2004 hat die USA den Putsch gegen den gewählten Präsident Aristide unterstützt. Jetzt besetzt die US-Armee das Land mit 10.000 Soldaten. marx21 meint: Statt Soldaten müssen zivile Helfer und genügend Nahrung nach Haiti.
Zehntausende Menschen auf Haiti sind bei dem Erdbeben, das das Land am Dienstag erschütterte, umgekommen. Hunderttausende wurden verwundet oder obdachlos. Überall auf der Welt empfinden Menschen tiefes Mitgefühl für diejenigen, die so viel verloren haben, und zeigen große Hilfsbereitschaft. Erdbeben sind Naturereignisse, aber das Ausmaß des von ihnen verursachten Leids hängt davon ab, wo sie stattfinden und wie viel Hilfe die Opfer erhalten.
Die größten Mächte der Welt sind viel zu langsam mit ihren Reaktionen. Sie zögern, während viele Menschen keine Nahrung und kein sauberes Wasser haben und unter freiem Himmel schlafen müssen. Die USA können jederzeit jedes Ziel der Welt mit Marschflugkörpern treffen. Es mangelt nie an Geld für den Militäretat. Wenn aber arme Menschen leiden, gibt es immer Verzögerungen und zu wenig Hilfsmittel. Die Haitianer werden nicht einmal 1 Prozent der Billionen Dollar bekommen, die den Banken ausgehändigt wurden, um das Finanzsystem zu stützen. Und selbst jetzt, wo Haitianer so viel Leid erfahren, genießen die superreichen Touristen ihren Luxus in der benachbarten Dominikanischen Republik auf der Westhälfte der karibischen Insel. Am Freitag bauten hungernde und durstige Menschen in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince Barrikaden, um gegen die fehlende Hilfe zu protestieren. Die Auswirkungen des Erdbebens sind auf Haiti sind besonders schwer wegen der Armut dort. Diese ist die Folge zweier Jahrhunderte imperialistischen Eingreifens. Sechzig Prozent der Häuser in Port-au-Prince entsprachen nicht den Baustandards. Schon vor dem Erdbeben waren die Preise für Reis, Bohnen, Wasser, Öl und Gas zum Kochen in die Höhe geschnellt und viele Haitianer konnten sich kein Essen mehr leisten. Die Presseagentur AP berichtete kürzlich, dass viele Haitianer jetzt „Schlammkuchen" aus Erde essen. Über die Hälfte der Bevölkerung muss von weniger als 1 Dollar am Tag leben. All das ist das Erbe des Kapitalismus.
Im achtzehnten Jahrhundert wurden tausende Sklaven von den europäischen Mächten nach Haiti verfrachtet. Mit den großen Sklavenaufständen unter Toussaint L'Ouverture wurden nicht nur die Sklavenhalter und drei europäische Armeen geschlagen, sondern sie waren auch ein Schlag gegen das ganze Sklavensystem. Der Aufstand ängstigte die Reichen weltweit und versetzte sie in Wut – und das bis heute. Während die meisten Menschen nach dem Erdbeben zu helfen versuchten, sagte der rassistische US-amerikanische Evangelist Pat Robertson, die Haitianer hätten einen „Pakt mit dem Teufel" geschlossen, als sie sich gegen die Sklaverei erhoben. Obwohl Haiti die Sklaverei abgeschüttelt hatte, war es unter Androhung militärischer Gewalt gezwungen, an die ehemalige Kolonialmacht Frankreich 150 Millionen Franc (etwa 25 Millionen Dollar heute) zu zahlen. Die letzte Rate konnten sie erst 1947 aufbringen. Im Jahr 1915 marschierten die USA auf Haiti ein, um die Schuldzahlungen zu überwachen und US-amerikanische Unternehmen zu schützen. Die Truppen blieben bis 1934 und verwalteten Haiti als faktische Kolonie. Die USA unterstützen ab 1957 die brutalen Diktaturen des Duvalier-Clans , da ihnen diese als Schutz gegen den Kommunismus galten. Im Jahr 1986 wurde „Baby Doc" Duvalier durch einen heftigen Aufstand gestürzt, er floh aus dem Land. Aber die Einmischung des Westens setzte sich fort. Die Haitianer wählten Jean-Bertrand Aristide zum Präsidenten, nachdem er eine Landreform, bessere Wohnungen und höhere Löhne versprochen hatte, woraufhin die USA einen Putsch gegen ihn unterstützten und er aus dem Amt entfernt wurde. US-Präsident Bill Clinton setzte Aristide schließlich wieder ein, aber nur unter der Bedingung, dass er den neoliberalen Wirtschaftsplan der USA umsetzte – ein Plan, den die Haitianer „Todesplan" nannten. Als Aristide dem Willen seines Herrn nur langsam folgte, verschworen sich die USA mit den Reichen Haitis und vertrieben Aristide erneut.
Seitdem hielten erst die USA und dann Truppen der UNO das Land besetzt. Die Forderungen der Haitianer nach Lebensmittel und anderer dringend benötigter Hilfe müssen sofort umgesetzt werden. Es ist ein Skandal, dass die USA und andere Länder die Hilfsmaßnahmen jetzt als politische Waffe benutzen, um ihren Willen in der Region durchzusetzen. Es muss Schluss sein mit der Besetzung Haitis durch ausländische Truppen und der neoliberalen Politik, mit dem die Armen Haitis ausgepresst werden.
Was du tun kannst:
Spenden und Hilfe sind in Haiti dringend erforderlich. Hier sind einige Organisationen mit Verbindungen zu den Basisbewegungen im Land.
- Der »Haiti Nothilfe-Fonds«, unterstützt Basisorganisationen in Haiti, die humanitäre Hilfe leisten. Er wird organisiert von Haiti Action. Das Netzwerk wurde nach dem Putsch im Jahr 2004 gegründet. Für weitere Informationen, einschließlich telefonischem Kontakt findest Du auf der Webseite der von »Haiti Action in Kanada«.
- Die Organisation »Zanmi Lasante Medical Center« hat iheren Sitz in der zentralen Hochebene von Haiti und bietet Gesundheitsversorgung durch ein Netz von Kliniken. Das Gesundheitszentrum hat das Erdbeben überstanden und kann so Hilfe in das Katastrophengebiet sicherstellen. Spenden vermittelt die US-amerikanische Non-Profit-Organisation »Partners in Health«.
- Das Schulprojekt »SOPUDEP« gibt es in der Stadt Petionville. Die Ressourcen der Schule und Lehrer werden mobilisiert, um die benachbarte Bevölkerung zu unterstützen. Sie können die Schulen unterstützung über die kanadische »Sawatzky Family Foundation«.
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