David Paenson besucht Kairo und bloggt auf marx21.de. Heute berichtet er vom Arbeitskampf bei der Nachrichtenagentur Mena
Ich war heute nachmittag in der Kairoer Innenstadt unterwegs. Auf dem Tahrirplatz war nichts los, aber dann diese Überraschung: Der erste Streiktag von Journalisten der staatlichen Middle East News Agency.
Ich sprach mit einem der Streikorganisatoren, Sherif Eltokhey. Mena, das ägyptische Pendant zu Reuters, mit 1200 Mitarbeitern in Städten auf der ganzen Welt, darunter 500 in der Kairoer Zentrale, macht mit dem Verkauf von Nachrichten Millionen. Aber gegenüber den eigenen Mitarbeitern, die lediglich die Einlösung der Wahlversprechen des neuen ägyptischen Präsidenten Mursi nach einem ordentlichen Inflationsausgleich nach vielen Jahren der Lohnzurückhaltung fordern, heißt es: »Wir haben kein Geld.«
An diesem ersten Streiktag beteiligten sich erstmals nur 50 Angestellte. Aber sie hoffen, in den nächsten Tagen ihre Kolleginnen und Kollegen für ein Mitmachen zu gewinnen. »Ich streike nicht für mich, ich stehe hier für uns alle«, meinte Sherif. »Die Lehrer haben mit ihrem Streik eine 100-prozentige Lohnerhöhung durchgesetzt. Aber das reicht nicht, deshalb streiken sie weiter. Ohne Geld gibt es kein Leben. Wir wollen einen Mindestlohn von 3000 ägyptischen Pfund (380 Euro). Bete bitte für uns, und erzähle weiter von unserer Aktion.«
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