fortschritte in der menschlichen Entwicklung seit 2002 das Land in vielen Bereichen nicht schnell genug vorankommt, um seine Millenniumsziele 2020 erreichen zu können, was „schreckliche Konsequenzen für die Ärmsten und Verletzlichsten in der afghanischen Gesellschaft haben wird.“
(IRIN)