Wenn das Gehalt eines Sparkassendirektors zum Leben nicht mehr reicht. Arno Klönne kommentiert einfühlend die Klagen von Peer Steinbrück über die Bezahlung der Bundeskanzler
Dem Kanzlerkandidaten der SPD ist es gelungen, rechtzeitig zum Jahreswechsel ein Thema für die öffentliche Beschäftigung mit Politik zu setzen, das nun die Medien beschäftigt: Eine Bundeskanzlerin oder ein Bundeskanzler, beklagte Peer Steinbrück, werde nur schäbig entlohnt – »nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen« beziehe ein weitaus höheres Gehalt.
Was mag den Spitzensozialdemokraten zu dieser Aussage motiviert haben? Sie ist offenbar seiner ganz persönlichen Gefühlswelt entsprungen, nicht etwa den Ratschlägen seiner PR-Mitarbeiter; denn wahlkampftaktisch bringt sie keinen Gewinn.
Steinbrück und die Honorare
Eine mögliche Erklärung: Steinbrück rechnet tatsächlich damit, Bundeskanzler zu werden, und er fürchtet, bei der bisher üblichen Bezahlung dieser Tätigkeit zu verarmen, honorierte Reden kommen für einen solchen Amtsträger ja nicht mehr in Betracht. Und diese Sorge ist dann einfach mal aus ihm hinausgerutscht.
Wahrscheinlich ist diese Deutung aber zu simpel, zumal Steinbrück sich ausrechnen kann: Würde er Bundeskanzler und müsste nach einer Weile diesen Job wieder abgeben, bekäme er als vortragender Exkanzler erhöhte Honorare – sogar bei Veranstaltungen von Sparkassen, in NRW sowieso, auch das Ruhrgebiet ist doch nicht arm.
Steinbrück und die Banken
Wir dürfen also annehmen, dass sein lohnpolitisches Argument einen tieferen Sinn hat, einen demokratietheoretischen sozusagen. Steinbrück wollte exemplarisch zum Ausdruck bringen, dass politische Führung in dieser Gesellschaft sich an meritokratische Regeln zu halten habe. Das heißt: Herrschen sollen diejenigen, die viele Verdienste haben. Wie soll man diese messen? Ganz einfach, daran dass sie viel verdienen.
Oder: Spitzenpolitiker haben ihren sozialen Ort bei Spitzenverdienern. Dass Steinbrück auf nahezu jeden Sparkassendirektor vergleichend verwies, war abschätzig gedacht; eine Sparkasse ist nicht gerade das tollste Finanzinstitut, da gibt es weit höhere Ränge im Bankenwesen.
Steinbrück und die Wähler
Also: Ein deutscher Bundeskanzler gehört zur Klasse der Global Player, mit einem Auftrag in der Politikbranche, weshalb sollte er dann weniger Salär bekommen als beispielsweise der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank. Na klar, der Staat muss sparen, aber nicht an der falschen Stelle, nicht ganz oben.
Nun ist abzuwarten, ob dies auch dem gemeinen Sozialdemokraten einleuchtet und anderen, die der SPD ihre Stimme geben sollen. Viele müssen ihren Beitrag leisten, wählend und steuerzahlend, sonst kommt kein Spitzengehalt zustande.
Zuletzt in Klönnes Klassenbuch:
- Steinbrück und Trittin: Sozial, sozialer, am sozialsten? Der Spitzensozialdemokrat und der grüne Spitzenmann treten jetzt im wahlkämpferischen Duett auf, als Bankenbändiger nur zum Auftakt, der Clou ihrer Darbietung ist: Zweistimmig singen Peer Steinbrück und Jürgen Trittin das Lied von der Wiederkehr des deutschen Wohlfahrtsstaates. Sie hat nur eine einzige Voraussetzung, wenn man ihrem Gesang glaubt: Angela Merkel muss abgelöst werden, SPD und Grüne müssen regieren. Arno Klönne geht der Frage nach, wie es zu dieser Aufführung kam und ob sie zum Publikumserfolg werden kann
- Der Krisenmanager: SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück versucht sich möglichen SPD-Wählern als Krisenmanager anzudienen. Als Finanzminister hat er aber vor allem den Banken geholfen, meint Arno Klönne
- Deutsche Russlandpolitik – werteorientiert: Der deutsche Bundestag zeigte der russischen Regierung rhetorisch die Faust – die Bundeskanzlerin machte wirtschaftswerbende Visite in Russland. Weiß die politische Klasse hierzulande nicht, was sie russlandpolitisch will? So oder so ist es nicht ihre Absicht, der Masse der Bevölkerung im Putinland beizustehen – motivierend sind innerdeutsche politische und ökonomische Interessen, das erfordert einiges an Arbeitsteilung. Meint Arno Klönne