Während die europäischen Nationalmannschaften in diesen Tagen um den EM-Titel spielen, befindet sich ein Mitglied der palästinensischen Nationalmannschaft seit 80 Tagen im Hungerstreik. Von Paul Grasse
Der palästinensische Kicker Mahmoud Sarsak sitzt seit 2009 ohne Anklage in einem israelischen Gefängnis. Er befindet sich wie hunderte andere Palästinenser in sogenannter Verwaltungs- oder Administrativhaft, die für politische Aktivitäten verhängt wird und ohne Aussicht auf Verfahren beliebig oft verlängert werden kann. Meist erfahren die Gefangenen jedoch nicht einmal den Grund ihrer Festnahme.
Nach wie vor stecken Tausende politische Gefangene in israelischen Knästen. Einer von ihnen – Khader Adnan – begann im vergangenen Dezember die Nahrungsaufnahme zu verweigern. Sein 66 Tage währender Hungerstreik öffnete ein neues Kapitel im Widerstand gegen die Besatzung der palästinensischen Gebiete.
Wichtige Zugeständnisse
Hunderte Gefangene in Israel beteiligten sich und errangen wichtige Zugeständnisse hinsichtlich der Haftbedingungen. Obwohl Israel die meisten seiner Versprechen gebrochen hat, die Administrativhaft weiterhin anwendet und viele der Freigelassenen wieder inhaftiert hat, war die Bewegung in den Gefängnissen ein großer Erfolg und löste eine internationale Welle der Solidarität aus.
Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung die israelische Besatzung und Israels Verstöße gegen elementare Menschenrechte ignoriert und mit Waffenlieferungen und dem Versprechen bedingungsloser Solidarität belohnt. Die Bundesregierung sollte endlich beginnen, politischen und ökonomischen Druck auf Israel auszuüben, die politischen Gefangenen, unter ihnen der Fußballer Mahmoud Sarsak, freizulassen. Das wäre eine wirkliche Initiative zur Völkerverständigung, nicht der Besuch von Frau Merkel bei der deutschen Nationalmannschaft.
Mehr auf marx21.de:
- Israel auf dem Kriegspfad: Die arabische Revolution macht Demokratie und Freiheit im Nahen Osten möglich. Doch die israelische Regierung sieht das vor allem als Bedrohung an, meint Stefan Ziefle