Allerdings sind auch zyprische Normalkunden auf diese Banken angewiesen, also haben sie ihre Ersparnisse diesen anvertraut, oft als Alterssicherung. Und dies schien den politischen Oberbediensteten des Finanzmarktes verlockend: Machen wir doch, dachten sich die Euro-Finanzminister aus, im kleinen Zypern mal einen Probelauf für ein »Rettungs«-Modell, bei dem die Kleinen blechen und die Großen gut davonkommen. Bürden wir doch der Masse der Minisparer eine Zwangsabgabe auf, direkt vom Konto läßt sie sich wegbuchen.
Auch die großen Anlagen bei den zyprischen Banken sollten dabei einige Prozente in ihrem Wert gemindert werden, aber für diese Investoren ist das nicht schmerzhaft, sie haben ja ihre Extragewinne dort längst angesammelt. Und mittels der geretteten Banken können sie demnächst wieder lohnende Geschäfte machen…
Wenn nicht in Zypern, dann bei der nächstbesten Gelegheit
Was da von einem »Enteignungskonsortium aus Politik und Bankwirtschaft« beabsichtigt war, »schürte den Verdacht, daß an Zypern nur ausprobiert wird, was auch anderenorts probat erschiene« (Jürgen Kaube in der FAZ, in deren kritischem Ressort, im Feuilleton). Und so kam selbst in der Bundesrepublik bei Kleinsparern Sorge auf, daß es ihren Guthaben demnächst übel ergehen könne. Da der Bundestagswahlkampf begonnen hat, treten nun Steinbrück, Gabriel und Co. als Anwälte der kleinen Leute auf – haben Merkel und Schäuble etwa die Absicht, bei künftigen Finanznöten auch deutsche Sparguthaben anzutasten?
Die Euro-Finanzstrategen wichen ein Stück zurück: Wenn es denn nicht anders zu machen sei, könnten die Kleinsparer auf Zypern geschont
werden. Die dortigen Parlamentarier allerdings wollten diesem Zugeständnis nicht trauen, sie mochten das Brüsseler »Paket« nicht annehmen. Das kann man ihnen nicht verdenken. Denn weshalb sollten Euro-Minister, die sozusagen über Nacht den Kleinsparern einen Teil ihres Geldes wegnehmen wollten, in Zukunft solcherart Pläne tabuisieren? Wahrscheinlich ist: Sie warten damit auf eine günstigere Gelegenheit.
Zuletzt in Klönnes Klassenbuch:
- Steinbrücks Schimpfkanonade ist demagogisch: Die Italienerschelte des SPD-Spitzenkandidaten ist weiterhin Thema der veröffentlichten Meinung, sogar der Meinungsforschung. Geht es dabei nur um Anstandsregeln im internationalen Meinungsaustausch? In der »Clown-Affäre« stecken gesellschaftspolitische Einschätzungen und Absichten – meint Arno Klönne
- Gauck bekennt sich zu himmlischem Europa: Zu einem Ruck reichte es nicht, aber als propagandistische Pflichtübung ist die Europa-Rede des Bundespräsidenten dann doch der Beachtung wert – meint Arno Klönne
- Luxuswut? Demokratieforscher über den Bürgerprotest: Außerparlamentarische Einmischung in die Politik sei und werde immer mehr eine Spezialität gutbetuchter Ruheständler – so der Politikwissenschaftler Franz Walter. Mit dieser Momentaufnahme seine Instituts sollte man sich nicht begnügen, meint Arno Klönne