Mitte August erschoss die südafrikanische Polizei 18 streikende Bergarbeiter. Jetzt bittet die Marikana-Solidaritätskampagne um finanzielle Unterstützung.
Die Kampagne aus verschiedenen NGOs unterstützt die streikenden Minenarbeiter und ihre Familien in Marikana, die im August Opfer eines Massakers der südafrikanischen Regierung wurden. Die Streikwelle, die von ihnen ausging, lähmt die Platin- und Goldindustrie bis zum heutigen Tag und stürzt den regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) in eine tiefe Krise.
Die Kampagne benötigt dringend internationale Solidarität und finanzielle Unterstützung, um die betroffenen Familien mit lebensnotwendigen Gütern zu versorgen und die gesetzliche Vertretung zu organisieren. Am Donnerstag, dem 25. Oktober, verhaftete die Polizei zahlreiche Streikführer um Zeugen einzuschüchtern, die vor der staatlichen Untersuchungskommission aussagen sollten. Der Aufruf:
Dringender Aufruf zur internationalen Solidarität
Die südafrikanische Polizei schoss am 16. August 2012 mit scharfer Munition auf streikende Arbeiterinnen und Arbeiter des Lonmin-Bergwerks in Marikana. Sie tötete 34 Arbeiter, und verletzte 78 weitere. Viele, die sich ergeben wollten, wurden aus kurzer Distanz erschossen. Die Minenarbeiter forderten die Verdreifachung ihres Gehalts auf monatlich 12.500 Rand (950 Pfund oder 1100 Euro).
In den darauffolgenden Tagen wurden 270 Streikende in Marikana festgenommen und nach dem »Common Purpose Law«, das zuletzt unter der Apartheid angewandt wurde, wegen des Mordes an ihren Kolleginnen und Kollegen angeklagt. Sie wurden auf Kaution freigelassen, als der öffentliche Druck die oberste Strafverfolgungsbehörde, die National Prosecuting Authority (NPA), zwang, die Anklagen fallen zu lassen. Seit dem Massaker lebt die Gemeinde in Marikana praktisch im Ausnahmezustand – Polizeikontrollen, Razzien und es gibt Berichte über rechtswidrige Verhaftungen und Schikanierungen. Über die Hälfte des Lonmin-Streikkomitees, das vor der Untersuchungskommission aussagen musste, wurde in den letzten Tagen wegen Mordes angeklagt.
Bisher wurde kein einziger Polizist oder Beamter wegen des Massakers in Marikana angeklagt. Einige Bergarbeiter müssen sogar mit mehrjährigen Haftstrafen rechnen, weil der Staat versucht, den Arbeitern die Schuld für die Gewalt zuzuschieben. Die meisten der getöteten und schwer verletzten Minenarbeiter in Marikana haben alleine ihre Familie ernährt. Der Verlust ihres Einkommens hinterlässt viele Angehörige in einer verzweifelten Lage.
Die Arbeiter des Lonmin-Bergwerks sicherten sich eine 22-prozentige Lohnerhöhung. Das war zwar nur ein Bruchteil der Forderung nach 12.500 Rand, dennoch wurde der Deal als Erfolg gefeiert. Tatsächlich kämpften die Bergwerksleute heldenhaft für ihren Lebensunterhalt. Sie schafften es, dass die Kluft zwischen den Löhnen der Minenarbeiter und dem Einkommen der Chefs der Gold- und Platinindustrie, die oft mehr als 1000 Mal mehr verdienen als ein durchschnittlicher Bergwerksarbeiter, öffentlich diskutiert wird. Das Massaker und der Erfolg inspirierte weitere Streiks in anderen Bergwerken im ganzen Land. Die Unterstützungskampagne für Marikana wird von den verschiedenen Streikkomitees anerkannt. Das hat Nachfrage nach weiterem Kampagnenmaterial geweckt.
Was die Kampagne bisher erreicht hat
Die Kampagne und gesetzliche Vertreter haben die vom Staat finanzierte Farlam-Untersuchungskommission aufmerksam verfolgt, verlangen Transparenz und eine Vertagung, um die Anwesenheit der Familien sicherzustellen und so dem Anliegen der Kommission, der Wiedergutmachung, auch tatsächlich nachzukommen. Darüber hinaus hat die Kampagne eine gesetzliche Vertretung für 26 Familien organisiert, einen privaten Rechtsmediziner bezahlt, beobachtet scharf einseitige Medienberichterstattung, legte eine alternative Analyse vor und stellte praktische Unterstützung und Mittel für die Familien bereit. Sie organisierte plakative Proteste während der Untersuchungen am Ort des Massakers, landesweite Streikposten und Demonstrationen für das Ende polizeilicher Willkür und Einschüchterung der Marikana-Gemeinde, und brachte viele Menschen nach Marikana um die lokalen Proteste zu stärken. Die Menschen konnten auch an den Streik- und Gemeindeversammlungen teilnehmen. Die Kampagne produzierte Kampagnenmaterial, Buttons, Flugblätter und T-Shirts, etc. und organisierte Touren mit Streikenden und Gemeindevertretern durch Städte und Townships im ganzen Land.
All das kostet Geld. In den kommenden Monaten müssen wir den Druck auf die Farlam-Untersuchungskommission über eine koordinierte nationale wie internationale Kampagne erhöhen, um ein gerechtes Ergebnis für die Familien der Toten, die dutzenden Verletzten und die hunderten Verhafteten zu erreichen.
Die Unterstützungskampagne für Marikana wird von vielen Organisationen unterstützt, darunter:
Amnesty International SA, Centre for Applied Legal Studies, Advocates For Transformation Centre for Study of Violence and Reconciliation, Equal Education Law Centre, Human Rights Media Trust, Lawyers for Human Rights, Legal Resources Centre, RAITH Foundation, Right To Know, Section 27, Social Justice Coalition, Socio-Economic Rights Institute, Treatment Action Campaign, Association of Mineworkers and Construction Union, National Council of Trade Unions, Marikana Development Forum, Wonderkop Women’s Group, Wonderkop Tribal Council, Alternative Information Development Centre, Soweto Concerned Citizens.
Konto: HRMT 1 for Marikana Support Campaign*
Bank: Nedbank
Filiale: Constantia
Filial-Code: 101109
Kontonummer: 1011102366
SWIFT: NEDSZAJJ
Verwendungszweck: Marikana Support Campaign
*HRMT steht für »Human Rights Media Trust«
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