Rund 2000 Menschen protestierten am Donnerstag Abend in Frankfurt am Main gegen Rassismus und polizeiliche Brutalität gegen Schwarze. Bei einer Fahrkartenkontrolle ist der in Frankfurt lebende Derege Wevelsiep zuerst von einer Kontrolleurin rassistisch beleidigt und später von Polizeibeamten verprügelt worden. David Paenson berichtet
Was ist geschehen? Am 17. Oktober saß Derege Wevelsiep in der U-Bahn, zusammen mit seiner Verlobten Misale und ihrem dreijährigen Sohn David. Derege lebt in Frankfurt, ist Deutscher, in Äthiopien geboren und arbeitet als Ingenieur beim größten deutschen Elektronikkonzern. Die erste Fahrkartenkontrolle übersteht die Familie noch heil: Derege Wevelsiep hat von der Firma, bei der er arbeitet, eine übertragbare Monatskarte, auf der er nach 19 Uhr Angehörige mitnehmen darf. Er steigt früher aus, um etwas zu erledigen. Misale wird ein zweites Mal kontrolliert und zeigt die übertragbare Monatskarte. Doch die Kontrolleure halten sie für eine Betrügerin und unterstellen ihr, sie habe keinen gültigen Fahrschein. Misale ruft ihren Lebenspartner an, der kurze Zeit später bei ihr ist, um die Sache aufzuklären.
Doch dazu kommt es nicht. Laut Derege bleiben die Kontrolleure bei ihrem Vorwurf und eine Kontrolleurin sagt: »Ihr seid hier nicht in Afrika«. Derege gibt an, darauf geantwortet zu haben, dass es wohl nicht mehr um den Fahrausweis gehe, sondern um seine dunkle Hautfarbe. Die Kontrolleurin solle nicht vergessen, dass wir nicht mehr im Jahr 1942 leben. Die Kontrolleurin behauptete daraufhin, als Nazi beleidigt worden zu sein.
Die herbeigerufenen Polizisten wollen von den Kontrolleuren wissen, was passiert sei. Wie die Familie Wevelsiep die Sache sieht, interessiert sie laut Derege nicht. Sie stellen seine Personalien anhand seines Firmenausweises und seines Führerscheins fest, doch sie wollen auch seinen Personalausweis sehen. Den hat Derege zuhause und die Beamten bestehen darauf, in seine Wohnung zu fahren. Einer der Beamten will Derege Handschellen anlegen und schlägt ihn, als dieser das nicht zulassen will. Vor der Wohnung würgt ihn einer der Beamten, weil Derege den Kopf wegdreht, als die Beamten versuchen, seine Verletzungen zu fotografieren. Wohlgemerkt: es handelte sich um eine Fahrkartenkontrolle, Derege wird aber erst rassistisch beleidigt und dann behandelt wie ein Krimineller.
In seiner Wohnung zeigt er den Beamten seinen Personalausweis und muss sich übergeben. Seine Verlobte ruft einen Krankenwagen. Laut Angaben der Familie sollen die Beamten auch versucht haben, die Sanitäter abzuwimmeln. Im Krankenhaus diagnostizieren die Ärzte eine Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit, Prellung des Brustkorbes, des rechten Knies und der Hüfte. Drei Tage muss Derege Wevelsiep im Krankenhaus liegen. Aber auch dort findet er keine Ruhe und wird mehrfach von Polizisten für Verhöre am Krankenbett aufgesucht. Mittlerweile hat er Anzeige gegen die Polizeibeamten erstattet.
Die Demonstration war ein starkes Zeichen der Solidarität. Sie wurde von Schwarzen angeführt. Es gab aber auch viele weiße Gesichter dabei. Mit der Demonstration wurde klargemacht: Wir dulden (staatlichen) Rassismus nicht. No Pasaran.