Bei der Steakhauskette Maredo geht der Kampf um Wiedereinstellung und bessere Arbeitsbedingungen weiter. Ende April soll es einen bundesweiten Aktionstag vor den Filialen geben. Von Jürgen Ehlers
Seit Januar dieses Jahres kämpfen rund 20 entlassene Mitarbeiter aus einer der beiden Filialen der Steakhauskette Maredo in der Frankfurter Innenstadt, unterstützt von ihrer Gewerkschaft NGG und einem von Mitgliedern der LINKEN gegründeten Solidaritätskomitee, gegen ihre Entlassungen. Die Geschäftsleitung von Maredo war im November letzten Jahres extra aus Düsseldorf angereist, um die Mitarbeiter mit fingierten Beweisen und massiven Einschüchterungen so unter Druck zu setzen, dass sie ihre Eigenkündigung unterschreiben (marx21.de berichtete).
So wurden sie zu einer Mitarbeiterbesprechung geladen, zu deren Beginn der Versammlungsraum abgeschlossen und allen die Kommunikation nach außen verboten wurde. Einige der Kollegen leiden bis heute unter den Folgen dieser Freiheitsberaubung.
Mit versteckter Kamera
Die Staatsanwaltschaft hat sich inzwischen dieses Teils des Skandals angenommen und ermittelt. Die fingierten Beweise beruhen fast ausschließlich auf heimlich gemachten Filmaufnahmen, denn die Geschäftsleitung hatte ohne Zustimmung des Betriebsrates Kameras installiert.
Ob diese Aufnahmen deswegen vor dem Arbeitsgericht verwertet werden, klärt sich erst noch. Die angeblich belastenden Aufnahmen entlarven in Wirklichkeit das skrupellose Vorgehen der Geschäftsleitung und entlasten die Mitarbeiter.
Vom Privatdetektiv angestiftet
So ist zu sehen, dass ein Koch Kartoffeln aus der Küche mit nach Hause nimmt. Diese Kartoffeln wurden ihm mit Nachdruck von einem eingeschleusten Privatdetektiv angedient. Der Hintergrund ist banal. Das Gemüse entsprach nicht der Normgröße von Maredo für Ofenkartoffeln und wäre sonst wie üblich im Abfall gelandet.
Eine andere Filmsequenz zeigt Mitarbeiter vom Service, die sich am Kaffeeautomat bedienen. Sie waren vom Filialleiter extra dazu aufgefordert worden, ihm einen Kaffee zu bringen.
Einem anderen Koch, der die Endstücke der Baguettes, die sonst in den Abfall gewandert wären, jahrelang vor den Augen und mit Zustimmung des Filialleiters für seine Kaninchen mit nach Hause genommen hat, wird das jetzt als Diebstahl vorgehalten. Die Liste der absurden Vorwürfe ist noch länger.
Betriebsrat im Weg
Im Kern geht es den Eigentümern, unter ihnen die Fondsgesellschaft ECM, um Profitmaximierung. Dabei sind ihnen der dreiköpfige Betriebsrat und eine gewerkschaftlich organisierte Belegschaft im Weg. Während die gefeuerten Mitarbeiter 9 Euro verdient haben und unbefristete Arbeitsverträge hatten, bekommen die neuen nur 7,50 Euro und befristete Verträge.
Die wöchentlichen Kundgebungen, die Auftritte auf vielen Veranstaltungen und auf Demonstrationen haben das Interesse der Medien an dem Konflikt erhöht und machen die Geschäftsleitung von Maredo unruhig. Ein Fernsehbericht des Hessischen Rundfunks, in dem der Betriebsratsvorsitzende und Mitarbeiter zu Wort gekommen sind, hat dazu geführt, dass die Düsseldorfer Zentrale diese mit der Androhung von Klagen einzuschüchtern versuchte. Ein Bericht des ZDF, der vor Wochen gesendet werden sollte, ist nach Androhung einer Klage bisher nicht ausgestrahlt worden, weil der Sender hohe Kosten fürchtet, falls er den Prozess verliert.
Aktionstag und Aufruf
Maredo fürchtet offenbar um seinen Ruf und damit ist ein Etappenziel im Kampf um die Wiedereinstellung erreicht. Der Ruf ist die Achillesverse eines Unternehmens, das haben auch schon Schlecker und Lidl erfahren müssen. Deswegen ist es auch wichtig, an dieser Stelle den Druck zu erhöhen.
Das soll mit einer Flugblattaktion vor möglichst vielen Filialen in ganz Deutschland am 28. April erreicht werden und mit einem bundesweiten Aufruf von Prominenten, in dem sie erklären, dass sie so lange nicht mehr bei Maredo essen gehen werden, bis die Mitarbeiter wieder eingestellt sind.
Tausenden geht es ähnlich
In Köln sind bereits vor einer der Filialen Flugblätter verteilt worden und in Berlin haben Genossen die Chance genutzt, die Mitarbeiter von Maredo, die zwei Betriebsversammlungen besucht haben, über den Kampf in Frankfurt aus Sicht der gefeuerten Kollegen zu informieren. Das dürfte sich bis in die Düsseldorfer Zentrale herumgesprochen haben, und das ist auch gut so.
Der Kampf bei Maredo kann sich zu dem berühmten Tropfen auswachsen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Denn unter der schlechten Bezahlung und den schlechten Arbeitsbedingungen nicht nur in der der Systemgastronomie, die eine fast gewerkschaftsfreien Zone bildet, leiden in jeder Großstadt tausende von Beschäftigten. Deswegen ist es auch so wichtig, dass die NGG am 21.04. ihre Delegiertenkonferenz in Frankfurt dazu nutzt, um eine Demonstration vom Gewerkschaftshaus durch die Innenstadt mit einer Abschlusskundgebung vor Maredo durchzuführen.
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