Am internationalen Aktionstag für den Schutz des Klimas gingen auf der ganzen Welt hunderttausend Menschen auf die Straße – auch in Berlin und Neurath. Redner griffen die Bundesregierung und die großen Konzerne an und plädierten für eine Massenbewegung zum Schutz des Klimas.
Rund zehntausend Menschen protestierten am 8. Dezember in Deutschland gegen den Klimawandel. In Berlin gingen nach Angaben der Veranstalter 5000 Menschen auf die Straße, in Neurath, wo ein neues Kohlekradtwerk gebaut werden soll, 3000 und in anderen Städten weitere 2000.
Organisiert wurde der Protest in Deutschland von der Klima-Allianz, einem Bündnis aus Umweltverbänden, Vertretern der Kirchen und weiteren Organisationen wie zum Beispiel Attac.
Weltweit beteiligten sich etwa 100.000 Menschen an den Protesten, mit denen die auf Bali stattfindende Klimakonferenz unter Druck gesetzt werden soll. Große Kundgebungen fanden in Istanbul mit 7000 und London mit 6000 Teilnehmern statt.
Machtfrage
Chris Methmann von Attac machte in seinem Beitrag auf der Kundgebung in Berlin deutlich, dass der Kampf für den Klimaschutz eine harte politische Machtfrage sei. Während in Bali neu verhandelt werde, sei deutlich, dass schon die Schutzvereinbarungen der letzten Weltklimakonferenz in Kyoto von den Industriestaaten nicht eingehalten wurden.
Greenpeace wies auf die Heuchelei der Regierung hin. Während Kanzlerin Merkel sich als Klimaretterin darstelle, seien in Deutschland 24 neue Kohlekraftwerke im Bau oder in der Planung. Der BUND wies auf die enge Verflechtung von Autokonzernen und Politik hin. Der heutige Präsident des Verbands der Automobilindustrie, Wissmann (CDU), war bis 1998 Verkehrsminister, während Merkel Umweltministerin war.
Hauptrednerin Bischöfin Käßmann machte die großen Konzerne für den größten Anteil am Klimawandel verantwortlich und forderte, sie für die Schäden aufkommen zu lassen. Sie prangerte an, dass auf wenige große Unternehmen zu viel Rücksicht genommen werde.
Massenbewegung
Auch Vandana Shiva aus Indien, Trägerin des alternativen Nobelpreises, machte klar, dass nicht alle Menschen gleichermaßen für den Klimawandel verantwortlich seien. Sie prangerte den deutschen Konzern RWE an, der für die Erderwärmung mit schuldig sei, während er in Indien an der Privatisierung der Wasservorräte beteiligt sei.
Sie wies auch darauf hin, dass es sich beim Klimawandel nicht um eine zukünftige Katastrophe, sondern eine Tragödie der Gegenwart handele und berichtete von den Folgen des Klimawandels in Indien und Bangladesch. Wie alle Redner erklärte auch sie, dass der Aktionstag nur ein Anfang sein könne. Chris Methmann brachte es auf den Punkt: „Ohne Massenmobilisierung wird es keinen Klimaschutz geben.“
Viele Demonstranten kritisierten die von Greenpeace, Pro Sieben und anderen unterstützte Aktion „Licht aus“, die für den Abend geplant war, als angesichts der Aufgaben unzureichendes Symbol. Anscheinend waren auch nur wenige von deren Wirksamkeit überzeugt. Obwohl inzwischen mehr Menschen Angst vor den Folgen des Klimawandels haben als vor Terroranschlägen, maß beispielsweise Vattenfall Berlin nur einen Leitungsabfall von 0,5 Prozent während der Aktion.
(Jan Maas / Fotos: Frank Eßers)
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