Zum ersten Mal seit drei Jahren sind in Afghanistan wieder Gefangene hingerichtet worden. Präsident Karsai droht weitere Todesurteile vollstrecken zu lassen. Mehrere hundert Häftlinge eines Kabuler Gefängnisse streiken dagegen.
Die Insassen des Pul-e-Charkhi-Gefängnisses im Osten Kabuls haben mehrere Tore auf dem Gelände verschlossen. Sie verweigern Befehle, wie die Gefängnisleitung bestätigte.
„Wir wollen, dass die Regierung die Hinrichtungen beendet“, forderte ein anonymer Häftling am Telefon. Die Gefangenen wehren sich gegen zukünftige Exekutionen.
Mit der Erschießung von 15 Gefangenen endete am 7. Oktober eine dreijährige informelle Aussetzung der Todesstrafe in Afghanistan. Nun hat der afghanische Präsident Hamid Karsai über die Hinrichtung von 30 weiteren Gefangenen zu beschließen.
Ein anonymer Mitarbeiter von Karsai bestätigte, dass der Präsident die Urteile derzeit Fall für Fall durchgeht. Abdul Rasheed Rashid, Mitglied des Obersten Gerichts, erklärte, dass die Häftlinge von einem Erschießungskommando getötet würden, sobald Karsai die Urteile bestätige.
Die Gefangenen seien wegen Mordes, bewaffneten Raubüberfalls und anderer Verbrechen zum Tode verurteilt worden, sagte Rashid. Afghanische und internationale Menschenrechtsorganisationen verurteilten die Vollstreckungen der Todesstrafe und forderten, sie erneut auszusetzen. In Afghanistan könne die Einhaltung juristischer Standards nicht garantiert werden.
Humayun Hamidzada, Karsais Sprecher, erklärte, Exekutionen seien eine gute Lektion „für diejenigen, die Verbrechen wie Mord, Entführung, Ehebruch und Vergewaltigung begingen“.
(Jan Maas/IRIN)