Schülerinnen und Schüler wehren sich gegen den Werbefeldzug für Krieg in ihren Klassenzimmern. Ein Bericht von Thomas Haschke.
Am Samstag, 23. Januar 2010, findet in Freiburg, organisiert vom lokalen Bildungsstreikbündnis, eine Demonstration gegen der Kooperationsvereinbarung zwischen Bundeswehr und Kultusministerium statt. Die Landesarbeitsgemeinschaft Frieden der LINKEN Baden-Württemberg unterstützt die Demonstration und fordert das Kultusministerium auf, diesen Vertrag sofort zu kündigen. Durch diesen Vertrag wird die Vereinbarung des „Beutelsbacher Konsens der Landeszentrale für Politische Bildung" massiv untergraben. Die Kooperationsvereinbarung soll die Bundeswehr, vertreten durch Jungoffiziere, bei Kindern und Jugendlichen bekannt machen und Auslandseinsätze legitimieren. Doch nicht umsonst steht im Grundgesetz: von deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen. Die Mehrheit der Bevölkerung – auch in Baden Württemberg – lehnt den Afghanistan-Krieg und die Beteiligung der Bundeswehr daran ab. Schon durch den uniformierten Auftritt der Offiziere an den Schulen ist von einer Werbung für die Bundeswehr zu sprechen. Eine kritische Darstellung von Auslandseinsätzen und Aufrüstung oder des sinnlos hohen „Verteidigungshaushaltes" ist von den Jungoffizieren, deren Arbeitgeber die Bundeswehr ist, nicht zu erwarten. Lehrerinnen und Lehrer brauchen keine militärische Aus- und Fortbildung. Schülerinnen und Schülern soll ein humanes Menschenbild vermittelt werden. Wir rufen Lehrerinnen und Lehrer, Rektorinnen und Rektoren dazu auf, keine Unterrichtsmaterialien der Bundeswehr und des Verteidigungsministerium in ihre Schulen zu lassen sowie das Bundeswehr-Strategiespiel „Polis" nicht im Unterricht einzusetzen. Wir rufen dazu auf, kein Militär in Schulen einzuladen und keine Schulausflüge in Kasernen zu organisieren. Wir rufen alle Schülerinnen und Schüler zum Protest auf, wenn Soldaten die Schule betreten. Wir rufen alle Eltern auf, mit Lehrerinnen und Lehrern zu sprechen und sie zu ermuntern gegen diese Vereinbarung aktiv zu werden. DIE LINKE fordert zivile Arbeitsplätze statt Kriegseinsätze. – Bundeswehr raus aus den Klassenzimmer.
Zum Autor:
Thomas Haschke ist Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Frieden der LINKEN in Baden-Würtenberg.
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