marx21 dokumentiert einen offenen Brief zur Bahnprivatisierung, verfasst von Mitgliedern der Bahngewerkschaft Transnet. In dem Brief wird scharf die Parteinahme des Transnetchefs Norbert Hansen für einen Börsengang der Bahn kritisiert:
Offener Brief an den Beirat und Hauptvorstand der TRANSNET
9. November 2007
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
als engagierte TRANSNET-Mitglieder haben auch wir in den letzten Tagen und Wochen die politischen Auseinandersetzunge
sind uns mehrere Punkte aufgefallen, aus denen sich dringender Klärungsbedarf ergibt. Insbesondere geht es hier um das Verhalten des Kollegen Norbert Hansen in der Öffentlichkeit.
1. In der Debatte auf dem Hamburger SPD-Bundesparteitag am 27. Oktober 2007 über die Bahnprivatisierung sprach sich Norbert Hansen für die Annahme eines Antrags des SPD-Parteivorstands zum Einstieg in die Privatisierung über Volksaktien aus. Eine Woche zuvor hatte Norbert die Bundestagsabgeordne
Entwurf der Bundesregierung für ein Privatisierungsgese
Die offene Propagierung der Privatisierung durch Norbert Hansen liegt nicht im Mitgliederinteresse
Beim Hamburger SPD-Parteitag war zudem eine klare Beschlussfassung gegen jede Form von Privatisierung und Zerschlagung unserer Bahn in greifbare Nähe gerückt, nachdem 11 von 16 SPD-Landesverbä
hätte der SPD-Parteivorstand ein unzweideutiges Nein zur Kapitalprivatisieru
2. Der Gewerkschaftstag in Fulda hat sich ausdrücklich gegen eine Zerschlagung des Bahnkonzerns und den Verkauf einzelner Tochterbetriebe ausgesprochen. Dessen ungeachtet wurde die scheibchenweise Zerschlagung unserer Bahn in den letzten Monaten munter fortgesetzt und hat der DB-Aufsichtsrat offenbar den Verkauf der Scandlines und der DB-Immobilientochte
3. Die Aussage von Norbert Hansen, dass eine rasche Verabschiedung des Gesetzentwurfs die einzige historische Chance wäre, um eine Zerschlagung der Bahn zu verhindern, stimmt nicht! Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache. Denn laut Gesetzentwurf der Bundesregierung soll die Infrastruktur juristisches Eigentum des Bundes bleiben und von der zu privatisierenden DB AG wirtschaftlich bilanziert werden. Dem Bund soll die Möglichkeit eingeräumt werden,
nach 15 Jahren die Infrastruktur, die ihm juristisch schon gehört, für teures Geld von der privatisierten AG wieder „zurückzukaufen"
4. Als Reaktion auf den jüngsten SPD-Beschluss für ein „Volksaktienmodell" haben konservative Politiker und Medien jetzt verstärkt die Trennung von Netz und Betrieb gefordert. Darauf kann und muss es nur eine konsequente und sofortige Antwort unserer TRANSNET geben: „Plan B" (Bahn bleibt beim Bund!). Dies wurde schon früher mehrfach vorgeschlagen – ohne Folgen. Jetzt müssen Taten folgen. Nicht erst nach der nächsten Bundestagswahl, sondern schon hier und heute ist die schleichende Zerschlagung unserer Bahn im Gange. Beirat und Hauptvorstand müssen sich ab sofort eindeutig positionieren und mobilisieren.
5. Der Kollege Norbert Hansen hat mit seinen o.g. öffentlichen Auftritten und eindeutigen Aussagen pro Privatisierung den Interessen unserer Gewerkschaft und aller EisenbahnerInnen massiv geschadet. Norbert Hansen hat sich eigenmächtig und eindeutig über die Positionen und Beschlusslage unserer TRANSNET hinweggesetzt. Dies widerspricht dem gewerkschaftlichen Selbstverständnis. Wir fordern Beirat und Hauptvorstand auf dafür Sorge zu tragen, dass die Gewerkschaft ab sofort gemeinsam mit dem DGB und dem Bündnis Bahn für Alle für „Plan B" (Bahn bleibt vollständig beim Bund) eintritt. Norbert Hansen hat die politischen und persönlichen Konsequenzen zu ziehen und zurückzutreten.
Mit kollegialen Grüßen
Für die Initiative Bahn von unten
Volker Blaschke, Genoveva Brandenburger, Kerstin Fürst, Frank Janouschek, Alfred Lange, Bernd Mattern, Peter Polke, Hans-Dietrich Springhorn, Frank Zander