Was schreiben die anderen? Regelmäßig gibt die marx21-Redaktion an dieser Stelle Hinweise auf lesenswerte Artikel aus anderen linken Zeitschriften und Magazinen
In der jungen Welt vom 10./11. November findet sich ein interessantes und kritisches Interview mit Robert Maruschke zum »Community Organizing«. Darunter versteht man, grob gesagt, das Gründen von Bürgerplattformen. Der Sozialwissenschaftler erklärt, dass der US-Bürgerrechtler Saul Alinsky anders als häufig behauptet keineswegs der Erfinder des Organizing ist, sondern vielmehr von kämpferischen Gewerkschaftsprojekten der 1920er und 1930er Jahre lernte. Zudem zeigt Maruschke die Defizite der deutschen Variante des »Community Organizing« auf, die zu 75 Prozent von Unternehmen gesponsert wird. Sie verzichtet auf jegliche Konfrontation, stattdessen sollen wichtige »Community-Vertreter« in die bestehende Stadtpolitik integriert werden.
Im Januar werden in Israel vorgezogene Neuwahlen stattfinden. Im Newsletter des israelischen Auslandsbüros der Rosa Luxemburg Stiftung (12.11.2012) liefert Angelika Timm eine lesenswerte Beschreibung der Kräftekonstellation. Die Stärke des elfseitigen Textes aus dem Büro der RLS in Tel Aviv liegt darin, eine übersichtliche Darstellung der politischen Lager vor der kommenden Knessetwahl zu liefern. Außerdem umreißt der Text die gesellschaftliche Stimmung in Zeiten der Krise und nach den Protesten des letzten Sommers. Leider spielt die Situation des arabischen Bevölkerungsteils kaum eine Rolle.
Der italienische Philosoph Domenico Losurdo hat schon vor einigen Jahren ein Buch veröffentlicht, das nun unter dem Titel »Stalin. Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende« auf Deutsch erschienen ist. Losurdo befasst sich darin mit dem Bild, das im öffentlichen Diskurs über die Person und Politik des sowjetischen Diktators präsentiert wird, und räumt mit einigen Legenden auf. Leider produziert er dabei gleich neue. Das zeigt zumindest Arno Klönne in seiner Besprechung des Buches in der SoZ – Sozialistische Zeitung (Nr. 10, Oktober 2012) auf.
In den USA sorgt die neunjährige Sam Gordon bei Youtube für Furore. Sie ist eine so hervorragende American-Football-Spielerin, dass sie in einem Team von Jungs mitspielt und die auch noch reihenweise mit Touchdowns und Defensivtacklings malträtiert. Hieran anknüpfend zeigt der linke Sport-Kolumnist Dave Zirin in seinem Blog Edge of Sports (12.11.2012), dass die Geschlechtertrennung im Sport weitaus weniger »natürlich« ist, als sie erscheint. Körperliche Unterschiede könnten bei entsprechender Sozialisierung, Training und Ernährung deutlich reduziert werden. Die heutigen Vorstellungen hätten sich erst Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt, als die Professionalisierung des Sports begann und er mit Idealen von Männlichkeit sowie imperialistischer und militaristischer Politik aufgeladen wurde (nur auf Englisch).
Er war Vorsitzender der KPD und entwickelte deren Einheitsfrontpolitik mit. Dennoch wurde Paul Levi 1921 aus der Partei ausgeschlossen. Anlässlich der erstmaligen Veröffentlichung seiner Schriften in englischer Sprache widmen sich John Rose und Sebastian Zehetmair in der aktuellen Ausgabe der britischen Theoriezeitschrift International Socialism (Nr. 136, Herbst 2012) dem deutschen Kommunisten. Entgegen der häufigen Darstellung, nach der Levi ein prinzipieller Gegner der bolschewistischen Politik gewesen sei, beschreiben sie ihn als »Deutschlands verlorenen Bolschewiken«. Seine frühen Schriften stellten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Taktik der KPD dar, den die Komintern später zu Unrecht verleugnete.