Willi van Ooyen, der Sprecher des Frankfurter Ostermarschbüros, führt die hessische LINKE in den Landtagswahlkampf gegen Ministerpräsident Koch. Auf der Demonstration für den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan sprach er mit marx21 über das Verhältnis von Friedensbewegung und Parlament und die Parallelgesellschaft der Reichen.
Willi, werden sich die Themen der Demonstrationen in Berlin und Washington im hessischen Wahlkampf wiederfinden?
Ja. Bush und Koch haben sich darauf verständigt, das Hauptquartier der US-Truppen in Europa von Heidelberg nach Wiesbaden-Erbenheim in Hessen zu verlegen. Für das nötige Bauland, um diese Armada zusammenzuziehen, werden soziale Institutionen plattgemacht. Es gibt also eine geistige Waffenbrüderschaft von Koch und Bush und die werden wir auch zum Thema machen.
Was erhoffst Du Dir als langjähriger Friedensaktivist von einer Kandidatur für DIE LINKE?
Die Friedensbewegung kann davon profitieren, wenn sie einen parlamentarischen Ansprechpartner hat. Ich möchte die Situation nutzen, um die Positionen der Friedensbewegung ins Parlament zu tragen, damit sie nicht aus der Öffentlichkeit verschwinden.
Wir sollten aber nicht vergessen, dass zum Beispiel die heutige Ministerin Wieczorek-Zeul in den 80er-Jahren mit im Ostermarschkreis saß. Wenn man sich dann ansieht, was die SPD in der Regierung für Politik macht, wird klar, dass sich Parteien auch in eine unerwünschte Richtung entwickeln können.
Bewegungen leben davon, aus einer Meinungsmehrheit eine aktiv handelnde Mehrheit zu machen. Gelingt uns das nicht, wird sich auch DIE LINKE auf Dauer nicht halten können. Darum wollen wir dafür sorgen, dass mehr Menschen aktiv werden.
Mit welchen Themen willst Du das erreichen?
Wir werden über soziale Fragen reden. Ich weiß aus meiner eigenen beruflichen Erfahrung, dass ein öffentlich geförderter Beschäftigungssektor wichtig für die Integration ins Erwerbsleben und für Qualifizierung ist.
Aktuell bin ich in der Integration von Behinderten tätig. Integration wird also eines unserer Leitthemen sein, und zwar nicht nur die von Behinderten und Armen, sondern auch die von Migranten.
Wir wehren uns gegen Ausgrenzung jeder Art. Wir werden das Schlagwort von der Parallelgesellschaft gegen die Herrschenden wenden, denn sie sind es, die sich abschotten und immer mehr Teile der Gesellschaft ausgrenzen.
(Interview und Foto: Jan Maas)