Die Tariflöhne und -gehälter in Deutschland steigen. Das ist aber trotz Aufschwung nur möglich, weil Arbeitnehmer dafür hart kämpfen.
Die bislang im Jahr 2007 abgeschlossenen Tarifverträge bringen den Beschäftigten in diesem Jahr im Durchschnitt Einkommenserhöhungen von 3,7 Prozent. Das sei höher als im vergangenen Jahr, teilte das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung mit.
Rechnet man allerdings die zum Teil längeren Laufzeiten der Tarifvertrage mit ein – auch die Branchen mit länger laufenden Abschlüssen aus dem Vorjahr – dann ergibt sich eine vorläufige Tarifsteigerung für 2007 von nur noch 2,3 Prozent (2006: 1,5 Prozent).
"Wenn wir auf die Zahlen für die gesamte Wirtschaft schauen, dann können wir von einer positiven Wende in der Tariflohnentwicklung sprechen", sagt Dr. Reinhard Bispinck, der Leiter des WSI-Tarifarchivs. "In etlichen Branchen haben die Beschäftigten in diesem Jahr erstmals wieder gute Chancen auf einen Reallohnzuwachs."
Diese Tarifwende vollziehe sich aber nicht ohne harte Konflikte, sagte er. Dies zeigten insbesondere die Arbeitskämpfe im Bauhauptgewerbe und bei der Deutschen Bahn, die umfangreichen Warnstreiks, die den Abschlüssen in der Metallindustrie und in der Druckindustrie vorausgingen, oder auch die zähen Verhandlungen im Einzelhandel. Der Konflikt bei der Deutschen Telekom AG belege, dass in manchen Bereichen auch in Zeiten des Aufschwungs bestehende Tarifstandards unter starken Druck geraten, so Bispinck.